Samstag, 30. Juli 2016

Buchrezension: Christa Reusch - Tessa, die Liebe und der Tote im Stadtarchiv

Inhalt:

Liebe? Ist überflüssig! Tessa hat die Nase gestrichen voll von Männern. Mit der festen Überzeugung, auch als Single glücklich zu werden, bezieht sie ein kleines Häuschen in Köln. Plötzlich steht Tessas beschauliches Leben auf dem Kopf. Anonyme Briefe, eine namenlose Leiche und der umwerfende Briefträger Leonard ziehen ihr den vertrauten Boden unter den Füßen weg. Mit einem Mal befindet sich Tessa in einem Chaos aus Intrigen, Lügen und ihren aufflammenden Gefühlen für den attraktiven Leonard. Was geht nur vor in ihrem Leben und ihrem Herzen?

Rezension:

Tessa ist knapp 30 Jahre alt, Versicherungsangestellte, die nebenbei in den „Colonia News“ Kochrezepte veröffentlicht. Sie wurde in der Liebe schon schwer von einem verheirateten Mann enttäuscht. 

Vor wenigen Wochen ist Tessas Großmutter verstorben, weshalb sie in ihr Häuschen im Kölner Süden zieht.

Als Tessa plötzlich ominöse Briefe erhält, lernt sie den attraktiven Leonard von Weyersberg kennen, der von seinem Vater, der wiederum ein alter Freund von Tessas in München lebendem Vater ist, gebeten wurde, ein Auge auf die möglicherweise gefährdete Tessa zu haben.
Wie das Schicksal so will, verlieben sich die beiden ineinander. Bis es letztlich zum ersehnten Happyend kommt, müssen allerdings so manches Missverständnis und kleinere Anschläge auf Leib und Leben aller Beteiligter überstanden werden.
Eine kleine Kriminalgeschichte à la Miss Marple gibt insofern der quirligen Liebesgeschichte die Würze.

Das süße, blumige Cover lässt schon erahnen, dass der Roman eher in der Kategorie „leichte Kost“ anzusiedeln ist, was nicht abwertend sein soll. Frau liest eben auch ab und zu mal gerne etwas „fürs Herz“.
In „Tessa, die Liebe und der Tote im Stadtarchiv“ geht es aber nicht nur um eine Liebesgeschichte. Tessa wird über ihre Nachbarin neugierig auf einen ungeklärten Kriminalfall, der ihr, auch aufgrund der Briefe, die sie erhält, keine Ruhe lässt. Stück für Stück geraten Dinge auf sehr unkonventionelle Weise ans Tageslicht, von denen keiner geahnt hat. Tessa bringt sich als Hobbyermittlerin mit erweiterten Kompetenzen selbst in Gefahr. Die Polizei wird nicht eingeschaltet, wird aber zumindest als Service-Einrichtung für den ein oder anderen DNA-Test genutzt.

Den Reiz des Romans, der auch noch an meinem Wohnort Köln spielt, machte für mich gerade diese Mischung aus Liebes- und Kriminalgeschichte aus. Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz rund gelungen. Ich musste mich in den ersten Kapiteln zunächst an den Schreibstil gewöhnen, da der Roman aus unheimlich viel wörtlicher Rede besteht. So manchen Smalltalk hätte die Handlung gar nicht gebraucht und auch der Lesefluss wäre mit Verwendung der indirekten Rede geschmeidiger gewesen.
Die vielen, zum Teil überzogen dargestellten Missverständnisse, die wie aus dem Nichts zuwischen Tessa und Leonard entstanden sind, empfand ich in Summe als anstrengend zu lesen. Die Schlussfolgerungen im Rahmen von Tessas „Ermittlungen“ waren nicht immer schlüssig und für den Leser nachzuvollziehen, so dass sich die Autorin an einer Stelle mit einem alles erklärenden Brief der Nachbarin behelfen musste. Die Leichtigkeit, mit der Tessa an Informationen gelangt, ist zumindest datenschutzrechtlich bedenklich oder schlichtweg unrealistisch.
Auch der Showdown, der in keinem guten Krimi fehlen darf, kam auch in „Tessa, die Liebe und der Tote im Stadtarchiv“ nicht zu kurz, wirkte jedoch für diesen Roman zu spektakulär, passte in seiner Gegensätzlichkeit allerdings wiederum zum übertrieben glücklichen Ende.

Christa Reusch hatte mit der Verquickung von Kriminalgeschichte und Liebesroman eine gute Idee, zeigte jedoch in deren Umsetzung sowohl sprachliche als auch inhaltliche Schwächen. Für einen ersten Roman ambitioniert, aber nicht ganz ausgereift.


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