Weimar 1979. Als Renée zum Architekturstudium zugelassen wird, kann sie ihr Glück kaum fassen. Die Plätze sind heiß begehrt, die Zulassungsbedingungen hoch. Von Beginn an ist unter ihren Mitstudierenden ein Mädchen, das sie besonders fasziniert. Uta, die Tochter des erfolgreichen Rostocker Stadtarchitekten, ist das größte Zeichentalent des Jahrgangs und mit unbändiger Energie und überbordender Fantasie gesegnet. Renée, die aus einfachen Verhältnissen kommt, lässt sich nur zu gern von ihr zeigen, wie scheinbar unüberwindliche Grenzen zu sprengen sind. Doch etwas stimmt nicht in dieser Freundschaft. Über Uta scheint ein Schatten zu liegen, der immer größer wird.
Rezension:
Renée ist fasziniert von Uta und lässt sich komplett von ihr vereinnahmen. Der Wunsch nach einer Freundschaft zu ihr lässt sie komplett blind dafür werden, dass Uta selektiv ist und es ihr auch Renée gegenüber an Ehrlichkeit und Loyalität mangelt. Obwohl Renée mehrfach von Uta verletzt wird, macht sie sich Sorgen um ihre Freundin, die etwas vor ihr zu verbergen scheint, das ursächlich für ihr unberechenbares Verhalten sein könnte.
Der Roman wird aus der Perspektive von Renée geschildert und handelt einerseits von der Freundschaft der beiden ungleichen jungen Frauen und gibt andererseits lebendige Einblicke in das Studentenleben in der DDR zu Beginn der 1980er-Jahre.
Renée erscheint im Umgang mit Uta naiv und lässt sich zu viel gefallen. Sie ordnet sich Uta unter und verhält sich vorsichtig aus Angst sie zu verärgern. Streits enden in Schweigen, Aussprachen finden nicht statt. Eine Wut über das Betragen Utas weicht zunehmend Sorge, denn Uta verhält sich nicht nur übermütig, sondern gefährlich.
Neben der spannungsgeladenen Freundschaft ist der Alltag als Student und Studentin lebendig dargestellt. Man begleitet Renée über mehrere Semester, die nicht nur das praxisorientierte Studium, sondern auch Exkursionen sowie die Verpflichtungen als DDR-BürgerIn wie eine Schulung zur Zivilverteidigung umfassen. Der Zeitgeist der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre ist spürbar, auch wenn die Merkmale der autoritären Herrschaft der SED-Diktatur und die damit verbundenen Einschränkungen nicht in ihrer vollen Tragweite in Erscheinung treten.
Deutlicher wird, was Uta fehlt und wie belastend ihr Schicksal für sie und ihre Umgebung ist. Dabei erscheint fraglich, wie viel eine Freundschaft aushalten kann und ob ihr Ende nicht unausweichlich ist.
"Das Laute im Leisen" ist ein dramatischer und einfühlsamer Roman über das Erwachsenwerden, über Freundschaft und Selbstentfaltung, der die 1980er-Jahre als StudentIn in der DDR lebendig werden lässt.
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