Samstag, 18. Juli 2020

Buchrezension: Benedict Wells - Vom Ende der Einsamkeit

Inhalt: 

Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte. 

Rezension: 

Im Alter von zehn Jahren verliert Jules seine Eltern durch einen Verkehrsunfall. Er und seine beiden älteren Geschwister Liz und Marty kommen in ein Internat, wo sich die Geschwister in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Marty zieht sich zurück und verbringt seine Freizeit allein am Computer, Liz betäubt sich mit Drogen und flüchtet sich in Beziehungen zu Männern, während sich Jules in seinen Träumen verliert. 
Jules verliebt sich zudem in seine Mitschülerin Alva, legt aber seine Gefühle für sie nicht offen. Ihre Wege trennen sich, doch Jules kann Alva nicht vergessen. Sie bleibt der Maßstab für all seine Beziehungen, die wegen seiner Sehnsucht zu ihr nicht in die Tiefe gehen. Jahre später nimmt Jules den Kontakt zu Alva auf, die mittlerweile mit einem deutlich älteren Mann verheiratet ist. Nach dem Tod des Ehemanns finden Alva und Jules endlich zueinander, aber ihr Glück ist nicht von langer Dauer. 

"Vom Ende der Einsamkeit" ist ein melancholischer Roman, der eine traurige Familiengeschichte erzählt. Früh verlieren die drei Kinder ihre Eltern und gehen ganz unterschiedlich mit ihrer Trauer um. Das Trauma des plötzlichen Verlusts und die Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit prägen nicht nur ihre Kindheit, sondern auch ihr Handeln als Erwachsene. Im Internat entfremden sich die Geschwister, trauern und verarbeiten ihren Verlust nicht gemeinsam, halten jedoch als Erwachsene weder fest zusammen und unterstützen sich gegenseitig in allen Notlagen. 

Die Geschichte ist aus der Perspektive von Jules geschildert, der lange Jahre antriebslos durch das Leben geht. In Rückblenden wird seine Entwicklung vom Kind zum Familienvater geschildert. Er fängt vieles an, führt es aber nicht zu Ende, bleibt beruflich und privat lange unentschlossen und mutlos, bis er zu Risiken bereit ist und einen Weg aus der Einsamkeit findet. 
Durch Jules erfährt der Leser, wie sich seine beiden Geschwister entwickeln, die jedoch etwas unnahbar bleiben. 

Es ist ein Buch über die Liebe, über eine verlorene Kindheit und das Erwachsenwerden, das viele Schicksalsschläge - Tod, Drogenmissbrauch, Kinderlosigkeit, Krankheit - beinhaltet, die auf traurige Weise zeigen, dass das Leben kein "Nullsummenspiel" ist. Es gibt keine Garantie für Gerechtigkeit und keinen Anspruch auf Glück, das selbst wieder vergänglich ist. 
Nach einem starken Beginn wird der Roman eher ruhig erzählt und konnte mich im Mittelteil nicht durchgängig packen, bis die emotionale Liebesgeschichte für Spannung und Dramatik sorgt. Trotz aller Tragik im Leben der Familie Moreau endet der Roman hoffnungsvoll und lässt den Leser mit einem positiven Gefühl zurück. 



2 Kommentare:

  1. Hallo Lena,

    dieses Buch liegt bei mir noch auf dem SuB, auch wenn es mich schon lange reizt. Doch meistens haben die Rezibücher Prio 1. Wenn ich mir deine schöne REzi so durchlese, muss ich den Roman wohl endlich befreien.

    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Hallo Barbara,

      ich wollte das Buch auch schon länger gelesen haben, weil es so hochgelobt ist. Es ist eine bewegende Geschichte, hatte für mich aber auch ihre Längen, weshalb es für fünf Sterne nicht gereicht hat.
      Ich bin auf deine Meinung gespannt!

      Liebe Grüße
      Lena

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