Donnerstag, 12. Dezember 2019

Buchrezension: Heike Duken - Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt

Inhalt:

"Charly ist tot. Ich kann nichts dafür." Mit diesen Worten lädt Großmutter Frieda die Familie in den Garten der alten Villa in Murnau zur Beisetzung ein. Charly, das war die Schildkröte der Familie, mit der vor über 40 Jahren alles begann. Denn Heinrich, der Großvater, der eigentlich gar nicht der Großvater ist, brachte Charly damals als Geschenk mit für die Kinder von Frieda, in die er sich gerade verliebte. Doch dass Heinrich auch Geheimnisse mitbrachte, die er länger hüten würde, als Charly am Leben sein sollte, ahnte damals keiner. Und er ist nicht der einzige in diesem zusammengewürfelten Clan, der mit sich und seinen Mitmenschen zu kämpfen hat. Doch alle machen sich auf den Weg, um Charly die letzte Ehre zu erweisen. Es wird ein Tag, an dem alle etwas zu Ende bringen wollen und sich dennoch ein neuer Anfang entwickelt. 

Rezension: 

Als Schildkröte Charly überraschend gestorben ist, lädt Oma Frieda die ganze Familie zur Beisetzung ein. Charly lebte seit 1973 bei Frieda und Heinrich, der die Schildkröte den drei Kindern von Frieda schenkte, als er sich in Frieda verliebte und zum Stiefvater ihrer Kinder Mattis, Karen und Nele wurde. 
Am Tag der Beisetzung, als Kinder und Enkel sowie deren Partner in der Villa in Murnau zusammenkommen, tritt zudem ein gut gehütetes Geheimnis von Heinrich zutage, als ein weiterer Gast überraschend erscheint. 

Der Tod von Schildkröte Charly ist der traurige Aufhänger des Romans, aber vielmehr erzählt er die Geschichte der Patchwork-Familie seit Anfang der 1970er-Jahre. Es beginnt damit, wie sich die Lebenswege von Heinrich und Frieda kreuzten und wie deren Kinder eigene Familien mit neuen Problemen gründen. Da ist Mattis, dessen Ehe mit Senna nicht mehr ganz glücklich ist und seine drei Kinder, von denen eines immer Sorgen bereitet. Nele ist überfordert mit Adoptivsohn Max, der nicht wohin weiß mit seiner Wut und Karen, die allein und kinderlos zurückgezogen wohnt. 

Kurze Kapitel wechseln zwischen den einzelnen Protagonisten des Romans, so dass man zumindest zu Beginn sehr konzentriert lesen muss, um den Überblick zu behalten und die einzelnen Kinder und Kindeskinder mit ihren Freunden zuordnen zu können. Hat man jedoch erst einmal jeden der sehr individuell gezeichneten Charaktere kennengelernt und den Stammbaum der Familie vor Augen, unterhält die Geschichte aufs Beste. Dabei ist es auch nicht störend, dass die Familiengeschichte nicht chronologisch erzählt wird, sondern zwischen den Zeiten und Charakteren scheinbar beliebig springt. Genau dieser Erzählstil, der wechselnd eine Figur in den Mittelpunkt des Interesses rückt, sorgt für Spannung und lässt den Leser die einzelnen Handlungsstränge neugierig verfolgen, bis letztlich alle handelnde Personen in der Villa der Eltern bzw. Großeltern versammelt sind. 

Das Ende ist für jeden Charakter, von denen vor allem die jüngste Generation eine merkliche Weiterentwicklung durchmacht, versöhnlich und hoffnungsvoll, so dass man auch als Leser mit einem guten Gefühl zurückbleibt. 
"Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt" ist ein Roman, der auf wenigen Seiten eine ganze Familiengeschichte über Generationen hinweg trotz aller Sorgen und Probleme mit viel Humor schildert und aufgrund der angesprochenen Themen wie Stiefelternschaft, Zugehörigkeit Homosexualität, Mobbing und Demenz mit Tiefgang erzählt ist. 



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