Samstag, 16. Juni 2018
Buchrezension: Brianna Wolfson - Ein zufälliger Irrtum über die Liebe
Inhalt:
Am liebsten betrachtet die elfjährige Willow die Welt durch ihre lilafarbene Brille. Denn in Lila sieht alles nicht mehr so traurig aus. Den Trick hat das kleine Mädchen von ihrer Mutter Rosie gelernt, die genauso verrückt, tollpatschig und unangepasst ist wie ihre Tochter. Doch wenn Rosie das Rezept gegen Traurigkeit kennt, warum sieht Willow sie dann immer häufiger mit Tränen in den Augen?
Rezension:
Rosie und Rex könnten nicht unterschiedlicher sein. Rex ist ein ernsthafter Mensch, der Strukturen und Ordnung liebt und auch von seiner Umgebung abverlangt, dass diese sich seinen Regeln beugt. Rosie dagegen ist ein Freigeist. Sie ist kümmert sich nicht darum, was andere von ihr denken, ist unangepasst und tanzt gern aus der Reihe. Aber Gegensätze ziehen sich an und so verlieben die beiden sich ineinander. Rosie wird schwanger, die beiden heiraten und dann kommt das zweite Kind zur Welt.
Während Rosie nach der ersten Geburt noch euphorisch ist und Willow, in der sie sich selbst wiedererkennt, mit Liebe überschüttet, so dass Rex gar kein Platz mehr zwischen den beiden hatte, stürzt Rosie nach der Geburt des Sohnes in eine Depression. Nun ist es Rex, der sich vor allem um Asher kümmert, zu Willow die Distanz aber nicht überwinden kann. Auch an seine geliebte Rosie kommt er nicht mehr heran, so dass am Ende nur die Scheidung bleibt.
Die Kinder sind abwechselnd die Hälfte der Tage bei Rex bzw. Rosie. Bei ihrer Mutter, die nach der Scheidung wieder aufblüht, können Willow und Asher tun was sie wollen und zusammen mit Rosie nach Herzenslust verrückt sein. Rex möchte dagegen seine Ruhe haben und den Kindern vor allem Disziplin beibringen und einen strukturierten Alltag bieten. Vor allem Willow hält es deshalb kaum bei ihrem Vater aus und kann es kaum abwarten wieder in ihr Zuhause, zu ihrer Mutter, zu kommen.
Doch Rosie verändert sich, vergisst die Kinder immer öfter von der Schule abzuholen, ist nicht mehr so ausgelassen und fröhlich. Willow muss hilflos dabei zu sehen, wie sich ihre Mutter immer weiter zurückzieht.
"Ein zufälliger Irrtum über die Liebe" ist keine Liebesgeschichte über ein ungleiches Paar, sondern die Geschichte über eine Familie, die aufgrund einer manisch-depressiven Mutter zusammenzubrechen droht.
Aus wechselnden Perspektiven, aber vor allem aus der Sicht der elfjährigen Willow, wird die Geschichte der Familie Thorpe beschrieben. Aufgrund ihrer naiven Sichtweise kommt man auch als Leser nicht gleich dahinter, was hinter Rosies übersprühender Energie steckt, die den Anschein hat, als wäre sie selbst noch ein Kind. Voll überschäumender Liebe und kreativen Ideen gestaltet sie die Zeit mit ihren beiden Kindern, die diese sichtbar genießen. Bei ihr können sie den Spaß haben, den sie bei Rex aufgrund seiner strengen Regeln vermissen. Erst als Rosie kaum noch aus dem Bett kommt, lernen auch die Kinder zu schätzen, dass Struktur und Ordnung nicht nur Einschränkungen, sondern auch einen verlässlichen Halt bieten.
"Ein zufälliger Irrtum über die Liebe" ist ein sehr emotionaler Roman, der eindringlich und nachvollziehbar die Gefühle aller Beteiligten beschreibt. Liebe, Freude, aber auch Schmerz und Leid, Angst, Ungewissheit und Hilflosigkeit wechseln sich ab, so wie Rosies Stimmung am Ende stetig wankt.
Es ist eine herzzerreißende Geschichte über die romantische Liebe, die aufgrund einer Krankheit zum Scheitern verurteilt ist, aber auch über die Liebe von Eltern zu ihren Kindern, von Kindern zu ihrer Mutter bzw. ihrem Vater und über Geschwisterliebe, über die Willow und der fünfjährige Asher sehr süß mit einander verbunden sind.
Ich empfinde es oft als kritisch, wenn Bücher überwiegend aus der Sicht eines Kindes geschrieben sind. In diesem Fall geht die Geschichte aber besonders nahe, da Willow als elfjährige die Verhaltensweisen ihrer Eltern nicht einordnen kann, man ihre Verzweiflung und Hilflosigkeit spürt und ihre falschen Annahmen sich erst ganz am Ende aufklären und trotz aller Traurigkeit einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft bieten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen