Montag, 28. August 2023

Buchrezension: Fritzi Teichert - Storchenherzen

Inhalt:

Helga betreibt zusammen mit Kollegin Monika eine kleine Hebammenpraxis. Zwar liebt Helga ihren Job, aber nicht alle werdenden Mütter können mit ihrer ruppigen Art etwas anfangen. Zum Glück taucht Madita auf: Sie ist seit Kurzem ausgebildete Hebamme, zwanzig Jahre jünger und strotzt vor Tatendrang. 
Helga ist entsetzt: Madita redet ohne Punkt und Komma, ist ekelhaft fröhlich und macht laufend esoterische Verbesserungsvorschläge. Zu allem Überfluss hat Helga eine handfeste Ehekrise. 
Auch für Madita ist der Start ruckelig: An ihrem ersten Tag verursacht sie beinahe einen Unfall: Doch statt der Versicherung tauchen plötzlich lästige Verliebtheitsschmetterlinge auf. 

Rezension: 

Helga arbeitet mit Leib und Seele als Hebamme in der kleinen Praxis Storchennest, eckt mit ihrer zunehmend ruppigen Art jedoch bei ihren Klienten an, was sich an kritischen Bewertungen im Internet und einem Rückgang an Frauen zeigt, die die Praxis aufsuchen. Die neue Hebamme Madita hat zwar weit weniger Erfahrung als Helga kommt mit ihrem sonnigen Gemüt aber gut bei den werdenden und jungen Eltern an und bringt mit neuen Ideen frischen Wind in die Praxis.
Während Helga und Madita gemeinsam Klientinnen betreuen, können sie von einander lernen und lernen sich auch persönlich besser kennen. Helga ist frisch getrennt von ihrem Ehemann Hans und wird mit einer ganz besonderen Nachricht überrascht, die auch Auswirkungen auf die Trennung haben könnte. Madita ist durch den Arbeitsplatzwechsel in eine WG gezogen, in der sie sich mit den strengen Regeln zu Ordnung und Sauberkeit schwertut. Durch ihre tollpatschige Art, die sie auch mal mit dem Gesetz in Konflikt bringt, trifft sie immer wieder auf den attraktiven Polizisten Silas. 

Der Roman wird kapitelweise abwechselnd aus der Sicht von Helga und Madita geschildert, die als Figuren komplett gegensätzlich angelegt sind. Helga wirkt mit ihrer mürrischen, wenig einfühlsamen Art wie eine frustrierte Geburtshelferin kurz vor dem Ruhestand, ohne dass wirklich klar wird, wovon sie so genervt ist. Madita hingegen erscheint als Berufsanfängerin mit Ambitionen fast ein wenig überdreht. Die dritte Hebamme, der die Praxis gehört, spielt nur eine untergeordnete Rolle. 
Der Arbeitsalltag einer Hebamme wird anschaulich, detailliert und - so weit zu beurteilen - sehr authentisch beschrieben. Das Buch gleicht damit einem Porträt des Berufs Hebamme, bis das Privatleben der beiden Hauptfiguren mehr Raum einnimmt. Beide haben mit Problemen zu kämpfen, wenn sich Helgas Leben entscheidend zu verändern droht und Madita von einer Misere in die nächste purzelt. 
Der Roman ist deshalb abwechslungsreich und lebendig geschrieben, geht jedoch auf keine Schwierigkeit näher ein, bleibt oberflächlich und zerfasert durch lose Episoden rund um die Thematik des Kinderkriegens. 

Spannung kommt in dem Roman keine auf, da nicht klar wird, in welche Richtung die Geschichte eigentlich gehen soll. Retardierende Aussagen zu Helgas exklusivem Kaffeekonsum oder schmerzhaften Dammbrüchen der Gebärenden ziehen den Roman in die Länge. 
"Storchenherzen" ist zwar unterhaltsam, aber ziellos und am Ende geht der etwas dahin plätschernden Geschichte die Luft aus, so dass die fast 500 Seiten zu lang erscheinen. Der Ausblick auf einen zweiten Band stimmt deshalb nicht unbedingt euphorisch. 

Trotz manch tragischer und dramatischer Ereignisse weckt die Geschichte wenig Emotionen. Es überwiegen der bemühte Humor und wissenswerte Details rund um Schwangerschaft und Geburt. Helga und Madita leben für ihre Berufung und dienen als mustergültiges Beispiel für einen Berufsstand, der mit großen Herausforderungen umgehen muss und vergleichsweise wenig Unterstützung bekommt, wobei diese Aspekte des Berufs im Roman erstaunlicherweise nicht problematisiert werden.

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