Samstag, 2. Dezember 2023

Buchrezension: Stephanie Butland - Hoffnung auf Papier

Inhalt:

In Loveday Cardews geliebtem Antiquariat in York ist es still geworden und einsam – wie in ganz England während des Corona-Lockdowns. Und das, obwohl die Menschen doch gerade jetzt Bücher am dringendsten brauchen, um ihr Herz zu weiten und der räumlichen und geistigen Enge zu entfliehen.
Da erhält Loveday den rührenden Brief eines alten Ehepaars: Rosemary und George wissen, dass ihre gemeinsame Zeit zu Ende geht, und bitten um einige Bücher, um noch einmal auf die Reise zu gehen – literarisch, auf der Bank ganz hinten in ihrem Garten am Meer.
Der Brief bringt Loveday auf eine Idee, mit der sie nicht nur ihr Antiquariat retten, sondern auch ganz verschiedenen Menschen durch diese dunklen Zeiten helfen kann. 

Rezension: 

Loveday Cardews Antiquariat "Lost for Words" in York hat schon bessere Tage erlebt. Loveday schafft es kaum ihre Geschäftsführerin Kelly zu entlohnen, geschweige denn sich selbst ein Gehalt zu bezahlen. Während der Corona-Pandemie und des Lockdowns ist es nachvollziehbar noch ruhiger geworden. Nach einem Brief eines älteren Ehepaares, das um die Zusendung für sie passender Bücher gebeten hatten, hat Loveday eine Idee zur Gewinnung neuer und alter Kunden. Sie veröffentlicht eine Anzeige für ihre Bücherapotheke mit Bestellung von Büchern auf Rezept. Neben einem Katalog für Bücher für jede Stimmungslage oder bestimmte Sehnsüchte, können die Kunden sich auch persönlich mit Wünschen nach einer individuell passenden Lektüre an das Antiquariat wenden. 

"Hoffnung auf Papier" ist eine Fortsetzung von "Ich treffe dich zwischen den Zeilen", kann aber auch ohne Vorwissen des Romans als eigenständige Geschichte gelesen werden. 
Das Buch handelt in einem Antiquariat, das nostalgisch anmutet, schildert jedoch auch die Situationen verschiedener Menschen in York und Umgebung, die sich mit der neuen Situation einer Pandemie im Jahr 2020 auseinandersetzen müssen. 
Einsamkeit aufgrund Lockdowns und Vereinzelung, Angst vor Ansteckung, Unsicherheit für die Zukunft, Geldnöte, Herausforderungen an Paarbeziehungen und Sorgen um geliebte Angehörige sind vorherrschende Gefühle, weshalb der Roman zunächst eine beklemmende und melancholische Stimmung verbreitet. Gerade in unsicheren Zeiten, wenn die Menschen den Halt von Freunden und Familie brauchen, können diese nicht für sie da sein. Bücher können zwar kein Ersatz für eine Umarmung, Zweisamkeit und körperliche Nähe sein, aber sie können Trost und Hoffnung spenden, eine Flucht aus der Realität bieten und Langeweile, Ängste und Einsamkeit für den Moment vertreiben. 

Auch wenn die vielen einzelnen kleinen Geschichten und Schicksale, die der Roman enthält, nicht in die Tiefe gehen können und man gerne mehr über den ein oder anderen Charakter und Familienkonstellation erfahren hätte, handelt er von Themen und Sorgen, die während der Hochphase der Pandemie alle Menschen betrafen, weshalb es leicht fällt, sich in die handelnden Figuren hineinzuversetzen und ihre Situation nachzuempfinden. Einzelne Personen wie das ältere Ehepaar Rosemary und George, die junge Mutter Zoe, die nach Hilfe suchende Jennifer oder auch Kelly und Loveday in dem Antiquariat rücken mehr in den Vordergrund, weshalb ihre persönlichen Geschichten auch mehr berühren. 

"Hoffnung auf Papier" ist eine warmherzige Geschichte, in der eine schier unerträgliche und nie zuvor dagewesene Situation die Menschen verwirrt, verunsichert und vereinsamen lässt. Bücher auf Rezept gegen die negativen Auswirkungen des Lockdowns sind ein Ausweg und Motivation und zeigen anhand verschiedener Beispiele die heilende Wirkung von Büchern und fiktiven Geschichten. Trotz aller Melancholie, Krankheit und Angst stimmt der Roman deshalb hoffnungsvoll. Er ist eine Hommage an Bücher und das Lesen und eine berührende Geschichte über Freundschaft und die Achtsamkeit und Fürsorge für die Menschen um uns herum. Nebenbei erhält man ganz viele Buchtipps für alle Typen von Lesern, die neugierig auf die Titel und ihre Geschichten machen. 

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