Mittwoch, 27. Juli 2016

Buchrezension: Luis Sellano - Portugiesisches Erbe

Inhalt:

Henrik Falkner weiß kaum, wie ihm geschieht, als er die malerischen Altstadtgassen von Lissabon betritt. Der ehemalige Polizist soll ein geheimnisvolles Erbe antreten: Sein Onkel hat ihm ein Haus samt Antiquitätengeschäft vermacht. Während Henrik mehr und mehr in den Bann der pulsierenden Stadt am Tejo gerät, entdeckt er, dass sein Onkel offenbar über Jahre hinweg Gegenstände gesammelt hat, die mit ungelösten Verbrechen in Verbindung stehen. Und kaum hat Henrik seine ersten Pastéis de Nata genossen, versucht man, ihn umzubringen. Henrik stürzt sich in einen Fall, der sein Leben verändern wird.

Rezension:

Der ehemalige Polizist Henrik Falkner wird von dem ihm unbekannten, bis dato in Portugal lebenden, Onkel im Testament bedacht. Henrik reist nach Lissabon, wo ihm eröffnet wird, dass er ein in die Jahre gekommenes Mehrfamilienhaus mit im Erdgeschoss integriertem Antiquariat erbt. Henrik selbst befindet sich nach dem Tod seiner Ehefrau Nina und einer depressiven Phase mit daraus resultierender Arbeitslosigkeit, in einer Phase des Umbruchs und ist deshalb nicht abgeneigt, das Erbe anzutreten.

Für den Verkauf des Mehrfamilienhauses, den sein Onkel Martin allerdings notariell untersagt hatte, wird ihm von einem Unbekannten eine hohe Summe geboten. Als er diese Angebot misstrauisch ablehnt, häufen sich mysteriöse Angriffe auf sein Leben und das der Mieter des Hauses. Vom Polizistenehrgeiz gepackt, und da er den als korrupt geltenden Sicherheitsbehörden in Portugal kein Vertrauen schenkt, beginnt er mit eigenen Nachforschungen. Offensichtlich war sein Onkel dabei, ein seit Jahren verborgenes Verbrechen aufzudecken und hinterließ Henrik verschiedene Hinweise in seinem chaotischen Antiquariat. Auch wenn er keinen Kontakt mehr zu seiner Familie nach Deutschland hatte, schien der Onkel darauf zu vertrauen, dass Henrik die Botschaften verstehen würde und als ehemaliger Polizist die Aufklärung des Falls vorantreiben könnte.
Der deutsche Autor Oliver Kern, der unter dem Pseudonym Luis Sellano einen europäischen Regionalkrimi verfasst hat, schafft es, dem Leser die Atmosphäre Lissabons nahe zu bringen. Sehr detailliert beschreibt er Straßen und Gebäude der Stadt, wie es kein Reiseführer hätte besser machen können. Darunter leidet allerdings auch die Spannung des Krimis. Mit dem Erbe und dem Antiquariat wird der Leser lange auf eine falsche Spur gebracht, hat der eigentliche Kriminalfall doch weder unmittelbar damit noch mit Henriks Onkel selbst etwas direkt zu tun.
Spannung kommt deshalb auch erst im letzten Drittel des Romans auf, als klar wird, welchem Verbrechen Henrik auf der Spur ist, das von einer offensichtlich sehr einflussreichen Familie Lissabons versucht wird, mit aller Macht zu vertuschen.

Der Krimi wirkt in Teilen konstruiert, da nicht ganz nachvollziehbar bleibt, warum Henrik so lange auf eigene Faust ermittelt und sich und andere damit in Gefahr bringt.
Sellano widmet der Beschreibung der Orte mit Liebe zum Detail viel Aufmerksamkeit, was den Krimi als Urlaubslektüre empfiehlt. Meinem Geschmack nach hätte Sellano allerdings noch mehr Engagement in den Aufbau des Kriminalfalls gesteckt, um den Ablauf der Handlung weniger zäh zu gestalten. Auch das unbefriedigende Ende, das noch weitere Bände mit Henrik Falkner in Aussicht zu stellen scheint, trug nicht dazu bei, mich von dem Krimi begeistern zu lassen.



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