Freitag, 13. März 2020

Buchrezension: Richard Roper - Das Beste kommt noch

Inhalt: 

Andrews Beruf ist der Tod. Seine Arbeit als Nachlass-Verwalter ist nichts für Zartbesaitete, aber zum Glück wartet auf ihn zuhause eine liebevolle Familie, die ihn aufheitert - glauben zumindest seine Kollegen. Aber das ist eine Notlüge, die irgendwann ein Eigenleben entwickelte. In Wahrheit wohnt Andrew allein in einem Londoner Ein-Zimmer-Apartment in und führt ein genauso einsames Dasein wie seine Verstorbenen kurz vor ihrem Tod. Das ändert sich, als eine neue Kollegin in der Abteilung anfängt. Peggy bringt frischen Wind in Andrews Welt und sein Herz schlägt in ihrer Nähe schneller. Das Problem: Peggy ist verheiratet, hat zwei Kinder und glaubt, Andrew wäre in der gleichen Situation. 

Rezension:

Andrew Smith ist 42 Jahre alt und arbeitet als Nachlassverwalter bei der Bezirksverwaltung in London. Seine Aufgabe ist es, durch Inspektionen in den Wohnungen einsam Verstorbener mögliche Verwandte ausfindig zu machen und Vermögen für die Finanzierung der Beerdigung aufzufinden. Es ist ein trauriger Job, den er sehr gewissenhaft ausübt und den Menschen respektvoll die letzte Ehre erweist. 
Als sein Vorgesetzter Cameron auf die Idee einer Teambuilding-Maßnahme kommt und die Veranstaltung von Dinnerpartys bei Kollegen vorschlägt, hat Andrew ein Problem. Bei seinem Bewerbungsgespräch hatte er behauptet, Frau und Kinder zu haben und die Notlüge nie aufgeklärt, sondern immer weiter gesponnen. Dies wird ihm weiter zum Verhängnis, als er Gefühle für seine neue Kollegin Peggy entwickelt. Diese hält ihn im Glauben, dass Andrew glücklich verheiratet ist, auf Abstand. Andrew hat Angst, allein und einsam zu sterben, wie die Nachlasse, die er tagtäglich bearbeitet.  

Andrew ist ein sympathischer Eigenbrötler, der in einem Ein-Zimmer-Apartment wohnt, leidenschaftlich Platten von Ella Fitzgerald hört und nur virtuelle Kontakte zu Modelleisenbahn-Freunden in einem Internetforum pflegt. Er ist introvertiert und scheut den Kontakt zu anderen Menschen, was sich erst ändert, als er Peggy kennenlernt, die ihm mit ihrer offenen und unkomplizierten Art gefällt. Auch wenn Andrew sich Peggy gegenüber gern öffnen würde, hat er die Befürchtung, durch die Aufklärung seiner Lüge ihre Freundschaft zu gefährden. 

Die Geschichte dreht sich um Ängste und Einsamkeit, was durch den ungewöhnlichen Beruf, den Andrew ausübt, im Vordergrund steht und Andrews Leben ausmacht. Er hat jeden Tag mit dem Tod zu tun, was beklemmend ist und scheint zudem eine Last aus der Vergangenheit mit sich zu herumzutragen, die ihn daran hindert, offen auf andere Menschen zuzugehen und ihnen Vertrauen zu schenken. 
Der Roman liest sich dennoch nicht schwermütig, hat einige makabere, aber auch amüsante Momente. Peggy bringt ein bisschen Licht in Andrews Alltag und es ist schön zu sehen, wie er sich zu verändern beginnt und erkennt, dass sein leben auf einer Lüge aufgebaut ist, die es ihm nicht ermöglicht, glücklich zu werden. 

"Das Beste kommt noch" ist eine Geschichte über Freundschaft und den Mut, einen Neuanfang zu wagen, die unterhaltsam und charmant geschildert ist, die aber durch Andrews und Peggys Probleme und der Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Einsamkeit nicht oberflächlich bleibt. 
Der Roman prangert ohne erhobenen Zeigefinger und mit einer angenehmen Leichtigkeit den Individualismus in unserer modernen Gesellschaft an, in der Menschen über Wochen und Monate tot in ihren Wohnungen liegen können und regt damit zum Nachdenken an. Gleichzeitig ist es eine warmherzige, hoffnungsvolle Erzählung über Freundschaft und Liebe. 


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