Freitag, 31. Mai 2024

Buchrezension: Sarah Penner - Die versteckte Apotheke

Inhalt:

Im London des 18. Jahrhunderts raunen sich Frauen hinter vorgehaltener Hand zu, dass es einen Ausweg aus besonders gewalttätigen Ehen gebe: Eine junge Apothekerin rettet sie mit tödlichen Arzneien aus der Not, eine versteckt übermittelte Nachricht genügt. Doch was, wenn aus der Retterin die Gejagte wird?
Knapp 200 Jahre später stößt die Historikerin Caroline Parcewell auf die außergewöhnliche Geschichte der giftmischenden Apothekerin und setzt damit unerwartete Ereignisse in Gang – nicht nur ihr eigenes Leben wird nicht mehr dasselbe sein. 

Rezension: 

Nella hat die Apotheke ihrer Mutter übernommen und setzt die Tradition fort, mit ihren Heilmitteln ausschließlich Frauen zu helfen. Nachdem sie von einem Mann schlimm getäuscht wurde, nutzt sie ihr Wissen um die Wirkung von Pflanzen, Insekten und Tinkturen weiter und gibt ihnen einen tödlichen Effekt. Ihre Fähigkeit spricht sich in London im ausgehenden 18. Jahrhundert herum und wird zu einem Geschäft hinter verschlossenen Türen.
Über 200 Jahre später entdeckt die Amerikanerin Caroline zufällig ein Gefäß, als sie in London allein den Urlaub anlässlich ihres Hochzeitstags verbringt. Um sich von ihren negativen Gedanken abzulenken und nach dem Betrug ihres Ehemannes wieder klar zu sehen, forscht die ehemalige Historikern weiter und wird auf eine unglaubliche Geschichte um die Apothekenmörderin aufmerksam. Während ihrer Recherchen sieht sie auch über ihr Leben klarer und gibt ihm eine andere Richtung.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und wird aus der Perspektive von drei Protagonistinnen geschildert. Die Vergangenheit dreht sich um die Apothekerin Nella, die überraschend Unterstützung von einem neugierigen Mädchen erhält, das im Auftrag ihrer Dienstherrin eine tödliche Arznei besorgen soll. Die Gegenwart handelt von der betrogenen Ehefrau, die in London eigentlich Abstand von ihrem Mann gewinnen wollte.
Der Roman beginnt mit der Beschreibung von Nellas heimlichen Geschäft und Carolines ominöser Suche etwas langatmig, bevor sich für Nella die Situation zuspitzt und auch die Gegenwart ungeahnt Spannung entfaltet, als Caroline unter Verdacht gerät, ihrem Ehemann etwas angetan zu haben.

Die Beschreibungen sind bildhaft, so dass die Szenerie in London des späten 18. Jahrhunderts gut vorstellbar wird. Die Stimmung ist düster und von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft geprägt. Auch in die Hauptfiguren, die Verletzungen erlitten haben und dementsprechend handeln, kann man sich gut hineinversetzen. Während Nella auf Heilung durch Rache sind, möchte Caroline ihre verloren gegangen Träume verfolgen.
Die Handlungsstränge der beiden Erzählebenen enden in fast jedem Kapitel mit offenen Mini-Cliffhangern, die die Neugier auf den nächsten Abschnitt wecken.

Ein "geheimes Netzwerk von Frauen", von dem ich mir eine Art organisierter Frauensolidarität vorgestellt hatte, spielt allerdings keine Rolle. Vielmehr handelt die Vergangenheit davon, Nellas Tätigkeiten zu verbergen und sie zu zu schützen.
Die Charaktere sind nahbar und werden trotz der Jahrhunderte, die sie trennen, schlüssig verknüpft. Carolines neugierige Recherchen sind jedoch von vielen Zufällen geprägt und wenig spannend, da sich die interessanteren Details bereits aus der Vergangenheit erschließen.
Der Roman handelt von Rache, Geheimnissen und Magie. Der Fokus liegt dabei auf der drögen Mischung von Rezepturen und einer selbstgerechten, hanebüchenen Suche, nach der ein ganzes Leben umgekrempelt wird und nicht auf den bitterbösen Taten der Apothekerin und den Opfern, die sie hinterlässt, was die Erzählung zu seicht empfinden lässt.

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