Samstag, 9. September 2023

Buchrezension: Melanie Raabe - Der Schatten

Inhalt:

Lastet ein Fluch auf Norah? Wird sie einen Menschen töten? Einen Mann, den sie gar nicht kennt? Eine alte Bettlerin, die Norah anspricht und kurz darauf spurlos verschwindet, ist davon überzeugt. Nie im Leben könnte sie zur Mörderin werden. Da ist sich Norah ganz sicher. Doch was ist am Ende schon sicher? 

Rezension: 

Norah Richter ist Journalistin und nach beruflichen Problemen und der Trennung von ihrem Freund von Berlin nach Wien gezogen. Schon am ersten Arbeitstag begegnet ihr eine Bettlerin, die ihr prophezeit, dass Norah am 11. Februar aus freien Stücken und gutem Grund einen Mann töten wird. Norah kennt ihr mutmaßliches Opfer, das die Bettlerin namentlich benennt, nicht und kann sich zudem nicht vorstellen, in der Lage zu sein, einen Menschen zu töten. Dennoch beschäftigt sie die Vorhersage derart, dass sie mit Nachforschungen beginnt. Dabei ereignen sich merkwürdige Dinge, Norah erhält ominöse Nachrichten, Freunde wenden sich von ihr ab und sie sieht sich gezwungen, sich intensiver mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen. 

Der Thriller handelt im Winter in Wien und die düstere und morbide Stimmung ist von Anbeginn spürbar. Norah begegnet auf Schritt und Tritt der Tod, sie ist einerseits einsam und fühlt sich andererseits beobachtet. 
Ein weiterer Erzählstrang belegt genau das. Jemand ist hinter Norah her, kennt sie persönlich und möchte sich offenbar für eine Tat von Norah an ihr rächen. Die fremde Person, die da im Schatten lauert, scheint ein böses Spiel mit Norah zu treiben, die Bedrohung ist allgegenwärtig. Dennoch bleibt eine Unsicherheit, ob Norah raffiniert manipuliert wird oder tatsächlich im Recht ist und einen Rechtfertigungsgrund hat, den besagten Mann zu töten, was für Spannung sorgt.  

"Der Schatten" ist ein unblutiger Thriller, der schon mit dem Prolog spannend und undurchsichtig beginnt. Norah ist nach Wien gekommen, um ein neues Leben zu beginnen, sieht sich dort aber mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Es sind subtile, kleine Dinge, die sie an ihrem Verstand zweifeln lassen und gruselig anmuten. 
Eine permanente Gefahr steht im Raum, die Atmosphäre ist beklemmend und man wartet gebannt darauf zu erfahren, ob Norah tatsächlich zur Tat voranschreitet und ob da Motiv, dass sie bald zu erkennen glaubt, eine Entschuldigung für ihr Tun sein kann. Die Auflösung der mysteriösen Prophezeiung ist letztlich schlüssig, ihre Darstellung durch rückblickende Erklärungen ist dann jedoch enttäuschend leblos.  

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