Freitag, 3. November 2023

Buchrezension: Mikki Brammer - Dieses schöne Leben

Inhalt:

Umgeben von Büchern, vielfältigem Wissen und geliebten Ritualen verbringt Clover eine ungewöhnliche, aber liebevolle Kindheit bei ihrem Großvater, einem Professor, in New York. Als er unerwartet stirbt, während sie verreist ist, beschließt Clover, Sterbebegleiterin zu werden. Denn niemand soll allein, ohne Trost, aus dem Leben scheiden müssen. Mit ihrer ruhigen, mitfühlenden Art ist Clover die Beste auf ihrem Gebiet, doch das Leben droht sie zwischen ihrem Beruf und einsamen Abenden mit romantischen Filmen zu verpassen.
Das ändert sich schlagartig, als die quirlige Sylvie nebenan einzieht, die von den Aufgaben einer Sterbebegleiterin fasziniert ist statt wie die meisten anderen Menschen abgeschreckt von dem Kontakt mit Trauer. Dann bekommt Clover mit der resoluten alten Dame Claudia eine neue Klientin, die sie auf die Suche nach ihrer verlorenen großen Liebe schickt – eine Suche, die Clover ihrem eigenen Seelenverwandten näher bringen wird, als sie ahnt. 

Rezension: 

Clover kam schon als junges Mädchen mit dem Tod in Berührung. Im Alter von sechs Jahren sterben ihre Eltern bei einem Unfall, weshalb sie sodann bei ihrem Großvater in New York aufgewachsen ist. Zu ihm hatte sie als einzigen Angehörigen ein inniges Verhältnis. Dieser stirbt allein, als Clover auf Reisen ist, was sie so bedrückend empfindet, dass sie sich entscheidet, Sterbe-Doula zu werden. In New York gibt es so viele Menschen, die einsam sind und nicht auch noch allein und ohne Trost sterben sollen. 
Selbst ist Clover aufgrund ihrer zurückhaltenden Art einsam. Sie vermeidet Kontakte zu anderen Menschen aus Angst für ihren Beruf verurteilt zu werden, schließlich möchte niemand gerne mit dem Tod konfrontiert werden. Ihr Leben ändert sich, als sie Sebastian bei einem Treffen des Death Café kennenlernt und er sie zur Betreuung seiner sterbenden Großmutter engagiert. 

Clover ist mit 36 Jahren so sehr mit dem Tod vertraut, dass sie das Leben aus den Augen verloren hat. Sie selbst bemerkt dies erst, als sie Kontakt zu ihrer neuen Nachbarin Sylvie, zu Sebastian aus dem Death Café und zu ihrer Klientin Claudia schließt, der über ihren Beruf hinausgeht. Auch wenn Clover schon immer eine Einzelgängerin war und ihr bewusst ist, dass sie anders ist, beginnt sie ihr Leben zu hinterfragen, dass ihr wie eine leere Hülle vorkommt.
Clover ist ein vielschichtiger und authentischer Charakter, deren Lebensweg nachvollziehbar erzählt ist. Über Rückblenden und Erinnerungen erfährt man mehr über ihre Vergangenheit und was sie geprägt hat.
Die Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und eine vertiefte Befassung mit der Lebensgeschichte der älteren Dame Claudia macht die Geschichte abwechslungsreich und gibt ihr eine interessante Wendung.

Der Tod, das Sterben, Verlust, Bedauern und Reue sind zentrale Themen des Romans, der aber dennoch nicht deprimierend, sondern erwartungs- und hoffnungsvoll ist. In Clovers Leben beginnt sich etwas zu bewegen, das sie zugänglicher macht und das ihr die Chance gibt, Freundschaft und Liebe zu erfahren. Sie stellt sich selbst und ihre Bedürfnisse mehr in den Mittelpunkt statt sich zurückzuziehen und ausschließlich um die Geständnisse und Reue ihrer Klienten zu kümmern.

Es ist eine feinfühlig erzählte Geschichte, die zeigt, wie einfach es ist, in Gewohnheiten zu verharren, wie schwierig es ist, die eigene Komfortzone zu verlassen und dass es Impulse von außen und Mut braucht, um Fehler einzugestehen und Dinge zu ändern.
"Ein schönes Leben" zeigt auf lebendige und warmherzige Art und Weise, dass der Tod zum Leben gehört, dass es man jedoch nutzen und nicht einfach nur existieren sollte, um am Ende nicht über verpasste Chancen zu verzweifeln und den Blick für die Dinge verliert, die das Leben erst lebenswert machen.

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