Mittwoch, 20. Juni 2018

Buchrezension: David M. Barnett - Miss Gladys und ihr Astronaut

Inhalt: 

Die gute Miss Gladys kann sich nicht mehr alles merken, aber dieser Telefonanruf ist unvergesslich: Der Astronaut Thomas Major ist am Apparat, gerade auf dem Weg zum Mars. Er hat sich natürlich verwählt und will am liebsten gleich wieder auflegen. Aber Miss Gladys und ihre Enkel brauchen seine Hilfe. Zögerlich und leise fluchend wird der Mann im All zum Helfer in der Not. Tausende von Kilometern entfernt, führt er die drei auf seine ganz eigene Art durch schwere Zeiten, denn Familie Ormerod droht ihr Zuhause zu verlieren. Miss Gladys und ihr Astronaut brauchen einen galaktisch guten Plan.

Rezension:


Die British Space Agency hat die Vorbereitungen für die erste Marsmission abgeschlossen, als der für die Reise ausgebildete Astronaut an einem Herzinfarkt stirbt. Als Ersatz wird Thomas Major auserkoren, der aufgrund seiner Unzufriedenheit mit seinem Leben kein Problem mit der einsamen Reise ohne Wiederkehr hat. 
Zwei Wochen vor Abflug sitzt er allein in seine Raumsonde, beschäftigt sich mit Kreuzworträtseln und hat nur noch Kontakt zur Bodenstation. Als er ein letztes Mal mit seiner Exfrau Janet sprechen möchte, hat diese bereits ihre Telefonnummer geändert, weshalb "Major Tom" versehentlich Miss Gladys anruft., Die ältere Frau leidet an Dement und lebt zusammen mit ihren minderjährigen Enkeln Ellie und James. Die 15-jährige Ellie trägt die Verantwortung für die Familie, nachdem der Vater seit einigen Monaten inhaftiert ist. Aus Angst davor, getrennt in Pflegeeinrichtungen untergebracht zu werden, bemühen sie sich nicht um staatliche Unterstützung, bis der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. James, der davon träumt, Wissenschaftler zu werden und an einem Talentwettbewerb teilnehmen kann, bittet Major Tom aus der Entfernung um Hilfe. Zögerlich willigt der griesgrämige Astronaut, der die Welt eigentlich auf Abstand halten wollte ein, hat aber nicht mit der BriSpA gerechnet, die die Situation der Familie für die Aufbesserung von Thomas Majors Image ausnutzen möchte. 

"Miss Gladys und ihr Astronaut" ist ein herrlich absurder Roman mit einer tragikomischen Geschichte und Skurrilen Charakteren. Die kurzen Kapitel wechseln von All zu Erde und von Gegenwart zu Rückblenden in die Vergangenheit, so dass der Roman temporeich und lebendig geschrieben ist. Die Handlung ist stellenweise ein wenig überzogen, was aber zu den eigenwilligen Protagonisten passt und dem Roman einen besonderen Charme gibt. 

Gespannt verfolgt man wie Miss Gladys und ihre Enkel für den Zusammenhalt ihrer Familie kämpfen und welche Idee James zusammen mit Thomas entwickeln kann, um den mit 5.000 Pfund dotierten Wettbewerb für Nachwuchswissenschaftler zu gewinnen. Dabei ist interessant zu erfahren, mit welchen Geistern der Vergangenheit Thomas zu kämpfen hat und ob es für ihn einen versöhnlichen Abschied von der Erde gibt bzw. ob die Marsmission, für die er alles andere als geeignet erscheint, überhaupt erfolgreich sein wird. 

Der Autor setzt ernste Themen wie Einsamkeit und Demenz in einen sehr humorvollen Kontext, ohne dass die - zugegebenermaßen sehr konstruierte - Geschichte zu sehr an Ernsthaftigkeit verliert oder albern wird. 
Mir haben vor allem der trockene Humor von Thomas, aber auch der ambitionierte Einsatz der Geschwister für ihre Familie, der versehentlich immer wieder von den absurden Aktionen der dementen Großmutter torpediert wird, gut gefallen. 

"Miss Gladys und ihr Astronaut" ist eine unterhaltsame und anrührende Geschichte die zeigt, dass der Mensch kein Einzelkämpfe ist, sondern dass man vor allem durch gegenseitige Unterstützung, Zusammenhalt und Freundschaft weiterkommt und selbst in ausweglosen Situationen nie das Ziel vor Augen verlieren darf und mit einer zündenden Idee noch über sich hinauswachsen kann. 



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