Montag, 7. September 2020

Buchrezension: Petra Hammesfahr - Nach dem Feuer

Inhalt: 

Wer ist der Junge, der sich schwer verletzt aus einem brennenden Wohnmobil retten konnte? Warum verschweigt er seinen Namen? Welches schreckliche Geheimnis versucht er zu verbergen? Hauptkommissarin Rita Voss weiß bei den Befragungen bald nicht mehr, ob sie mit einem geistig zurückgebliebenen Jugendlichen oder mit einem hochintelligenten Schauspieler spricht. Sie sucht Rat bei ihrem früheren Vorgesetzten Arno Klinkhammer, der kurz darauf begreifen muss, wer der Junge ist: Der Sohn einer Frau, die ihren Mann vor acht Jahren beschuldigte, sich an der eigenen Tochter vergangen zu haben. Der Mann verschwand daraufhin. Nun wurde die Frau auf bestialische Weise umgebracht. Wer ist ihr Mörder? Der Mann oder der Sohn? 

Rezension: 

Beim Brand eines Wohnmobils, das in einer Deponie abgestellt worden war, wird ein Junge aufgefunden, der sich aus den Flammen retten konnte. Er wird mehrfach von der Polizei befragt, kann jedoch kaum Angaben zum Brand machen und schweigt beharrlich über seine Identität. Er wirkt deutlich jünger, als er sein muss, scheint geistig zurückgeblieben. 
Nur durch zähe Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich bei dem Jungen um den 15-jährigen David Lackner handelt. Seine Mutter wird tot in der Wohnung aufgefunden, wurde regelrecht hingerichtet. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass es sich bei dem Mord um einen Akt der Rache gehandelt haben muss. Ein Motiv hat sowohl David, der mutmaßlich von seiner Mutter misshandelt wurde, aber auch ihr Ex-Mann, der von ihr beschuldigt worden war, die gemeinsame Tochter zu missbrauchen. 

"Nach dem Feuer" ist eine Mischung aus komplexem Familiendrama und spannendem Kriminalroman. Das Buch ist aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben und wechselt zwischen der Gegenwart nach dem Feuer und Ereignissen in der Vergangenheit, die verantwortlich für die Entwicklung der Tragödie war, die in einer Verzweiflungstat gipfelte. 
Der Roman ist raffiniert konstruiert, wobei es zu Beginn der Ermittlungen und Rückblenden in die Vergangenheit nicht ganz einfach ist, sich einen Überblick über die handelnden Figuren zu verschaffen und das Beziehungsgeflecht in der Familie aus drei Generationen zu durchschauen. Auch das Verhalten des Jungen, der wie ein Siebenjähriger denkt und sich artikuliert gibt Rätsel auf, weshalb man besonders gespannt sein darf, wie es den Ermittlern gelingt, den Fall zu lösen und herauszufinden, wer Opfer und wer Täter ist, insbesondere da hier auch die Opfer selbst nicht unschuldig sind. 

Der Roman handelt von einer dysfunktionalen Familie, von Schuld und Rache und von Ermittlungen durch eher unnahbare Kommissare, die sich durch schwierige Zeugen äußerst zäh gestalten. Es ist eine drastische Geschichte über einen perfiden Plan und menschliche Abgründe, die sich auftun.



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