Montag, 16. Dezember 2019

Buchrezension: Amy E. Reichert - Nur wer loslässt, hat das Herz frei

Inhalt: 

Gina Zoberski liebt es, in ihrem Food Truck köstliche Sandwiches zuzubereiten und umfangreiche To-Do-Listen zu erstellen. Eigentlich ist sie die geborene Optimistin, doch den zwei Jahre zurückliegenden Tod ihres geliebten Mannes hat sie noch nicht verwunden. Zudem vergeht kein Tag, ohne dass ihre Mutter Lorraine sie kritisiert oder ihre Tochter May sie infrage stellt.
Als Lorraine einen Schlaganfall erleidet, stolpert Gina über ein Familiengeheimnis, das vierzig Jahre lang vor ihr verborgen wurde. Schnell wird ihr klar, dass diese unangenehme Wahrheit genau das ist, was sie braucht, um loszulassen und neu anzufangen. 


Rezension: 

Regina, genannt Gina, ist Mitte 40 und Mutter einer 14-jährigen Tochter. Vor zwei Jahren ist ihr geliebter Ehemann verstorben und diesen Verlust  haben weder sie noch Tochter Maya überwunden. Beide leben nebeneinander her und schaffen es nicht, sich gegenseitig Trost zu spenden. 
Ginas jüngere Schwester Victoria ist verheiratet und Mutter von vier Kindern. Im Gegensatz zu Gina war sie jedoch nie glücklich in ihren Ehemann Jeff verliebt. 
Als die Mutter der beiden, Lorraine, einen Schlaganfall erleidet, rücken die beiden Schwester näher zusammen und erfahren durch die Unterlagen, die sie bei Lorraine auf der Suche nach einer Patientenverfügung finden, von einem Familiengeheimnis, dass sie nie für möglich gehalten hätten. Vor allem Gina möchte mehr über die Vergangenheit erfahren, doch Lorraine kann sich aufgrund des Schlaganfalls kaum artikulieren. 

Das Buch handelt von drei Generationen - Großmutter, Tochter, Enkelin, die sich alle missverstanden fühlen, aber eigentlich durch die tragischen Ereignisse, die sie alle erlebt haben, miteinander verbunden sind und sich gegenseitig helfen könnten. Der Roman handelt innerhalb eines Zeitraums von sieben Tagen, in denen besonders interessant zu erfahren ist, dass die Töchter ihrer Mutter erst wieder nahe kommen, als diese kaum noch sprechen kann, während zuvor die Kommunikation möglich gewesen wäre, aber aufgrund der Eigenwilligkeit der Persönlichkeiten und um Konflikte zu vermeiden, ausblieb. Plötzlich merken die Frauen, dass sie mehr Gemeinsamkeiten haben, als sie gedacht haben.

Der Roman ist größtenteils aus Sicht von Gina geschrieben, die eine sehr sympathische Frau ist und deren Schmerz wegen ihres Verlusts und die Liebe zu ihrem Ehemann spürbar ist. Dabei wirkt sie sehr authentisch, denn im Umgang mit ihrer Tochter wirkt sie oft hilflos und unperfekt, macht ähnliche Fehler wie ihre Mutter. 
Als Leserin kann man sich aber auch gut in May und Lorraine hineinversetzen. May war ein Papa-Kind, vermisst ihren Dad und verspürt eine Wut in sich, die sie an ihrer Mutter auslässt. Lorraine ist ebenfalls ein vielschichtiger Charakter, was insbesondere dann klar wird, wenn man mit Rückblenden und ihren Erinnerungen an die Vergangenheit konfrontiert wird. In der Gegenwart ist sie aufgrund ihrer Erkrankung stark eingeschränkt, hat allerdings wache Augen und sieht, was ihre Töchter leisten, was sie wiederum stolz macht.  

Neben den familiären Zerwürfnissen spielt Essen in dem Roman eine große Rolle. Gina betreibt einen Foodtruck, in dem sie kreative gegrillte Sandwiches verkauft und auch Tochter May hat ein Händchen für originelle Rezepte und kreiert Brownies aus ungewöhnlichen Zutatenkombinationen. 

Es ist eine bewegende, authentische Mutter-Tochter-Geschichte, die trotz aller Tragik am Ende hoffnungsvoll stimmt und Optimismus versprüht. Es geht um Trauer, Verluste, Sprachlosigkeit und familiäre Beziehungen, aber auch um Geheimnisse, Vergebung und neue Anfänge. 



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