Inhalt:
Elsa verspürt keine Kälte mehr, keinen Hunger, keine Angst. Sie liegt im Koma. Doch sie hört alles um sich herum. Hört, dass die Ärzte die Hoffnung aufgegeben haben und die Maschinen, die sie am Leben erhalten, abstellen wollen. Hört, dass sie auch für ihre Freunde und Familie eigentlich schon verschwunden ist. Bis eines Tages Thibault aus Versehen in ihr Zimmer platzt. Er beginnt mit ihr zu sprechen, ohne Antworten zu erwarten. Erzählt ihr von sich und dem Leben. Und er kommt wieder. Jeden Tag, da er sie in ihrem Zimmer besucht, wächst das Gefühl der Verbundenheit zwischen dem fremden Mann und dem schlafenden Mädchen. Denn Thibault sieht etwas, das alle anderen nicht mehr erkennen: Elsa ist noch da.
Rezension:
Elsa ist 29 Jahre alt und liegt nach einem Unfall bei einer Gletscherwanderung seit sechs Wochen im Koma. Ihr Zustand ist stabil, aber aus Sicht des Chefarzt gibt es keine Hoffnung mehr, dass Elsa aufwacht. Die Eltern sind unsicher, ob sie die Geräte, die Elsa daran hindern zu ersticken, abschalten sollen.
Thibault fährt regelmäßig seine Mutter ins Krankenhaus, in dem sein Bruder Sylvain auf der selben Station wie Elsa liegt. Sylvain hat im alkoholisierten Zustand einen Verkehrsunfall verursacht und dabei zwei Mädchen getötet. Thibault kann ihm dies nicht verzeihen, weshalb er seinen Bruder auch nicht besuchen möchte. Als er an einem Besuchstag der Mutter das Krankenhaus wie üblich verlassen möchte, irrt er sich an der Tür und betritt versehentlich das Zimmer von Elsa. Hier ist es angenehm ruhig, es duftet zart nach Jasmin und Thibault beschließt, dass dies ein guter Ort ist, um ein kleines Nickerchen auf dem Besucherstuhl zu machen während er auf seine Mutter wartet.
Thibault kommt seit diesem Tag regelmäßig zu Elsa und verliebt sich in sie, was er selbst als verrückt empfindet. Auch sein bester Freund Julien, um dessen Tochter sich Tibault liebevoll als zukünftiger Patenonkel kümmert, beginnt sich Sorgen zu machen.
Elsa, die Geräusche schon vier Wochen nach ihrem Unfall wieder hören konnte, beginnt auch Thibault körperlich wahrzunehmen. Seine Besuche sind ganz anders als die immer seltener werdenden Besuche ihrer Eltern oder ihrer Schwester. Er geht viel unbedarfter mit ihr um, legt sich sogar zu ihr in das Bett, als ihm der Besucherstuhl zu unbequem wird. Elsas Ziel ist es aufzuwachen und sei es nur, um einen Moment Tibault zu sehen. Sie beginnt für sich mit Übungen, den Kopf zu drehen und die Augen zu öffnen - doch vergebens.
Einzig Thibault nimmt wahr, dass Elsa sich verändert und auf seine Stimme reagiert. Die Ärzte bezweifeln dies und tun vermeintliche Reaktionen als Reflexe ab. Sie überzeugen die Eltern, die Geräte abzuschalten. Der Tag X ist gekommen.
"Ich kenne dich aus meinen Träumen" ist ein leises Buch, in welchem sich die Handlung auf ein Krankenhauszimmer und Szenen zwischen Thibault und Julien reduziert. Dennoch ist es so emotional bewegend geschrieben, dass man die Seiten nahezu verschlingt, um zu erfahren, wie der Roman weitergeht. Bis zum Schluss ist völlig offen, wie sich der Zustand von Elsa entwickeln wird und ob sie überhaupt eine Chance erhält, sich wieder ins Leben zurückzukämpfen.
Erschreckend ist, wie die Ärzte überzeugt sind, dass Elsa "hin" ist und dies in ihrer Gegenwart sagen. Man fühlt mit Elsa mit, die jedes Wort hört, die Signale empfangen, aber nicht senden kann.
Das Buch ist weder traurig, noch kitschig, sondern voller Hoffnung. Es ist eine wunderschöne Geschichte, um eine zarte Liebe, die sich fast schon magisch zwischen dem ruhigen Thibault und der Kämpfernatur Elsa entwickelt.
Ein Buch, dass ich bis zum Ende nicht aus den Händen legen konnte. Ich hätte auch noch zahlreiche weitere Besuche von Thibault bei Elsa lesen können - insofern schade, dass der Roman mit 253 Seiten recht kurz gefasst ist. Ich bin auf weitere Bücher der Autorin gespannt!
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