Samstag, 26. August 2023

Buchrezension: Dana Vowinckel - Gewässer im Ziplock

Inhalt:

Ein Sommer zwischen Berlin, Chicago und Jerusalem. Wie jedes Jahr verbringt die fünfzehnjährige Margarita ihre Ferien bei den Großeltern in den USA. Viel lieber will sie aber zurück nach Deutschland, zu ihren Freunden und ihrem Vater, der in einer Synagoge die Gebete leitet. Die Mutter hat die beiden verlassen, als Margarita noch in den Kindergarten ging. Höchste Zeit, beschließt der Familienrat, dass sie einander besser kennenlernen. Und so wird Margarita in ein Flugzeug nach Israel gesetzt, wo ihr Vater aufgewachsen ist und ihre Mutter seit Kurzem lebt. Gleich nach der Ankunft geht alles schief, die gemeinsame Reise von Mutter und Tochter durchs Heilige Land reißt alte und neue Wunden auf, Konflikte eskalieren, während der Vater in Berlin seine Rolle überdenkt. Da müssen sie schon wieder die Koffer packen und zurück nach Chicago, wo sich alle um das Krankenbett der Großmutter versammeln und Margarita eine folgenreiche Entscheidung treffen muss. 

Rezension:

Margarita ist 15 Jahre alt und verbringt die Ferien bei ihren Großeltern in Chicago, wo sie sich langweilt. Lieber wäre sie bei ihren Freunden in Berlin, wo sie zusammen mit ihrem alleinerziehenden Vater Avi wohnt, der streng religiös ist und als Chasan in einer Synagoge arbeitet. Ihre Mutter hatte die Familie vor über zehn Jahren verlassen und lädt Margarita nun ein, zu ihr nach Jerusalem zu kommen. Widerwillig kommt sie dem Wunsch nach, aber Marsha ist eine Fremde für sie, die gleich zu Beginn ihre Unzuverlässigkeit demonstriert. Auf einer Reise durch Israel kommen sie sich langsam näher, stellen sogar Gemeinsamkeiten fest, während Avi in Deutschland Urlaub macht und dort einer Frau näherkommt.

"Gewässer im Ziplock" wird abwechselnd aus den Blickwinkeln von Margarita und Avi geschildert, wobei die Erzählstränge abrupt und ohne Kennzeichnung wechseln und jeweils nur wenige Seiten lang sind. In die Erzählung fließen viele jüdische und hebräische Begriffe ein, wobei nur ein Teil davon in einem Glossar erklärt wird. Das bremst ein wenig den Lesefluss. Die Geschichte ist jedoch zumindest zu Beginn so abwechslungsreich und lebendig erzählt, dass die schnellen Wechsel und unbekannten Worte, die sich zumeist aus dem Kontext erklären, nur stören, wenn man es wirklich genau wissen möchte. 

Die Frage, was jüdisches Leben ausmacht und das Bewusstsein für eine jüdische Mentalität stehen neben der komplizierten Familienkonstellation und daraus resultierenden Enttäuschungen und Konflikten, im Vordergrund.
Die Beschreibung des jüdischen Lebens in Berlin, Chicago und Israel gibt interessante Einblicke und zeigt wie unterschiedlich Glaube und Traditionen interpretiert und vorgelebt werden. Während sich der Vater als Israeli in Deutschland tief religiös an die Regeln hält, schert sich die Mutter als Amerikanerin in Israel wenig darüber, spricht nicht ein Wort Hebräisch, dafür Arabisch und möchte gleichzeitig nicht, dass sich ihre jüdische Tochter als Deutsche empfindet. 

Die Geschichte ist reichlich konfliktgeladen, wird dabei in der zweiten Hälfte etwas eintönig, lässt aber gespannt darauf warten, wie die Familie am Ende am Krankenbett der Großmutter zusammenfinden wird.
In dem All-Age-Roman wird jedoch auch immer wieder in den andauernden Streitigkeiten zwischen den Generationen und den Expartnern deutlich, dass die Wut auf "die Deutschen" groß ist, dass das Leid des Holocausts auch bald hundert Jahre später in den nachfolgenden Generationen der Opfer weitergelebt wird. Die Hass- und Gewaltspirale scheint damit niemals enden zu wollen. 

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