Die Erzählerin weiß nicht, ob ein Fest oder eine Beerdigung sie erwartet, als sie nach vielen Jahren in ihr Heimatdorf zurückfährt. Im Gepäck hat sie nur den ausgestopften Maulwurf Herrn Klotho – das Einzige, was geblieben ist von ihrer wundersamen Freundin Tanja, mit der sie vor über dreißig Jahren das Abenteuer des Erwachsenwerdens antrat. Tanja, die Rebellische, die mutig und mühelos alle Grenzen im Dorf überschritt und die Kinder zu bizarren Unternehmungen anstiftete. In der Erinnerung wird noch einmal die gemeinsame Kindheit lebendig, die die Erzählerin bis heute prägt: das Ulkige, Verrückte, Grobe des Dorfes, Bauernschläue und vor allem Tanjas magische Sicht auf die Welt. Und sie versteht jetzt, weshalb ihre Freundin damals so plötzlich verschwunden ist.
Rezension:
Die namenlose Ich-Erzählerin kommt nach dem Tod ihrer Freundin Tanja zurück in ihre Heimat, ein Dorf in Westfalen. Im Gepäck hat sie den präparierten Maulwurf Herrn Klotho, der Tanja seit sie denken kann, begleitete. Sodann fühlt sich die Erzählerin zurückversetzt in die wilden Jahre mit ihrer ungestümen Freundin und erinnert sich an ihre abenteuerliche Kindheit Ende der 1980er-Jahre.
Ich empfand das Buch als sehr anstrengend zu lesen und stand immer wieder kurz davor, es abzubrechen. Ich hatte andere Erwartungen an den Roman und konnte mich mit der Geschichte nicht anfreunden, da ich weder einen Bezug zu den Charakteren noch zur eigentlichen Handlung herstellen konnte.
In dem Buch geht es nicht - wie von mir fälschlicherweise angenommen - um die Trauer um eine zu früh gestorbene Freundin und den Rückblick auf eine jahrzehntelange Frauenfreundschaft. Stattdessen wird man nach sechs Seiten Gegenwart dreißig Jahre zurück in ein Dorf in Westfalen versetzt, in dem eine Zweitklässlerin ein rothaariges Mädchen kennenlernt, das ihr Leben durcheinanderbringt. Während die ersten Monate mit Tanja ausschweifend erzählt werden, gleitet man im Schweinsgalopp durch die beiden (?) Folgejahre, ohne wirklich zu erfassen, dass die Mädchen älter werden.
Tanja ist ein gefühlt elternloses Kind, ein Wirbelwind mit einem toten Maulwurf als Anhang, der keine Grenzen kennt und ein wenig in seiner eigenen Welt lebt. Sie plappert munter drauflos, erzählt allerhand Unsinn, der für die junge Ich-Erzählerin mit schiefer Brille allerdings schlüssig und glaubhaft klingt.
Die Ich-Erzählerin schildert überfordernd sprunghaft Episoden aus ihrem Leben ab dem achten Lebensjahr, über die Verteufelung von Joghurtbechern, über einen Turnwettbewerb und die Beobachtung der Erwachsenen, die sich überwiegend in der Dorfkneipe aufzuhalten scheinen.
Durch die flatterhafte Erzählweise, in der Tanja entweder nur eine beobachtende Rolle hat oder eben munter drauflos plappert, fällt es schwer, am Ball zu bleiben und einen tieferen Sinn als die Schilderung einer Kindheit auf dem Dorf zu erkennen. Bewohnt mit Menschen mit absurden Vor- und Nachnamen wie Bäuerin Deiwel, Hausmeister Hackholz, Fleischer Stopf, Fußballtrainer Kimme, Doktor Fauseweh oder Kneipenwirt Winzé und fürchterlichem Dialekt fragt man sich manchmal, ob sie so gewählt wurden, um zumindest für irgendeine Art der Unterhaltung zu sorgen.
Das Buch ist abwechslungsreich, mit Wortwitz und voller liebenswürdig kluger Lebensweisheiten eines Kindes, "gehirnlogisch!" und auch die scharfe Beobachtungsgabe der Ich-Erzählerin, die einen spöttischen Blick auf das Leben im Dorf wirft, weiß zu überzeugen. Die Handlung ist jedoch ein einziges Durcheinander sprunghafter Erinnerungen und eine Aneinanderreihung an kindlichem Nonsens, der mich durchgängig gelangweilt hat. Die avisierte Geschichte über eine Freundschaft zweier ungleicher Mädchen kommt dabei genauso wenig zum Tragen wie der titelgebende Maulwurf.
Wer die Pippi Langstrumpf in sich sucht, wird den Roman unterhaltsam und amüsant finden, für mich waren die Einblicke in das Dorfleben zusammenhanglos und nur schwer nachvollziehbar.
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