Montag, 5. August 2019

Buchrezension: Henrike Scriverius - Die Gärten von Monte Spina

Inhalt: 

Monte Spina - eine einsame Insel vor Lanzarote, sucht einen neuen Gärtner, was nicht ganz einfach ist, denn außer Stille und Einsamkeit hat die kleine Privatinsel wenig zu bieten. Doch das kommt der dreißigjährigen Gärtnerin Toni gerade recht, denn ihr Mann ist gerade bei einem Autounfall gestorben und der Sinn ihres Lebens und alle ihre Liebe mit ihm.
Weit draußen im Atlantik trifft sie auf eine karstige Landschaft und auf Menschen, die sie nicht gerade herzlich empfangen. Aber Sonne und harte Arbeit wecken neben ihren Lebensgeistern vor allem eins: ihre Neugier. Denn auf der schweigsamen Insel Monte Spina am Ende der Welt gibt es eine ganze Reihe von Merkwürdigkeiten und Geheimnissen:
Warum blieben Tonis Vorgänger immer nur wenige Wochen? Wieso ist das oberste Stockwerk des Haupthauses tabu für sie? Und was steckt hinter dem abwesenden Besitzer der Insel, dem geheimnisvollen Bror, von dem alle nur im Flüsterton sprechen?


Rezension: 

Antonia Andersen ist in tiefer Trauer versunken, seitdem ihr Mann Leon bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Sie hat Deutschland verlassen und arbeitet in England als Gärtnerin, als sie das Angebot erhält, den Garten einer kleinen Insel im Privatbesitz vor Lanzarote zu pflegen. Da sie in England bisher keinen Anschluss gefunden hatte, nutzt sie die Chance für einen Neuanfang, auch wenn es sich bei dem Besitzer der Insel um ein Ekel handeln soll, bei dem es bisher kein Gärtner lange ausgehalten hat. 
Auf Monte Spina angekommen, begegnet Toni zunächst nur den wenigen Angestellten, die sie ebenfalls vor dem wütenden Besitzer Max Bror, dem es keiner recht machen könne, warnen. Als dieser knapp ein halbes Jahr nach Tonis Ankunft eintrifft und er trotz ihrer Mühen jähzornig über ihre Faulheit schimpft, erfährt Toni brutal, was die anderen Inselbewohner meinten. Auf eine bizarre Weise ist sie fasziniert von dem souveränen Geschäftsmann und Menschenhasser, der in wenigen Momenten aber auch seine weiche Seite zeigt. 

Der Schauplatz des Romans ist malerisch - eine einsame kleine Insel im Atlantik, die aus einem Anwesen mit einem bisher verwahrlosten Garten voller Bäume, Sträucher und Blumen besteht, denen die raue salzige Luft nichts abhaben kann. Aufgrund des farbenprächtigen Covers und der Arbeiten von Toni hätte ich mir allerdings eine intensivere Landschaftsbeschreibung gewünscht. Dagegen nehmen die Äußerlichkeiten wie Tonis Locken, ihr Kleidungsstil oder der durchtrainierte Körper von Max Bror vergleichsweise mehr Raum ein. 
Auch die Charaktere bleiben durchweg blass. Nicht einmal Toni kam mir so nah, dass ich ihr Verhalten nachvollziehen konnte. Die Hintergründe von Max Bror und seiner Angestellten der Insel blieben darüber hinaus sehr vage. 
Die Geschichte ist lebendig erzählt und entwickelt sich alles andere als vorhersehbar, was mir prinzipiell gut gefallen hat. Allerdings war mir unbegreiflich, wie viel sich Toni von dem unfassbar arroganten, körperlich und verbal gewalttätigen Mann hat gefallen lassen und sogar immer wieder mit der Hoffnung auf ihn zuging, das Gute in ihm zu offenbaren. Toni bietet ihm ab und zu Paroli, zieht aber am Ende frustrierend oft den Kürzeren. 
Schade ist auch, dass bei keinem der Protagonisten eine wirkliche charakterliche Entwicklung feststellbar war, weshalb auch der Epilog, der zwar versöhnlich ist, dann doch überrascht und einfach zu fern vom Rest der Erzählung ist. 
Das Potenzial der Geschichte um zwei verwundete Seelen, die in der Einsamkeit und umgeben vom rauen Atlantik und bezaubernder Pflanzenwelt gemeinsam Heilung erfahren können, wurde leider nicht ausgeschöpft. 



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