Samstag, 5. September 2020

Buchrezension: Cheryl Kaye Tardif - Versunken

Inhalt: 

Kummer und Verlust sind Marcus Taylors tägliche Begleiter geworden. Erst verlor er durch einen tragischen Autounfall seine Frau und seinen Sohn, wenig später durch Depressionen und Tablettensucht auch noch seine vielversprechende Karriere als Rettungssanitäter. Nun arbeitet er als Telefonist in der Notfallzentrale – für ihn der einzige Weg, etwas von seiner Schuld zurückzuzahlen. Bis er einen Anruf bekommt. Von einer Frau, die in ihrem Auto eingeschlossen ist.
Rebecca Kingston sehnt sich nach diesem Wochenendausflug, an dem sie in Ruhe über die drohende Scheidung von ihrem gewalttätigen Ehemann nachdenken will. Doch als sie ein mysteriöser Lastwagen von der Straße und in einen Fluss abdrängt, findet sie sich eingeklemmt hinter dem Lenkrad ihres Wagens wieder. Weder kann sie sich befreien, noch ihren beiden Kindern auf der Rückbank helfen. Ihr einziger Rettungsanker ist ihr Handy, dessen Batterie zur Neige geht, und die beruhigende Stimme eines Fremden, der ihr verspricht, dass alles gut werden wird. 


Rezension: 

Marcus Taylor arbeitet als Dispatcher bei der Rettungsleitstelle 911, nachdem er aufgrund seiner Medikamentensucht seine Arbeit als Rettungssanitäter verloren hat. Die unkontrollierte Einnahme von Opiaten begann wegen Rückenschmerzen und verstärkte sich durch den Unfalltod seiner Frau und seines Sohnes vor sechs Jahren. Marcus ist depressiv und ohne Perspektive. 
Rebecca Kingston ist Mutter zweier Kinder, die sich gerade frisch von ihrem gewalttätigen Ehemann Wesley getrennt hat. Auf dem Weg in einen Kurzurlaub erleidet sie mit ihrem Auto nachts auf abgelegener Straße einen Unfall und ruft eingeklemmt die 911. 
Damit kreuzen sich die Wege von Marcus und Rebecca. Geplagt von Schuldgefühlen, weil er für seine Familie nichts tun konnte, hat Marcus einen besonderen Ehrgeiz, Rebecca und ihre Kinder zu retten. 

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Marcus und Rebecca geschrieben, so dass man ihre Situation und Gefühlslage sehr gut nachvollziehen kann. Während Marcus verbittert, traurig und wütend auf sich selbst ist, ist Rebecca verunsichert, ob die Trennung von ihrem Ehemann der richtige Schritt gewesen ist. Wesley war stets ein guter Vater, was aber nicht über die gewalttätigen Wutanfälle ihr gegenüber hinwegtäuschen kann. 

Nach einer langen Einleitung, in der man die Protagonisten kennenlernt, ereignet sich der Unfall, der nicht nur aufgrund der lebensgefährlichen Lage von Rebecca für Spannung sorgt, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass sie zuvor massiv von einem Pick-up genötigt und von der Straße gedrängt wurde. Die Rettungsaktion, aus der Marcus als Held hervorgeht, ist dramatisch und spannend dargestellt. Vom Retter zum Flirt und persönlichen Bodyguard für Rebecca ist es dann nur ein kurzer Weg, was ich zu idealistisch und romantisierend empfand, was vor allem auch durch den Hauch von Mystik unterstützt wird.  

"Versunken" ist ein dramatische Geschichte mit Krimielementen, aber kein packender Thriller. Die Leben von Marcus und Rebecca sind in einem Umbruch begriffen. Der Unfall, der für jeden von beiden aus einem anderen Grund tragisch ist, stellt für beide einen Neuanfang dar. Sie schöpfen neue Hoffnung und blicken in die Zukunft statt weiter mit ihrer Vergangenheit zu hadern. 

Der Roman ist etwas anders als erwartet, da nicht wie von mir vermutet, allein eine dramatische Rettungsaktion im Fokus steht. Das Buch bietet mehr - komplexe Themen wie jahrelange Schuldgefühle, Gier bis zur Kriminalität, Drogensucht - auch wenn die Charaktere etwas klischeehaft dargestellt sind. Dafür überrascht der Roman jedoch durch Wendungen, die trotz kleinerer Längen in der Handlung wieder für Spannung sorgen, auch der ehemalige Rettungssanitäter immer wieder zum Held stilisiert wird.  



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