Freitag, 24. Mai 2019

Buchrezension: Heidi Rehn - Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung

Inhalt: 

München, 1926. Die Goldenen Zwanziger Jahre funkeln auf Hochglanz, München ist nach Berlin die Metropole des deutschen Films und Kinos. Die Donaubauers sind eine der großen Kino-Betreiberfamilien an der Isar. Mit ihrem mondänen Lichtspielpalast sorgen die heiß umschwärmte Theater-Schauspielerin Elsa und ihr charmanter Ehemann Karl landesweit für Furore. Alfred Hitchcock bietet Elsa sogar die Hauptrolle in seinem nächsten Film an. Dann aber brennt Karl mit einer Revue-Tänzerin durch. Statt als Star auf der Leinwand muss Elsa sich von einem auf den anderen Tag als Kino-Besitzerin im realen Leben behaupten - keine leichte Aufgabe für die junge Frau, die sich zudem gegenüber ihrer gestrengen Schwiegermutter behaupten muss.
Als durch Hitlers Machtergreifung Film und Kino zum begehrten Propagandainstrument werden, droht Elsa ihre Lizenz zu verlieren. 


Rezension: 

Es sind die goldenen 1920er-Jahre in Deutschland. Die Bevölkerung hat sich vom großen Krieg erholt, die Wirtschaft blüht und die Menschen geben sich ihren Vergnügen hin. Die Lichtspielhäuser spielen vor ausverkauftem Publikum, weshalb auch das Familienunternehmen der Donaubauers floriert, die gleich mehrere Lichtspielhäuser in München, Ingolstadt und Pfaffenhofen betrieben. Der Stolz der Familie ist der neue Filmpalast Elvira, der nicht nur eine Bar und ein Restaurant beherbergt, sondern die Filme mit Orchestermusik und Gerüchen untermalt. Matronin Zenzi Donaubauer tritt persönlich als Filmansagerin auf und steht als Familienoberhaupt ihren Mann. 
Als ihr Sohn Karl seine Ehefrau Elsa Hals über Kopf verlässt, um mit einer farbigen Revue-Tänzerin nach New York zu gehen, steigt die engagiert Elsa noch stärker in den Betrieb ein und kann trotz der Gerüchte weiter behaupten, dass ihr Mann geschäftlich in Amerika ist. 
Elsa lebt für den Film und das Betreiben der Lichtspielhäuser geht ihr über alles, weshalb sie sich wenig Zeit für sich und ihre beiden Töchter Jette und Sidonie nimmt. 
In den 1930er-Jahren bekommt die Familie nach der Machtergreifung Adolf Hitlers zu spüren, wie schwierig es sein kann, sich im Filmgeschäft zu behaupten und dabei politisch neutral zu bleiben. Die beiden starken Frauen Zenzi und Elsa möchten sich nicht den Braunhemden anschließen, während Elsas Schwager Heinrich mit ihnen sympathisiert, Elsa unter Druck setzt und versucht, sie aus der Familiendynastie zu drängen. 

"Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung" ist der erste Tel der neuen historischen Buchreihe von Heidi Rehn.
Durch ihren bildhaften und lebendigen Schreibstil taucht man als Leser in die 1920er- und 1930er-Jahre in München sowie die Filmwelt in München, Berlin und Venedig ein. Sehr anschaulich wird die Geschichte der Lichtspielhäuser erzählt und wie sich Film und Technik weiterentwickelt haben. Historische Fakten aus der Geschichte werden dabei geschickt mit der Geschichte der fiktiven bayerischen Familie Donaubauer verknüpft. 

Auch den Charakteren haucht die Autorin Leben ein, sie sind facettenreich und authentisch dargestellt, auch wenn die Frauen etwas einseitig als starke Figuren dominieren, während die Männer wenig positiv hervorstechen können. 

Zu Beginn hat mich in den Dialogen der etwas penetrant wirkende Münchner Dialekt gestört, dieser wird aber mit der Zeit weniger plakativ eingesetzt oder ist mir durch das Eintauschen in die Geschichte nicht mehr weiter aufgefallen. 

"Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung" ist ein spannender, historischer Roman über eine starke Familie, die mit Herzblut für ihre Lichtspielhäuser lebt. Das Herzblut für die Zeit zwischen Ersten und Zweitem Weltkrieg spürt man auch bei der Autorin, die duch die vielen Details zur damaligen Zeit, zu Film, Regisseuren und Schauspielern beweist, wie akribisch sie recherchiert haben muss. 
Neben der Entwicklung der Lichtspielhäuser sind die Lebenswege vor allem von Zenzi und Elsa von 1926 bis 1939 mitreißend erzählt und werden in die Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland eingebaut, so dass die Geschichte weiter an Tiefgang gewinnt und spannend wird, wie sich die Familie gegenüber den Faschisten behaupten kann, ohne ihre eigene Einstellung zu verraten oder ihre Lichtspielhäuser zu verlieren. 

Ich freue mich auf die Fortsetzung im Frühjahr 2020, um zu erfahren, wie es während und nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Familie Donaubauer und der Entwicklung der Lichtspielhäuser in einer Zeit, in der das Fernsehen zunehmend Verbreitung findet, weitergeht. 





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