Samstag, 7. Januar 2023

Buchrezension: Dolores Redondo - Alles was ich dir geben will

Inhalt:

Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen. 

Rezension: 

Als der bekannte Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Ehemann Àlvaro bei einem Autounfall in Galicien ums Leben gekommen ist, ist er zunächst irritiert, da er ihn auf Geschäftsreise in Barcelona vermutete. Bei einer Reise zum Unfallort muss Manuel feststellen, dass Álvaro der Erbe einer Adelsfamilie ist und offenbar seit dem Tod seines Vaters vor drei Jahren ein Doppelleben geführt hat, von dem Manuel nichts ahnte. Enttäuscht und wütend hinterfragt er die Ehe und was Álvaro möglicherweise noch verborgen hat. 
Als sich zudem Ungereimtheiten über den angeblichen Unfalltod häufen, die die Familie nicht gewillt ist, aufzuklären, schließt sich Álvaro mit einem pensionierten Ermittler der Guardía Civil zusammen und beginnt mit Nachforschungen bei Freunden und Verwandten. Manuel taucht dabei tief in die Vergangenheit ein, um nicht nur den unerwarteten Tod seines Ehemannes aufzuklären, sondern auch um herauszufinden, warum Álvaro ihm nie etwas von seiner Herkunft erzählt hat. 

"Alles was ich dir geben will" ist eine Geschichte, die sich von einem Familiendrama zu einem Kriminalroman entwickelt. Dabei werden dunkle Familiengeheimnisse aus der Vergangenheit aufgedeckt, die ursächlich für die Ereignisse in der Gegenwart sind. 
Fakt ist zunächst nur, dass Álvaro bei einem Autounfall gestorben ist, aber offenbar vorher schon schwer verletzt war. In seiner adeligen Winzerfamilie ist es nicht der erste ominöse Todesfall, der nicht weiter aufgeklärt werden soll, denn schon Álvaros jüngerer Bruder ist unter mysteriösen Umständen gestorben. 
Es dauert lange bis es erste konkrete Ermittlungsansätze gibt, die von dem pensionierten Polizisten Nogueira und Manuel weiter verfolgt werden. Dabei werden typische Klischees über Adelsfamilien, deren Ruf über alles geht, und die katholische Kirche, die vor pädophilen Geistlichen die Augen verschließt, bedient. 

Der Roman ist in Bezug auf die Nachforschungen zum Unfalltod und den familiären Hintergründen langatmig geschrieben, denn die Handlung tritt oft auf der Stelle und die große Anzahl der Charaktere bleibt trotz der epischen Art der Erzählung blass gezeichnet. 
Nicht nur für die Hauptfigur Manuel ist es frustrierend, dass in der bis dato unbekannten Familie seines Ehemanns so viel im Verborgenen bleibt und dass auch weitere Personen die Wahrheit hinter dem Berg halten und die Vergangenheit ruhen lassen möchten, sondern auch für den Leser*in. 
Erst auf den letzten hundert Seiten, als sich lose Fäden miteinander verbinden, nimmt die Geschichte über Standesdünkel, Eifersucht und den schönen Schein, den es zu wahren gilt, ein wenig an Fahrt auf und entwickelt sich doch noch zu dem erhofften Spannungsroman. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen