Montag, 4. Juni 2018

Buchrezension: Tracy Chevalier - Zwei bemerkenswerte Frauen


Inhalt: 

Elizabeth Philpot ist eine junge Frau aus besseren Kreisen, deren Familienerbe nicht zu einem standesgemäßen Leben in London reicht. Daher zieht sie 1830 in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis. Was ihr zunächst wie eine Verbannung vorkommt, erweist sich schon bald als glückliche Fügung, denn am Strand nehmen seltsame Steine sie völlig gefangen: Fossilien. Sie begegnet Mary, einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, das die Familie mit dem Verkauf von Fossilien über Wasser hält und dabei spektakuläre Versteinerungen findet. Die beiden ungleichen Frauen freunden sich an. Doch dann verlieben sich beide in denselben Mann.

Rezension:

Elizabeth Philpot zieht mit ihren beiden Schwestern Mary und Margaret notgedrungen von London an die englische Küste nach Lyme Regis, da ihr Bruder finanziell nicht für die ganze Familie in London sorgen kann. Die Schwestern bedauern es, dass sie, obwohl sie aus gutem Hause sind, aufgrund ihrer Armut keine standesgemäße Partie finden werden. Elizabeth findet ihre Erfüllung im Suchen und Finden von Fischfossilien und lernt dabei die fast 20 Jahre jüngere Mary Anning kennen. Diese stammt aus einer einfachen Handwerkerfamilie und sammelt Fossilien, um sie zu verkaufen. Sie ist schon aufgrund des Überlebens eines Blitzschlags etwas Besonderes in dem kleinen Ort und wird bei ihrer Suche nach den Fossilien, die vor allem die Aufmerksamkeit von männlichen Sammlern erregt, kritisch beäugt. Für eine Frau ziemt es sich Anfang des 19. Jahrhunderts nicht, derart selbstbewusst aufzutreten. Auch sie vermutet deshalb, als "alte Jungfer" zu enden, wird aber durch ihren Erfolg bei der Fossiliensuche entlohnt. Zu Elizabeth verbindet sie gegenseitiger Respekt und eine Freundschaft, aber auch Konkurrenz, da sie sich beide für denselben Mann interessieren. Als die Freundschaft daran zu zerbrechen droht, ist es Elizabeth, die sich für die Reputation von Mary einsetzt, die die erste sein wird, die das Skelett eines Ichthyosaurus und später das eines Plesiosaurus entdecken wird. 

"Zwei bemerkenswerte Frauen" ist die Nacherzählung der Leben von Elizabeth Philpot und Mary Anning, zwei Pionierinnen der Paläontologie. Tracy Chevalier verknüpft historische Fakten mit fiktiven Elementen und setzt beiden Frauen damit ein Denkmal in Romanform. 

Man taucht tief in die Gefühlswelt beider Frauen ein und kann nachvollziehen, wie schwierig ihre Leidenschaft aufgrund ihres Geschlechts auszuleben war und für ihren Erfolg Anerkennung zu finden. Anfang des 19. Jahrhunderts war die Gesellschaft noch nicht offen für alleinstehende, selbstständige Frauen und auch der Glaube an die Unfehlbarkeit Gottes legte ihnen als "Fossilienjägerinnen" massive Steine in den Weg. 

Die Freundschaft der Frauen und auch das Interesse für Oberstlieutenant Birch nimmt in dem Roman nur eine sehr untergeordnete Rolle ein. Stattdessen steht die Fossiliensuche, Versteinerungen, Knochen und Wirbel ausgestorbener und bisher unentdeckter Reptilien im Vordergrund. Der Roman ist dabei mit vielen Fachbegriffen der Paläontologie und einer Reihe an lateinischen Wörtern - Ammoniten, Belemniten,... - gespickt, das einen das Gefühl ereilen könnte, ein Sachbuch zu lesen. 

Aufgrund des Klappentextes hatte ich einen anderen Schwerpunkt des Buches erwartet. Ich habe zwar viel über Fossilien gelernt, fand die Suche nach Knöchelchen und Steinchen aber zu langatmig, da ich mich nicht mit derselben Leidenschaft wie die beiden Frauen für Fossilien zu begeistern wusste. 



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