Als in der Nähe des Leuchtturms der isländischen Stadt Akranes die Leiche einer zunächst unbekannten jungen Frau gefunden wird, stellt sich schnell heraus, dass sie keine Fremde in dem kleinen Ort ist. Polizistin Elma, die selbst in Akranes aufgewachsen und nach dem Ende ihrer Beziehung aus Reykjavík in den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt ist, übernimmt die Ermittlungen zusammen mit ihren Kollegen Saevar und Hördur. Gemeinsam stoßen sie auf ein Geheimnis in der Vergangenheit der Toten, dessen Folgen bis heute nachwirken.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen entdecken Elma und ihr Team nach und nach eine Reihe weiterer, lang verborgener Verbrechen, die die gesamte Community der Stadt erschüttern. Aus den oft bruchstückhaften Erinnerungen von Zeug*innen und Beteiligten müssen sie die Vorkommnisse von damals rekonstruieren. Dabei bleibt nichts so, wie es zunächst scheint, und auch die Ermittler*innen haben immer wieder mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen.
Rezension:
Elma, die bislang in Reykjavik lebte und als Polizistin arbeitete, kehrt nach der Trennung von ihrem Freund in ihren Heimatort Akranes zurück, wo kurz nach ihrem Eintreffen eine Frau tot am alten Leuchtturm aufgefunden wird. Als die Frau identifiziert ist, stellt sich heraus, dass sie in Akranes aufgewachsen ist und im Alter von neun Jahren mit ihrer Mutter weggezogen ist. Bei der Leichenschau stellt sich heraus, dass Elísabet gewaltsam ums Leben gekommen ist. Elma nimmt zusammen mit ihrem Kollegen Sævar die Ermittlungen auf. Ohne Zeugen und konkrete Spuren gestalten diese sich schwierig. Zudem ist nicht bekannt, was Elísabet in dem Ort wollte, den sie all die Jahre gemieden hat. Nach einigen Befragungen in der Kleinstadt, in der jeder jeden kennt, spürt Elma, dass das Motiv für den Mord in der Vergangenheit liegen muss. Elísabet ist unter schwierigen Umständen aufgewachsen und hat sich dementsprechend verstört verhalten. Auch mit zwei ihrer Schulfreundinnen ist etwas passiert, das noch bis in die Gegenwart Nachwirkungen gehabt haben könnte. Das Schweigen der Bewohner verzögert die Ermittlungen, während Elma selbst mit ihrer Vergangenheit nicht im Reinen ist.
"Verschwiegen" ist der erste Band der Krimireihe "Mörderisches Island". Der Titel ist passend zum Kriminalfall gewählt, denn was die Kleinstadt Akranes an der Westküste Islands ausmacht, wo die Frauenleiche gefunden wird, ist das Schweigen der Bewohner - sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit - die für die Tat und die Aufklärung des Mords eine wesentliche Rolle spielt.
Kurze Kapitel aus der Vergangenheit Anfang der 1990er-Jahre zeugen von einer tragischen Familiengeschichte, einem vernachlässigten und traumatisierten Kind.
Die Ermittlungen gestalten sich ohne Zeugen und hilfreiche Spuren sowie die Zurückhaltung bei den Befragungen schwierig. Elma spürt, dass sie tief in der Vergangenheit graben muss, um die Tat zu entschlüsseln und den Täter zu überführen, hat jedoch selbst mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen, die zurück in Akranes wieder präsent ist.
"Verschwiegen" ist aus der Perspektive einer Vielzahl von Protagonisten geschildert, was fordernd ist, um den Überblick über die Personenkonstellationen und Zusammenhänge zu bewahren, dem Kriminalfall jedoch mehr Tiefe geben und ein Reihe an Spekulationen über Motiv und Täter zulässt.
Das Zusammenspiel aus Gegenwart und Vergangenheit, aus neuen und alten Verbrechen ist fesselnd, der Kriminalfall authentisch und psychologisch spannend konstruiert. Das düstere Setting in der verschwiegenen winterlichen Kleinstadt sowie die kleinen und großen Geheimnisse, die die Bewohner bergen, runden die Handlung ab und machen neugierig auf den zweiten Band "Verlogen", der im August 2023 erscheint.
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