Samstag, 14. Mai 2016

Buchrezension: Claudius Pläging - Meer geht nicht

Inhalt:

Niemand würde wegen einer Krawatte durch ganz Europa fahren – niemand außer Jonathan. Doch er hat einen guten Grund: die Liebe zu seiner Freundin Friederike, die ihm die Krawatte für die anstehende Hochzeit geschenkt hat. Durch unglückliche Umstände landet das gute Stück im Altkleidercontainer, und Jonathan hat plötzlich statt einer Krawatte jede Menge Ärger am Hals. Kurzerhand überredet er seine wenig begeisterten Kumpel Tillmann und Frank, den geplanten Trip ans Meer einer waghalsigen Rettungsmission zu opfern. Dass dann auch noch die Anhalterin Pauline zu den dreien ins Auto steigt, macht die Sache nicht einfacher. Sie würde Jonathan übrigens niemals zwingen, eine Krawatte zu tragen.

Rezension:

Jonathan st ein "Gewohnheitsstier", Veränderungen mag er nicht, erhält lieber an dem fest, was er hat. Sein Lebensmotto könnte deshalb auch "Never change a running system" lauten. Seine Freundin Friederike möchte schon länger einen Schritt weitergehen und schenkt Jonathan eine Krawatte - ein Zeichen, ihn zu einer Heirat zu bewegen. Die abwehrende Haltung Jonathas führt zum Streit, Friederike zieht kurz entschlossen aus und die Krawatte landet als "reinigendes Ritual" in einem Altkleidercontainer. Kumpel Tillmann überredet ihn zudem zu einem Männerurlaub in Italien.

Schon bald bereut Jonathan das Beziehungsaus (Stichwort Lebensmotto!), die Versöhnung mit Friederike mit der Option auf Hochzeit folgt - nur die Krawatte ist weg. Die Bemühungen, das gute, golden gestreifte Stück aus dem Altkleidercontainer zu fischen, schlagen fehl. Als Jonathan im (!) Container ist, stellt er fest, dass dieser bereits geleert wurde. Nachforschungen ergeben, dass die Kleidung sich bereits auf dem Weg nach Osteuropa befindet.

Da die Route des Lkw von Leverkusen nach Rumänien zunächst identisch mit der Fahrtroute der Jungs nach Italien ist, verfolgen sie den Lkw voll Altkleidern.
Es folgt ein Roadtrip voller Pleiten, Pech und Pannen auf der irrwitzigen Fahrt immer ein Hauch an der Krawatte vorbei. Auch wenn die Jungs viele Opfer bringen: Da werden die neuesten Handy als GPS-Sender genutzt und unter den Lkw geklebt, Tillmanns Audi notgedrungen in einen Lada eingetauscht und an einer Seniorenbusreise teilgenommen. Nebenbei müssen aber auch Urlaubseindrücke in Form von Fotos und Videos eingefangen werden, um Friederikes Misstrauen nicht zu wecken... Und trotzdem heißt es immer wieder "...wir stolpern hier von einem Kack in den nächsten!" (S. 182).

"Mee(hr) geht nicht!" - Ein herrlich, sommerliches Lesevergnügen, ob zu Hause oder als schmale Urlaubslektüre für die Sonnenliege. Ein Roman, der aufgrund des großartigen Humors von Claudius Pläging für Frauen und Männer gleichermaßen geeignet ist.
Ich habe Jonathan und Co. gerne auf ihrem unvorgesehenen, aber letztlich für Jonathans Zukunft sehr erhellenden Roadtrip begleitet, auch oder gerade weil er mit einer gehörigen Portion Fremdschämen verbunden war. Schade, dass der Roman, der zum Glück ohne platte Kalauer auskommt, sondern mit Wortwitz und Situationskomik punktet, mit knapp 300 Seiten relativ kurz ist. Ein absurder Roman mit ganz viel Charme!


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