Samstag, 14. Januar 2023

Buchrezension: Anne Freytag - Mind Gap

Inhalt:

"Wir stehen an der Schwelle zu einer technischen Revolution, die unser Denken und Handeln für immer verändern wird." Das verspricht Erik Fallberg bei der Vorstellung des NINK. Ursprünglich in der Militärforschung entwickelt, sollte der NINK-Chip ein Auslöschen traumatischer Kampferinnerungen ermöglichen. Die Journalistin Silvie wird Opfer dieser Realitätsveränderungen, als es heißt, ihr Bruder habe zwei Menschen ermordet und sich danach in den Kopf geschossen. Nichts von all dem ergibt einen Sinn. Also beginnt Silvie zu recherchieren und schnell wird klar, dass jeder noch so bahnbrechende Fortschritt in den falschen Händen aufs Schrecklichste pervertiert werden kann. 

Rezension: 

Silvie Mankowitz ist Journalistin in Berlin, die für ihre Arbeit bereits ausgezeichnet wurde. Als sie von ihrem Bruder kontaktiert wird, von dem sie ausgegangen ist, dass er als Soldat im Kampf gefallen ist, ist sie irritiert, freut sich jedoch auf das anvisierte Treffen mit ihm. Wenig später ist er tot. Er soll Suizid begangen haben und zuvor zwei weitere Personen getötet haben, darunter den Kanzlerkandidaten Nowak.
Silvie kann es nicht glauben und forscht nach. Sie stößt auf Widerstand auf höchster Ebene und entdeckt eine unglaubliche Verschwörung. Offenbar kann der NINK, ein Chip, der Menschen implantiert wird, um ihr Leben durch einen unmittelbaren Zugriff auf das Internet zu optimieren, manipuliert werden und den freien Willen des Menschen ausschalten. Silvie möchte nicht nur ihren Bruder rehabilitieren, sondern auch die ungeahnten und gefährlichen Folgen der Einführung des als revolutionär gefeierten NINK öffentlich machen.

Mit "Mind Gap" wird ein spannendes Szenario beschrieben, dass in naher Zukunft im Jahr 2033 handelt. Es ist ein Thriller, der die Schattenseiten des technischen Fortschritts erschreckend realistisch darstellt. Eine Einführung eines Chips, der in den Kopf implantiert wird und mit dem Gehirn verbunden wird, klingt nach Science Fiction, erscheint jedoch in Anbetracht der vermeintlichen Vorteile für jeden einzelnen Nutzer nicht unwahrscheinlich.

Der Thriller wird aus verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen in Berlin geschildert. Ein zweiter Erzählstrang, der bald eng mit dem Geschehen in Deutschland verknüpft wird, handelt in Manila. Weiterhin gibt es Einblicke zu Machthabern in Ländern wie Aserbaidschan, Ruanda und Simbabwe, die nicht wirklich einzuordnen sind.
Die Kapitel sind kurz, die Perspektiven wechseln häufig, was der Geschichte, die nur innerhalb weniger Stunden handelt, Dynamik verleiht.
Aufgrund der Schnelligkeit und der Vielzahl der Protagonisten fehlt die emotionale Nähe, was jedoch nicht weiter störend ist, denn die Geschichte, die immer mehr Details über NINK und wie der Chip als Machtinstrument genutzt werden kann, was nicht nur den freien Willen ausschaltet, sondern auch tödliche Folgen in einem skrupellosen Ausmaß hat, ist beängstigend.

"Mind Gap" warnt mit einer erschreckend real anmutenden Dystopie vor den Folgen einer alle umfassenden Vernetzung ohne sicheren Schutz personenbezogener Daten, die Tür und Tor für Manipulation und Machtmissbrauch öffnet. Denn das ein Instrument, das eigentlich als Hilfsmittel und Erleichterung des Alltags erdacht wurde, in falsche Hände gerät, ist aufgrund des unaufhörlichen Strebens des Menschen nach mehr, eine logische Konsequenz.

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