Samstag, 9. November 2019

Buchrezension: Marie Sanders - Die Frauen vom Nordstrand. Eine neue Zeit (Die Zeitenwende-Saga, Band 1)

Inhalt: 

St. Peter an der Nordsee, 1953. Anni, Edith und Helena haben eines gemeinsam: Nach den Kriegsjahren wollen sie das Leben genießen und den Neubeginn wagen. Annis Traum ist es, das Hotel ihrer Eltern zu modernisieren, doch ihr Vater weigert sich, ihr sein Geschäft zu überlassen. Edith kämpft für die Rechte der Frauen, dann bekommt sie ein Angebot, das sie zwar finanziell absichern würde, aber ihren Idealen widerspricht. Die Ärztin Helena sucht nach schmerzhaften Erfahrungen während des Krieges den Weg zurück ins Leben und erkennt, dass sie eine große Aufgabe hat. In ihrem Wunsch, unterdrückten Frauen zu helfen, wagt sie es sogar, an den Rand der Legalität zu gehen. 

Rezension: 

Anni ist 24 Jahre alt, als sie immer mehr Verantwortung für den Hotelbetrieb in der "Seeperle" ihrer Eltern übernehmen möchte. Ihr Vater Ole ist aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und müde. Er sieht keinen Sinn darin, das Haus zu modernisieren und möchte einfach, dass alles so bleibt wie bisher. Er ignoriert, dass die Frauen während seiner Abwesenheit das Zepter übernommen haben und das Hotel, nachdem es während des Krieges als Krankenlager genutzt wurde, erfolgreich weiter geführt haben. Zusammen mit dem ehemaligen verletzten Soldaten Hans, der im Rollstuhl sitzt, schafft es Anni ihren Vater zu einer Renovierung des Hotels zu überreden und ihre Ideen für einen modernen Hotelbetrieb umzusetzen. 
Während des Umbruchs lernt Anni Edith und Helena kennen, die beide neu in St. Peter sind. Helena übernimmt die Praxis des Allgemeinmediziners, während Lehrerin Edith für die Betreuung von Kindern in dem Nordseebad zuständig ist. Die drei werden zu besten Freundinnen und halten bei ihren persönlichen Kämpfen für mehr Gleichberechtigung der Frauen fest zusammen. 

"Die Frauen vom Nordstrand. Eine neue Zeit" ist der Auftakt der "Zeitenwende-Saga" von Marie Sanders. Der Roman handelt im Jahr 1953 in St. Peter an der Nordsee, eine Zeit, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Rückkehr zu Normalität, von Neuanfängen und Wiederaufbau bestimmt ist, auch wenn die erlebten Traumata und Verluste ihre Spuren hinterlassen und die Menschen geprägt haben. 
Anni ist eine junge patente Frau, die ihren eigenen Weg gehen möchte und von einem florierenden Hotel träumt, das sie eigenverantwortlich führen kann. Sie kämpft für ihren Traum, auch wenn ihr von den Männern, insbesondere von ihrem Vater, aber auch von ihrem Verlobten und späteren Ehemann Hinnerck sowie von der männerdominierten Gesellschaft immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. 
Das Hauptaugenmerk des Romans liegt auf Anni und der "Seeperle", im weiteren Verlauf spielen aber auch die Schicksale von Edith und Helena, die man nicht erahnen konnte, eine immer größere Rolle. Beide müssen schreckliche Ereignisse der Vergangenheit verarbeiten. Davon geprägt, kämpft jede auf ihre Art für mehr Rechte für die Frau, während in der Politik nur schleppend das Gleichberechtigungsgesetz diskutiert wird.  

"Die Frauen vom Nordstrand" versetzt den Leser sehr anschaulich an die Nordsee und erzählt die Geschichte rund um Anni, Edith und Helena von März bis Winter 1953. Es ist ein flüssig geschriebener Roman über drei ganz unterschiedliche Frauenschicksale, die perfekt in die damalige Zeit passen. 
Mir war die Handlung gerade zu Anfang zu plakativ, die Charaktere eindimensional und die Dialoge zu seicht. Das änderte sich zwar im Verlauf des Romans, als die Charaktere mehr Konturen bekamen und die Erzählung durch die drei Handlungsstränge vielfältiger wurde und mehr Tiefgang erhielt. Dennoch dominierte im Gesamtverlauf eine männerfeindliche Grundstimmung. Bis auf den behinderten Hans, der die Damen schon fast überbetont höflich behandelte, zeichnete sich jeder männliche Charakter durch schlechtes Benehmen, frauenverachtendes und gewalttätiges oder anderweitig kriminelles Verhalten aus. 

Die Frage nach mehr Gleichberechtigung für die Frauen bewegte die Frauen der damaligen Zeit und ist noch heute ein wichtiges Thema, da es schlichtweg immer noch zu große Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, die von Nachteil für die Frauen sind. Dennoch waren mir die persönlichen Kämpfe der Frauen zu plump umgesetzt, während man gleichzeitig keine Details zu den Vorgängen in der Politik und der Gesellschaft erhielt. Auch passieren manche Ereignisse so schnell aufeinander, dass es für die wenigen Monate, die der Roman erzählt, unwirklich viel ist. 

Im Gegensatz zu anderen ersten Teilen einer Reihe ist Band 1 der "Zeitenwende-Saga" kein in sich geschlossener Roman. Am Ende bleiben alle Erzählstränge offen und gerade für Anni beginnt das Ende mit einem Umbruch, so dass man gezwungen ist, auch Band 2 "Schicksalswende" zu lesen, der im Mai 2020 erscheint. 



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