Freitag, 8. April 2022

Buchrezension: Sylvia Deloy - Gemeinsam ist man besser dran

Inhalt:

Tilda kann es nicht fassen: Erst soll ihr gemeinnütziger Flohmarkt dem noblen Neubaugebiet nebenan weichen, dann schnappt ihr Noah Berger, ehemaliger Soap-Darsteller und Möchtegernrapper, auch noch die neuen Räumlichkeiten vor der Nase weg, um dort ein Theater zu eröffnen. Doch so schnell gibt Tilda sich nicht geschlagen, erst recht nicht von einem schnöseligen Schauspieler! Bald jedoch zeigt sich, dass sie nur gemeinsam gewinnen können. Aber wie finden zwei Menschen zusammen, die rein gar nichts verbindet? 

Rezension: 

Tilda Bachmann ist Schreinermeisterin und hat sich mit "Flea Market" selbstständig gemacht und einen gemeinnützigen Flohmarkt in der Kölner Südstadt aufgebaut, wo sie günstig restaurierte Möbel und Utensilien aus Haushaltsauflösungen verkauft. Als das Gelände geräumt werden soll, versucht sie ein ehemaliges Theater als neuen Standort anzumieten, das ihr jedoch von Ex-Soapdarsteller Noah Berger weggeschnappt wird, der das Theater wieder eröffnen möchte. Tilda steht vor dem Nichts, sorgt sich um die Zukunft des "Flea Market" und die ihrer Angestellten und wird zu dem noch von ihrer acht Jahre jüngeren Schwester Mia auf Trab gehalten, für die sie sich als Elternersatz verantwortlich fühlt. 
Nur wenige Monate bleiben, um den Flohmarkt zu retten und plötzlich ist auch unverhofft Noah an Tildas Seite, der sich doch nicht als so arrogant und piefig herausstellt, wie Tilda zunächst angenommen hat. 

Wie von Sylvia Deloy gewohnt, hat die Autorin in diesem Roman wieder viel Kölner Lokalkolorit verarbeitet. Als Leser*in begleitet man die 26-jährige Tilda durch ihre Heimatstadt und hat die Straßenzüge durch die Beschreibungen direkt vor Augen. 
Trotz der angespannten Lage wegen der Mietkündigung des Flea Market ist die Atmosphäre sommerlich-leicht, was insbesondere an den besonderen Nebencharakteren liegt, die die Geschichte liebenswert chaotisch und humorvoll turbulent gestalten. Tildas Mitbewohner in der WG und ihre Angestellten sind individuell und etwas skurril, haben aber wie die fürsorgliche Tilda ihr Herz auf dem rechten Fleck. 

Die Geschichte handelt von der Rettung des von Tilda aufgebauten gemeinnützigen Flohmarkts, der für sie, ihre Angestellten und Kunden eine Heimat und ein fester Anker ist. Es ist schön zu sehen, wie Tilda, ihre Angestellten und Freunde wie eine Familie zusammenhalten und gemeinsam versuchen, dem Flea Market durch mediale Aufmerksamkeit und eifrige Weiterarbeit zu einer Zukunft zu verhelfen. 

Die Liebesgeschichte ist etwas klischeehaft aufgebaut - nach einem schwierigen Start und kleinen Streitereien finden sich Noah und Tilda doch mehr als sympathisch und verlieben sich dann recht schnell ineinander. Missverständnisse und erneute Konflikte folgen, so dass das Happy End erwartungsgemäß hinausgezögert wird. 
Ob und wie der Flea Market noch gerettet werden kann, bleibt jedoch spannend, denn eine einfache Lösung scheint nicht in Sicht. 

Wie der Titel bereits beschreibt, ist zusammen vieles leichter. Es ist ein Roman über Freundschaft und Zusammenhalt, über gegenseitige Fürsorge, Toleranz und Nächstenliebe. Das Buch handelt von schwierigen und belastenden Themen wie Gentrifizierung, Obdachlosigkeit, Vernachlässigung und schwierigen Kindheiten. Dabei wird jedoch nicht auf die Tränendrüse gedrückt. Die Geschichte bleibt trotz aller Probleme mit der Hoffnung auf ein versöhnliches Ende und einen neuen Anfang leicht zu lesen. Eine allzu tiefsinnige und wendungsreiche Geschichte darf man sich jedoch nicht erwarten. 

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