DS George Cross kann mit sozialen Konventionen nichts anfangen, für seine Kollegen ist er oft schwierig im Umgang. Doch dank seiner Besessenheit für Logik, Muster und jedes noch so kleine Detail, ist seine Aufklärungsrate die beste der ganzen Einheit. Und so hegt er sofort Zweifel, als seine Kollegen nach einem Leichenfund in einem Bristoler Park zu dem Schluss kommen, dass der Tod des Mannes die Folge eines Streits unter Obdachlosen sein muss. Cross beginnt, in der Vergangenheit des Opfers zu graben, und merkt schnell, dass es Verbindungen zu einem alten Fall gibt. Einem Mord, der fünfzehn Jahre nicht aufgeklärt wurde. Und der Täter hat nicht vor, sich nach so vielen Jahren von diesem exzentrischen Kommissar das Handwerk legen zu lassen.
Rezension:
Detective Sergeant George Cross der Avon and Somerset Police arbeitet akribisch und streng strukturiert. Er ist dabei kein Teamplayer, sondern löst seine Fälle am liebsten allein und auf seine Weise. Im Kollegenkreis wird er deshalb argwöhnisch betrachtet und ihm selbst fällt es schwer, mit ihnen zu interagieren. Aufgrund seiner enormen Erfolgsquote lässt sein Vorgesetzter ihm weitgehend freie Hand, auch wenn Cross' Partnerin DS Josie Ottey das Nachsehen hat.
Als ein Obdachloser in Bristol tot aufgefunden wird, erscheint der Sachverhalt eindeutig und ein anderer Obdachloser, der mit ihm Streit hatte, wird verhaftet. Dieser kann sich aufgrund seines Alkoholkonsums jedoch nicht an den Abend erinnern und gibt ein halbherziges Geständnis ab. Cross ist nicht überzeugt, ermittelt weiter und stößt auf eine Verbindung zu einem anderen Mordfall, der vor 15 Jahren nicht aufgeklärt werden konnte. Nachdem Cross eine Reihe von Ungereimtheiten feststellt, wendet er sich an den damals zuständigen Ermittler, der inzwischen pensioniert ist und offenbar wenig Interesse an einer Mitwirkung bei der Aufklärung beider Mordfälle hat.
"Der Kriminalist" ist der erste Band der Krimiserie um den am Asperger Syndrom leidenden Kriminalbeamten George Cross. Die Darstellung seines Charakters ist detailliert und anschaulich. Allerdings sind die retardierenden Erklärungen zu den Symptomen des Asperger Syndroms und zu den Auswirkungen auf Cross' Handlungen, seinen Einschränkungen im Alltag und seinen besonderen Fähigkeiten als Polizist ausufernd, belehrend und in dem Umfang unnötig, um Verständnis für Cross zu wecken.
Die Aufklärung des Kriminalfalls ist dagegen durchgehend spannend, Motiv und Täter nicht vorhersehbar. Es ist frühzeitig offensichtlich, dass in dem inzwischen als Cold Case zu den Akten gelegten Mordfalls stümperhaft ermittelt wurde und naheliegend, dass der ehemalige Ermittler etwas zu verbergen hat. Aber auch die Familie der Opfer verhält sich verdächtig, so dass die Ermittlungen erschwert werden.
Die hartnäckige Arbeit von Cross, sein Anspruch an Perfektionismus und sein Sinn für Gerechtigkeit zeigen sich in einer sehr sorgfältigen Arbeitsweise und Analyse, auch wenn es ihm schwerfällt Mimik und Gesten zu interpretieren. Cross dreht jeden Stein um und es sind mannigfaltige Puzzleteile aus der Vergangenheit, die mühevoll zusammengesucht werden müssen, um den Cold Case und den aktuellen Mordfall aufzuklären.
"Der Kriminalist" ist kein Kriminalroman, der auf einen spektakulären Showdown hinarbeitet, sondern durch akribische Detektivarbeit und einen spannend konstruierten Plot überzeugt. Einzig die wiederholenden Erläuterungen zum Asperger Syndrom sowie die plötzlich erfolgenden, kurzen Perspektivwechsel, die nicht unbedingt nötige Einblicke in die Nebencharaktere liefern, bremsen die Handlung aus und ziehen den Roman in die Länge.
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