Samstag, 7. November 2020

Buchrezension: Mary Beth Keane - Wenn du mich heute wieder fragen würdest

Inhalt: 

Als die Gleesons und die Stanhopes in dieselbe Nachbarschaft ziehen, scheinen die Weichen für ein freundschaftliches Miteinander gestellt. Lena Gleeson fühlt sich in der neuen Gegend ein wenig einsam und versucht mit Anne Stanhope Freundschaft zu schließen. Doch deren kühle, distanzierte Art verhindert jeden Kontakt. Erst ihre Kinder bringen die Gleesons und die Stanhopes wieder miteinander in Verbindung. Lenas jüngste Tochter Kate und Annes einziger Sohn Peter sind von Anfang an unzertrennlich. Aber ihre aufkeimende Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als eine Tragödie beide Familien für lange Zeit auseinanderreißt. 

Rezension: 

Die Gleesons und Stanhopes sind Nachbarn in Gillam, einer Kleinstadt in der Nähe von New York. Die beiden Väter Francis und Brian sind Arbeitskollegen bei der Polizei und die jüngste Tochter der Gleesons ist im selben Alter wie der Sohn der Stanhopes. Kate und Peter freunden sich als Kinder an und sind auch Teenager unzertrennlich. Lena Gleeson, die selbst noch nicht so lange Gillam wohnt, ist einsam und bemüht sich deshalb auch um eine Freundschaft mit der neu zugezogenen Anne Stanhope, doch diese reagiert von Anbeginn abweisend. Wegen des seltsamen Verhaltens von Anne sorgen sich die Gleesons um die Freundschaft von Kate zu Peter und auch Anne toleriert die Freundschaft nicht. An einem Abend kommt es deshalb zum Eklat und die Wege von Kate und Peter trennen sich über Jahre, bis sie als junge Erwachsene wieder den Kontakt zu einander suchen und trotz der Tragödie in ihrer Jugend einen neuen Anfang wagen. Doch die Vergangenheit und die Wurzeln zur eigenen Familie können nicht so einfach ignoriert werden.

"Wenn du mich wieder fragen würdest" ist die Geschichte von zwei Familien, die sich von den 1980er-Jahren bis in die Gegenwart im Jahr 2017 erstreckt. Der Roman ist aus der Perspektive verschiedener Protagonisten geschildert, wobei der Zerfall der Familie Stanhope und die Beziehung von Kate und Peter im Fokus der Handlung stehen.

Der Roman wird ruhig uns bedächtig geschildert und der Leser mit einigen schwierigen Themen wie psychischen Erkrankungen, Krebs, Alkoholismus, Vernachlässigung, Einsamkeit, Sehnsucht, aber auch einer bedingungslosen Liebe konfrontiert. Die Schilderungen sind intensiv und detailreich, nicht jeder Charakter ist von Anfang an durchschaubar und zumal verliert sich die Autorin in Details, so dass der Roman nicht durchgängig fesselt. Die Geschichte ist aber dennoch von Anfang bis Ende sehr bewegend.
Es ist eine authentische Familiengeschichte, wie sie sich bei den Nachbarn nebenan abspielen könnte. Die Charaktere sind mit all ihren guten und negativen Eigenschaften facettenreich gezeichnet. Man begleitet sie über mehrere Jahrzehnte und erlebt die Veränderungen, die sie im Laufe der Jahre durchmachen und die Ereignisse, die ihren Charakter prägen. 

Die Geschichte zeigt, wie eng die Wurzeln zur eigenen Familie sind und dass diese nicht zu trennen sind. Eltern und Erziehung sind ein Leben lang prägend, unabhängig der Taten, die begangen werden. Trotz aller Tragödien, die sich im Laufe der Jahre ereignen, zeigt sie aber auch, das Vergebung möglich ist und dass es die Hoffnung auf eine lebenslange Liebe gibt, die alle Hürden überwindet und dass die Liebe stärker ist als Hass, Gewalt oder Krankheit. 
"Wenn du mich wieder fragen würdest", kann die Antwort folglich nur "ja" lauten. 



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