Montag, 22. Oktober 2018

Buchrezension: Rhys Thomas - Wenn der Rest der Welt schläft

Inhalt:

Sam will die Welt retten. Oder die Nachbarschaft. Oder vielleicht sich selbst.
Der 26-jährige Sam ist gezeichnet von einem tragischen Verlust. Seinen Alltag gestaltet er so, dass kein Raum bleibt für Überraschungen oder Gefühle. Doch nachts ist alles anders. Denn wenn der Rest der Welt schläft, lässt Sam sein von tiefer Einsamkeit geprägtes Leben hinter sich – und verwandelt sich in den Superhelden "Phantasma". In einem selbst gebastelten Kostüm unternimmt er Streifzüge durch die Nachbarschaft und versucht, seinen Mitmenschen zu helfen. Als aber eines Tages eine wunderschöne junge Frau in sein Leben tritt, wird seine Welt komplett auf den Kopf gestellt. Schafft er es, auch im Alltag den großen Mut aufzubringen, den er als "Phantasma" schon lange beweist?


Rezension:

Sam führt seit dem tragischen Verlust seiner Familie ein einsames, zurückgezogenes Leben. Tagsüber geht er zur Arbeit, aber nachts wird er zu "Phantasma", einem Superheld, einem Rächer für die Armen und Unterdrückten. 
Erst als er die drei Jahre jüngere Sarah kennenlernt, die offenbar auch ein Geheimnis verbirgt, wird ihm bewusst, dass es noch mehr in seinem Leben geben könnte, als die nächtlichen Streifzüge in einem selbst gebastelten Kostüm, auf der Suche nach Menschen, die Hilfe benötigen. Doch Sarah hat einen Arbeitskollegen, der sich sehr für sie interessiert und sich ihr selbstbewusst nähert. Sam muss den Mut, den er mit dem Überstreifen seiner Maskerade entwickelt, in den Alltag übertragen, um seine Chance auf Liebe nicht ungenutzt zu verspielen. Voraussetzung für einen Neuanfang ist jedoch, dass Sam sich dem Schmerz der Vergangenheit stellt und sein Traum verarbeitet. 

"Wenn der Rest der Welt schläft", wird Comic-Fan Sam zu seinem alter Ego "Phantasma", einer Mischung aus Batman und Robin Hood. Er ist glücklich, wenn er anderen Menschen helfen kann. Dabei kennt er die Fremden nicht einmal und auch er selbst möchte bei seinen kleinen Heldentaten unerkannt bleiben. 
Sam ist ein bescheidener, sympathischer junger Mann, der einen streng strukturierten Alltag und leicht autistische Züge hat. Seine Fassade beginnt zu bröckeln, als er sich in Sarah verleibt. Gleichzeitig sieht er sich mit Erinnerungen konfrontiert, einem Verlust, der elf Jahre her ist und sein Leben nachhaltig verändert hat, Der Schmerz sitzt noch so tief, dass er Ängste hat, sich an andere Menschen fester zu binden.  

Während Sams Aktivitäten als Phantasma etwas abenteuerlich und skurril zu lesen sind, ist Sams Schmerz und seine Flucht in die Einsamkeit nachvollziehen konnte, war mir nicht ganz klar, warum er, um seine Trauer zu kompensieren, ausgerechnet Fremden auf diese nicht ganz alltägliche Weise hilft, als ob er selbst etwas wieder gut zu machen hätte. Als Phantasma fühlt er sich unbesiegbar und fühlt sich so glücklich, wie er als unbedarftes Kind einmal gewesen ist. 
Bis auf die für mich deshalb nicht ganz logische Handlung ist "Wenn der Rest der Welt schläft" aufgrund der Vielzahl an besonderen Charakteren und der Weiterentwicklung, die Sam macht, als er seine Komfortzone verlässt, eine originelle, stellenweise amüsante, aber auch herzergreifende Geschichte über Trauer, Einsamkeit und die lebensverändernde Macht von Freundschaft und Hilfsbereitschaft. 



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