Was soll sie jetzt tun? Joanna ist sich nicht sicher. Schmutzig, barfuß, in Pyjamahosen und völlig zerzaust steht das kleine Mädchen da gegenüber von Joannas Haus am Rande des Waldes. Sie sagt, dass sie seit gestern nichts getrunken und gegessen hat. Was soll Joanna jetzt tun? Sie muss die Polizei alarmieren, doch das Mädchen sagt, dass sie dann wegrennen wird. Ursa will nicht mehr von Joannas Seite weichen. Was ist dem Mädchen nur passiert? Wieso hat sie solche Angst? Erst einmal muss Joanna sie versorgen und dann eine Lösung finden.
Um herauszufinden woher das Mädchen kommt, bittet Joanna ihren Nachbarn Gabe Nash um Hilfe. Nach und nach entsteht eine enge Bindung zwischen dreien, die zeigt, wie man nach einer schweren Zeit wieder Vertrauen fasst und Liebe findet.
Rezension:
Nachdem Joanna ihre Mutter an den Krebs verloren hat und selbst eine Brustkrebserkrankung überstanden hat, setzt sie nach zwei Jahren ihre Promotion fort. Als Ornithologin betreibt sie Feldforschung in Illinois, wo sie die Hütte eines Professors angemietet hat und einsam die Nester der Indigofinken aufsucht. Ihre Routine wird durch ein kleines Mädchen unterbrochen, das eines Tages vor ihrer Tür steht und behauptet, von den Sternen zu kommen und in den Körper eines toten Mädchens geschlüpft zu sein, um fünf Wunder auf der Erde zu erleben. Joanna glaubt der Kleinen, die sich Ursa Major nennt, kein Wort und macht sich Sorgen wegen ihres Zustandes, der schmutzigen Kleidung und der blauen Flecken. Der von ihr gerufene Sherif handelt nicht und so sucht sich Jo Unterstützung ihrem Nachbarn Gabe, den sie als Eierverkäufer von der Straße kennt. Die beiden versuchen das Vertrauen von Ursa zu gewinnen, um herauszufinden, wo sie herkommt und was der Grund für ihre offensichtliche Flucht ist. Während Ursa ihre Wunder erlebt, bewirkt sie selbst ein kleines Wunder, indem sie Jo und Gabe, die beide ihre Narben tragen und sich in die Einsamkeit zurückgezogen haben, zusammenbringt. Sie verbringen zu dritt viel Zeit gemeinsam in der freien Natur und verdrängen dabei, dass sie bis zum Ende von Jos Aufenthalt eine Entscheidung getroffen haben müssen.
Das Buch beginnt mysteriös mit dem Erscheinen des Mädchens, das sehr überzeugend seine Geschichte darlegt. Jo nimmt sich ihrer gezwungenermaßen an, möchte sie beschützen und knüpft dabei ein immer engeres Band. Sie integriert den kleinen Alien in ihren Alltag, ohne mehr über ihre wahre Herkunft zu erfahren und nähert sich dabei ihrem Nachbarn an, der auch unschlüssig ist, was sie mit Ursa unternehmen sollen.
Die Geschichte driftet im weiteren Verlauf der Handlung weg von der Frage nach Ursas Herkunft und legt den Fokus verstärkt auf Jo und Gabe, die Entwicklung ihrer Beziehung, aber insbesondere auch auf die Schicksalsschläge, die sie erlebt haben und die seelische und körperliche Narben hinterlassen haben.
Die persönlichen Dramen bewegen und erklären die Zurückgezogenheit der Charaktere. Sie nähern sich einander an und beginnen sich zu öffnen, wobei Ursa weiterhin verschlossen bleibt und sich allerhöchstens durch ihre Zeichnungen ausdrückt.
Der Roman ist spannend und emotional und entwickelt sich von einem Familiendrama und Liebesgeschichte hin zu einem Thriller, als die Schwierigkeiten von Ursa, die so lange ausgeblendet wurden, zu einer Gefahr für alle drei werden.
Obgleich der Mystik, die das kleine Mädchen umgibt, ist die Geschichte nicht wirklichkeitsfremd, sondern originell. Authentisch wird beschrieben, wie sich die gebrochenen Charaktere einander annähern und eine Einheit bilden und sich mit den Problemen der Vergangenheit auseinandersetzen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und Liebe, die herzerwärmend und magisch erzählt wird, Hoffnung schenkt und an Wunder glauben lässt. Sie zeigt, dass Menschen trotz schlimmer Erfahrungen Stärke zeigen können und den Mut haben, auf ihr Herz zu hören, um schier unbezwingbare Hürden zu überwinden. Ohne kitschig oder rührselig zu werden, findet die Geschichte ein rundes Ende.
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