Samstag, 14. November 2020

Buchrezension: Alex Beer - Unter Wölfen: Der verborgene Feind

Inhalt:

Nürnberg, April 1942: Der jüdische Antiquar Isaak Rubinstein, der sich noch immer als Sonderermittler Adolf Weissmann ausgibt, lässt sich auf eine Liaison mit der Nazigröße Ursula von Rahn ein. Durch sie erhält er Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen und bekommt Einsicht in die Pläne der Gegenseite. Doch dann wird Nürnberg plötzlich von brutalen Morden erschüttert. Zwei junge Frauen werden erdrosselt aufgefunden. Ausgerechnet Isaak bekommt von Berlin die Order, den "Würger" aufzuspüren. Darüber hinaus hat er noch ganz andere Probleme: Seine Popularität hat Neider auf den Plan gerufen und besonders ein Mann könnte ihm gefährlich werden.

Rezension:

Isaak Rubinstein wollte als SS-Sturmbannführer und Kriminalkommissar Adolf Weissmann für den Widerstand nur noch einen Auftrag erfüllen, bevor er sich von Nürnberg nach Berlin absetzen wollte. Am Rande eines Abendessens bei Otto von Rahn, einem einflussreichen Industriellen, mit dessen Tochter Ursula er sich taktisch bedingt auf eine Liaison eingelassen hatte, erfährt er jedoch von einer geheimen Operation "Georg", einer geheimen Mission der Deutschen gegen die Alliierten, und verlängert seinen Aufenthalt freiwillig.
Ausgerechnet am Tag des Führergeburtstags wird die Tochter des Gauamtsleiters, Gisela Hofmann, ermordet. Weissmann erhält daraufhin unmittelbar von Heinrich Himmler aus dem Reichssicherheitshauptamt den Befehl, den Mord aufzuklären. Als "bester Ermittler des Reiches" wird er Inspektor Paul Köhler vor die Nase gesetzt. Zudem muss Isaak auf der Hut vor Felix Bachmayer, einem Journalisten des "Nürnberger Beobachter", der Interesse für Ursula von Rahn hegt, sein, der ihn zu enttarnen droht. 

"Unter Wölfen - Der verborgene Feind" ist die Fortsetzung der Reihe um den jüdischen Antiquar Isaak Rubinstein, der sich in seiner Heimatstadt Nürnberg für den getöteten Sonderermittler aus Berlin, Adolf Weissmann, ausgibt - als Schaf unter Wölfen. Obwohl Isaak kaum etwas über den in Polizeikreisen berüchtigten SS-Sturmbannführer weiß, spielt er seine Rolle gut. Die Angst vor Enttarnung ist jedoch allgegenwärtig, insbesondere als er noch einmal als leitender Ermittler in einem Mord agieren muss. 
Durch die Gefahren, denen sich Isaak tagtäglich im April 1942 aussetzt, unterliegt dem Buch eine gewisse Grundspannung, die sich bis zum Ende durchzieht. Allerdings wird es je länger sich Isaak noch in Nürnberg aufhält, unrealistischer, dass ein solcher Coup unter hochrangigen Nazis hätte gelingen können. Nicht nur die blasierte Ursula, auch der Journalist Bachmayer und Inspektor Köhler sind misstrauisch was die Identität von Weissmann anbelangt, aber dennoch gelingt es Isaak sich durchzulavieren. 
Bei der Aufklärung der Mordfälle sind es eher die Zufälle und Glück, die Köhler und Isaak auf die Spur des Serienmörders führen. Der zweite Erzählstrang um Marianne macht es dem Leser frühzeitig leicht zu ergründen, was der Hintergrund der Morde ist. 

Der Roman überzeugt wie schon Band 1 durch die bildhafte Beschreibung Nürnbergs zur Zeit des Nationalsozialismus und die gerissene Idee des Widerstands. Als Leser ist man mitten im Geschehen und kann sich auch sehr gut in Isaak als eingeschleusten Mitarbeiter der Gestapo und flüchtigen Juden hineinversetzen. 
Durch den häufigen Perspektivenwechsel ist der Leser allwissend und erfährt mehr als nur das Erlebte von Isaak. Dies mindert ein wenig die Spannung. Zudem waren es mir in diesem Band zu viele glückliche Zufälle, die Isaak das Leben retteten. Auch hatte ich den Eindruck, dass die Nationalsozialisten zu sehr vorgeführt wurden. Der Showdown am Ende rückt die Glaubwürdigkeit der Geschichte jedoch wieder gerade und lässt auf einen weiteren Band um Isaak Rubinstein hoffen. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen