Samstag, 11. Juli 2020

Buchrezension: Leah Konen - Die Nacht in dir

Inhalt: 

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ex-Freund Davis landet die New Yorkerin Lucy im beschaulichen Woodstock. Die einsame junge Frau, die noch nicht über den frühen Tod ihrer Eltern hinweggekommen ist, schließt allzu schnell Freundschaft mit dem benachbarten Ehepaar John und Vera und baut eine nicht gerade gesunde Beziehung zu den beiden auf. Bald stiftet das rätselhafte Paar Lucy zu einer Verschwörung an: Sie wollen Johns Tod vortäuschen, um ihren eigenen Kleinstadt-Geheimnissen zu entfliehen. Auch Lucy soll dabei eine Rolle spielen – zum Dank wollen Vera und John sie mitnehmen. Ein verlockender Gedanke für Lucy, denn Davis ist in Woodstock aufgetaucht. Doch dann wird John tatsächlich tot aufgefunden. 

Rezension:


Lucy King ist aus Brooklyn/ New York vor ihrem gewalttätigen Exfreund Davis geflohen, um in der beschaulichen Kleinstadt Woodstock ein neues Leben anzufangen. In dem gemieteten Cottage am Rand der Stadt ist sie verängstigt und einsam und deshalb froh, als sie Anschluss zu ihren Nachbarn Vera, einer Galeristin, und ihrem Ehemann John, einem Künstler, findet. Die beiden nehmen Lucy herzlich auf, laden sie regelmäßig zum Abendessen ein und versprechen, die junge Frau zu beschützen. Lucy fühlt sich trotz des Abstands uz Davis unsicher und verfolgt, insbesondere als Gegenstände in ihrem Cottage verschwinden. 
Doch auch Vera und John haben Probleme. Die Kunstszene in Woodstock ist nicht gerade groß, der finanzielle Druck schon und zudem wabern Gerüchte um John, der eine Affäre mit einer Minderjährigen gehabt haben soll. Vera und John hatten deshalb schon länger mit dem Gedanken gespielt, John verschwinden zu lassen, um seine Kunst attraktiver zu machen. Mit Hilfe von Lucy möchten sie bei einer Wanderung Johns Tod fingieren. Lucy bezeugt seinen vermeintlichen Absturz vom Wanderweg in einen Fluss, doch am nächsten Morgen wird John tatsächlich in einer Waldhütte erstochen aufgefunden. Aufgrund ihrer Falschaussage rückt Lucy in den Kreis der Verdächtigen und dann taucht auch noch Davis in Woodstock auf, der nach ihr sucht. Lucy gerät in Panik, da sie als Tatverdächtige in einem Mordfall die Stadt nicht mehr so einfach verlassen kann. 

Der Thriller ist aus der Perspektive der verschüchterten Lucy geschrieben, die nach Woodstock gezogen ist, um neu anzufangen. Dort trifft sie auf Nachbarn wie John und Vera, aber auch die ältere Dame Maggie und die ehemalige Mieterin ihres Cottages, Rachel, die ihr alle freundlich begegnen, aber wie Lucy selbst ihre eigenen düsteren Geheimnisse haben. 

Lucy ist froh, nicht mehr allein zu sein, da sie noch immer Angst vor ihrem stalkenden Exfreund hat. Sie ist deshalb in Bezug auf ihre neuen Bekannten nicht wählerisch, verhält sich naiv, nimmt Warnungen nicht ernst und ist gegenüber der Polizei unehrlich. 

Als hat man frühzeitig einen Verdacht, wer John auf dem Gewissen haben könnte, die Autorin schafft es jedoch ab der Hälfte des Romans mit zahlreichen Wendungen immer wieder den Fokus auf andere Verdächtige zu rücken und damit stetig aufs Neue Spannung aufzubauen. 
Alle Personen bleiben etwas vage und auf Distanz, so das man niemanden durchschauen und vertrauen kann. Täuschungen, Lügen, Verdächtigungen und Halbwahrheiten stehen im Vordergrund und verbergen, was hinter den Fassaden der Nachbarschaft lauert. 

Die Geschichte entwickelt sich zunächst gemächlich und vermeintlich vorhersehbar, bis die Wendungen dem Roman eine neue Richtung geben. Besonders am Ende überrascht die Autorin noch einmal mit einem Plottwist, der für den Leser vielleicht nicht sonderlich befriedigend, aber für einen Psychothriller absolut passend ist. 
Fazit: Subtile Spannung in einer Kleinstadt, in der nichts so ist, wie es scheint. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen