Samstag, 15. Juli 2023

Buchrezension: Rachel Linden - Dreimal du und ich

Inhalt:

Seit dem tragischen Verlust ihrer Mutter widmet Lolly all ihre Zeit dem Familienrestaurant. Nur was ist mit ihren eigenen Träumen? Als sie kurz vor ihrem 33. Geburtstag eine Liste mit den Dingen findet, die sie sich als junges Mädchen gewünscht hat, wird ihr klar, dass sie bislang keines ihrer Ziele erreicht hat. Doch gerade als Lolly sich fragt, wie sie das ändern könnte, erhält sie ein ganz besonderes Geschenk: Sie kann für jeweils einen Tag in drei verschiedene Versionen ihres Lebens schlüpfen und dabei wichtige Entscheidungen korrigieren. Denn was wäre, wenn sie ein eigenes Lokal eröffnet hätte? Und ihre große Liebe nicht verlassen hätte? Wie wird sie sich entscheiden? Oder hat das Schicksal am Ende ganz andere Pläne mit ihr? 

Rezension: 

Seit dem Tod ihrer Mutter vor zehn Jahren führt Lolly Blanchard den Diner in Seattle, der einst der Traum ihrer Mutter war. Sie möchte ihr Vermächtnis fortsetzen und für ihren Vater und ihre jüngere Schwester da sein, um die verbliebene Familie zusammenzuhalten. Dafür hat sie ihre eigenen Träume und ihre große Liebe Rory aufgegeben. Das wird Lolly so richtig bewusst, als sie eine Liste von Dingen findet, die sie als Teenager notiert hatte und vor ihrem 33. Geburtstag erreicht haben wollte. Da erhält sie unerwartet die Chance, in die Versionen ihres Lebens zu schlüpfen, in denen sie ihre Lebensziele verwirklicht hätte. Die Einblicke dauern jeweils nur einen Tag, aber führen sie auf den richtigen Weg, nicht weiter hinter verpassten Chancen hinterher zu trauern, sondern ihr Glück in der Gegenwart zu finden. 

Lolly ist eine liebenswerte, sympathische Frau, die ihr Leben bis zur Selbstaufgabe an das Familienrestaurant klammert. Taucht man tiefer in die Geschichte ein und erfährt, was Lolly mitgemacht hat, was sie aufgegeben hat und welches Versprechen sie derart geißelt, ist es nur zu verständlich, dass sie das finanziell angeschlagene Restaurant nicht aufgegeben möchte.
Durch ihre unkonventionelle Großtante Gert, die die Ausstrahlung einer Zauberin hat, erhält Lolly die Möglichkeit, getroffene Entscheidungen zu ändern und die Auswirkungen auf ihr Leben zu sehen. Das ist sowohl betrüblich als auch motivierend, was alles hätte sein können.

Die Geschichte ist deshalb so bittersüß wie die Zitronenbaiserkuchen, die Lolly täglich traditionell backt sowie die bewusstseinserweiternden Zitronenbonbons von Tante Gert, die der Handlung einen Hauch Magie verleihen.
Durch den empathischen Schreibstil fällt es zudem leicht, sich in Lolly hineinzuversetzen, zu verstehen, was sie belastet und mit welchen Entscheidungen sie ringt.
Das Buch steckt voller Emotionen und ist spannend aufgebaut, denn trotz der fantastischen Möglichkeiten, die sich auftun, ist die Geschichte nicht vorhergezeichnet. Man wünscht Lolly, dass sie die Zeichen erkennt, dass sie auf Gert hört und in der Gegenwart nach dem Glück sucht statt reumütig in der Vergangenheit festzustecken.

"Dreimal du und ich" ist nicht unbedingt der passende Titel, zielt er doch sehr auf eine Liebesgeschichte ab. Das Buch ist jedoch viel facettenreicher, handelt von Familie, zweiten Chancen, persönlichem Wachstum und der Suche nach Glück. Dabei ist die Geschichte beklemmend und melancholisch, entwickelt sich jedoch erhebend und hoffnungsvoll, öffnet die Augen und macht Mut, loszulassen und seinen eigenen Weg zu gehen. Ein perfektes Leben gibt es nicht, aber man hat immer die Wahl das Beste daraus zu machen und aus eigenem Antrieb Veränderungen herbeizuführen. 
Das Ende ist zwar fast ein wenig zu kitschig, aber nach den vielen Widrigkeiten und Herausforderungen, die zu bewältigen waren, herzerwärmend und im Zusammenspiel mit den drei alternativen Versionen von Lollys Leben zufriedenstellend stimmig ohne die Magie der Zitronenbonbons in Frage zu stellen. Träume und Hoffnungen können eben richtungsweisend sein. 

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