Samstag, 10. September 2022

Buchrezension: Sandra Novak - Die Partnerschaft

Inhalt:

Die erfolgsverwöhnte Anwältin Martina Bäumer verliert einen wichtigen Korruptionsfall und somit die Aussicht auf die Partnerschaft in ihrer Kanzlei.
Konfrontiert mit dem Erwartungsdruck ihren nächsten Fall zum Sieg zu führen, stellt Martina ihre Beziehung wieder einmal in den Hintergrund. Ihr Freund Christian, der endlich mit der Familienplanung beginnen möchte, ist nach all den gemeinsamen Jahren mit seinem Verständnis am Ende. Er möchte die Beziehung an erster Stelle sehen und bringt Martina damit in Bedrängnis.
Zu allem Überfluss drängt ein neues Jobangebot Martina dazu, sich an ihre eigenen Werte zu erinnern und sich einzugestehen, dass sie diese schon seit Jahren nicht mehr lebt.

Rezension: 

Martina ist 39 Jahre alt und arbeitet als Anwältin in einer Kanzlei in Wien. Von ihrem Chef Dr. Peters wurde ihr eine Teilhaberschaft in Aussicht gestellt, weshalb sie in Konkurrenz mit ihrem Kollegen Meger steht und sich der Konflikt mit ihrem Freund Christian verstärkt, der nach vierzehn Jahren Beziehung von einer Familie mit Kindern träumt. 
Martina ist dem Druck, der vor allem nach einem verlorenen Gerichtsverfahren von allen Seiten auf sie prallt, kaum noch gewachsen. Neben den angespannten Nerven hat sie mit Müdigkeit und Magenschmerzen zu kämpfen.  

Der Roman wird in kurzen Kapiteln und noch kürzeren Episoden geschildert. Die Szenenwechsel sind sprunghaft und ohne gefällige Übergänge, so dass man wiederholt im Lesefluss gehemmt wird. Zudem tragen viele Szenen mit Nebensächlichkeiten wie Besuchen bei den Eltern oder in Restaurants, am Billardtisch oder dem Smalltalk mit der guten Seele der Kanzlei, Sekretärin Gruber, nichts zur eigentlichen Handlung bei, während die eigentlich wichtigen Themen, die Martina bewegen, in den Hintergrund gedrängt werden. 
So fällt es schwer zu verstehen, was eigentlich Martinas Problem ist, die mit fast 40 Jahren und erfolgreicher beruflicher Tätigkeit als Anwältin doch einen gewissen Sachverstand, Erfahrung und gesundes Selbstbewusstsein haben sollte. Stattdessen wirkt sie unausgeglichen und getrieben und scheut jeden Konflikt. Weder in der Männer dominierten Kanzlei noch mit ihrem Freund sucht sie ein offenes Gespräch. 
Martina wirkte als Charakter wenig authentisch auf mich, zudem störte mich, dass verschiedene Sachverhalte kurz angerissen und nicht weiter vertieft wurden. Martina ist in der Kanzlei permanent mit Fällen beschäftigt, aber man weiß überhaupt nicht, worum es geht. Auch warum sie nach 15 Jahren treuer Dienste nahezu gemobbt wird, erschließt sich genauso wenig wie ihr übereiltes Handeln als Reaktion darauf. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist durch stille Vorwürfe angespannt und Christan denkt über Vaterfreuden nach, obwohl er und Martina nach vierzehn Jahren Beziehung noch nicht einmal zusammenwohnen. 
Martinas Geheimnis, das sich erst spät offenbart und vielleicht eine Erklärung für ihr eigenartiges Verhalten bietet, wirkt nach all den Jahren des Schweigens unglaubwürdig und macht sie nicht sympathischer. Auch dass sie lebensverändernde Entscheidungen abrupt trifft und nie den Austausch mit Freunden, Kollegen oder der Familie sucht, erscheint realitätsfern.
 
Die Geschichte hat einen guten Aufhänger und verspricht eine Auseinandersetzung mit Themen, die viele berufstätige Frauen zwischen Erfolg und Familie bewegen. Die Umsetzung ist jedoch nur im Ansatz gelungen. Mit Problemen wird sich nicht auseinandergesetzt, stattdessen werden Entscheidungen unüberlegt und aus heiterem Himmel getroffen. Dem kurzen Roman fehlt Tiefe, er wirkt fragmentarisch, wie ein Manuskript, das noch ausgeschmückt gehört. Die Dialoge sind hölzern, die Charaktere unausgereift. 

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