Freitag, 30. Dezember 2022

Buchrezension: Anna-Maria Caspari - Ginsterhöhe

Inhalt:

1919: Körperlich und psychisch schwer versehrt kehrt der junge Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Abscheu und Entsetzen. Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen, und es gelingt ihm, seinen Platz in der Familie und der Dorfgemeinschaft wiederzufinden, nicht zuletzt, weil ihm Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes, dabei hilft. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könne das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen: die Familie wächst, der Hof wird größer und trotz der zunehmenden Inflation hält der Fortschritt Einzug in Wollseifen. Bis die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen und das Schicksal der kleinen Eifelgemeinde und ihrer Bewohner für immer besiegeln. 

Rezension: 

Nach Beendigung des Großen Krieges kehrt Albert Lintermann in seien Heimatdorf Wollseifen in der Nordeifel zurück, wo er wenig später den Bauernhof seines Vaters übernimmt. Seine Ehefrau Bertha bleibt auf Distanz, denn Albert ist nach einem Granatenangriff im Gesicht schwer gezeichnet. Auch wenn sie nach Sohn Karl noch zwei weitere gemeinsame Kinder bekommen und Albert mehrmals zur Wiederherstellung seines Gesichts operiert wird, ist die Ehe und das Zusammenleben nicht glücklich. 
Leni, deren Verlobter Hennes im Krieg gefallen ist, heiratet Johann Meller, der ihr den Hof macht. Er ist Mitglied der NSDAP und unterstützt als einer der wenigen im Dorf die Nationalsozialisten. 
Als diese in der Nähe von Wollseifen die Ordensburg Vogelsang als Schulungsstätte für ihre Kader errichten, kommen immer mehr Fremde ins Dorf. Die Ordensburg und weitere militärische Einrichtungen sorgen dafür, dass Wollseifen zu einem Luftangriffsziel der Alliierten wird. Viele Dorfbewohner überleben den Zweiten Weltkrieg nicht und danach überlebt auch das Dorf nicht. 

"Ginsterhöhe" erzählt die Geschichte des Dorfes Wollseifen in der Eifel von Beendigung des Ersten Weltkriegs im Jahr 1919 bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr. 1949 anhand von fiktiven Bewohnern des Ortes. 
Während zu Beginn der Fokus auf den Kriegsheimkehrer Albert und seine Familie gerichtet ist, dehnt sich die Geschichte im weiteren Verlauf auf viele weitere Einwohner, darunter Leni, die in die Fänge des Vorzeige-Nazis gerät oder die Gräfin mit ihrer behinderten Tochter Fine, aus. Dabei fällt es schwer, eine Nähe zu den Charakteren zu entwickeln, da die Einzelschicksale aufgrund ihrer oberflächlichen Darstellung kaum berühren können. So entsteht auch keine Spannung, wenn die Protagonisten schlicht gleichgültig bleiben und der Roman ohne große Höhen und Tiefen verbleibt. Sämtliche Themen wie Antisemitismus, Euthanasie, Flucht und Vertreibung werden anhand von Einzelschicksalen angerissen, aber nicht weiter vertieft. 

Historische Romane aus dieser Zeit gibt es zu Hauf, jedoch fand ich die Idee, eine Geschichte um den Ort Wollseifen, der nach dem Zweiten Weltkrieg von alliierten Truppen besetzt und am Ende dem Erdboden gleichgemacht wurde, sehr interessant und hat mich neugierig gemacht. 
Aufgrund der großen Zeitsprünge über die Jahre hinweg, der blassen Charaktere und der spannungsarmen Erzählweise kann der Roman jedoch nicht fesseln und wird trotz der Besonderheit des Schicksals eines ganzen Dorfes nicht lang im Gedächtnis verbleiben. 

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