Samstag, 28. April 2018

Buchrezension: Wendy Walker - Dark Memories - Nichts ist je vergessen


Inhalt:

Fairview, eine beschauliche Kleinstadt in Connecticut. Die 16-jährige Jenny Kramer wird Opfer einer brutalen Attacke und kommt schwer traumatisiert ins Krankenhaus. Dort wird ihr auf Wunsch ihrer Eltern ein Medikament verabreicht, das ihr helfen soll. Ein Medikament, das jegliche Erinnerung an den schrecklichen Vorfall auslöscht.

Danach hat Jenny keine Bilder mehr für das, was passiert ist. Da ist nur noch Schwärze. Sie bemüht sich weiterzuleben wie zuvor, beinahe so, als ob nichts geschehen wäre, während ihre Mutter Charlotte krampfhaft versucht, so etwas wie Normalität wiederherzustellen, und ihr Vater Tom wie besessen ist von dem Gedanken, den Täter, der seiner Tochter das angetan hat, zu überführen.

Doch das Nicht-Erinnern-Können wird für Jenny mehr und mehr zu einem Albtraum. Denn ihr Körper weiß noch immer, was ihm angetan wurde. Gemeinsam mit dem Psychiater Alan Forrester, der auf Fälle wie Jenny spezialisiert ist, versucht sie, Stück für Stück Licht in das Dunkel jener Nacht zu bringen, die Chronologie der Ereignisse wiederherzustellen. Aber kann sie denen, die sie dabei unterstützen wollen, vertrauen? Wie manipulierbar ist Erinnerung? Und helfen die Erinnerungen, die langsam zu ihr zurückkommen, wirklich, den Schuldigen zu finden?


Rezension:

Am Rande einer Party wird die 16-jährige Jenny Kramer brutal vergewaltigt. Im Krankenhaus beschließen die Eltern Charlotte und Tom Kramer ihrer Tochter ein Medikament verabreichen zu lassen, dass die Erinnerung an den Abend unterdrückt. Sie wollen ihr damit helfen, sie möchten nicht, dass Jenny ihr Leben unter diesem Trauma leiden muss. 

Nach einem Selbstmordversuch begibt sich Jenny in Therapie bei dem Psychiater Dr. Alan Forrester, der ihr helfen soll, die Erinnerung an die Vergewaltigung wiederherzustellen, damit sie sie endlich verarbeiten kann. Mit Hilfe von Musik, die auf der Party lief und verschiedenen Gerüchen versucht Forrester den Abend zu rekonstruieren, um die Erinnerungen in ihr wieder hervorzurufen. 

Neben Jenny therapiert Forrester auch den Soldaten Sean Logan, der im Irak gekämpft hat und einen Arm verloren hat. Auch ihm wurde das Medikament verabreicht, das die Erinnerungen unterdrückt. Bei der Gruppentherapie der Traumapatienten freunden sich Sean und Jenny an. 

Parallel dazu ermittelt die Polizei weiter, verhört die Jugendlichen und hat nach mehreren Monaten einen tatverdächtigen Honda Civic-Fahrer festgenommen, der polizeilich als Drogenkonsument und vermutlicher Dealer bekannt ist. Aus ihm wird versucht, ein Geständnis zu erpressen, er gibt allerdings an, einen Jungen gesehen zu haben, der in den Wald gegangen ist und kann seine Unschuld mit einem handfesten Alibi belegen. 

"Dark memories - Nichts ist je vergessen" ist ungewöhnlich aufgebaut. Es ist aus der Perspektive des Psychiaters verfasst und liest sich damit eher wie eine wissenschaftliche Abhandlung als einen Thriller. 
Forrester ist eine überhebliche, sehr von sich überzeugte Person. Die Art wie er über seine eigenen Ehefrau denkt, der er einen geringen IQ attestiert oder sich über die ermittelnden Polizeibeamten stellt, machen es schwer den arroganten Psychiater auch nur im Ansatz sympathisch zu finden. 
Neben der Behandlung von Jenny referiert der Erzähler auch über andere Patienten, insbesondere die Insassen eines Gefängnisses, die er selbstlos therapiert. 

Da sich die Sicht des Psychiaters durch das gesamte Buch zieht und die Erzählweise dabei sehr nüchtern ist, die psychologische Suche nach den Erinnerungen und die damit verbundene Profilierung von Forrester mehr im Vordergrund steht, als die Suche nach dem Täter, empfand ich das Buch zunächst als wenig spannend. Erst nach 200 Seiten wurde das Buch für mich richtig interessant, als sich herausstellte, dass der souveräne Psychiater doch nicht so integer ist, wie es zunächst den Anschein hatte. Sodann entwickelte sich das Buch auch endlich zu einem Psychothriller und einem regelrechten Alptraum, wie viel Macht ein Psychiater haben kann, wie manipulativ Erinnerungen sind und wie hilflos Jenny nicht nur als Opfer war, sondern auch als Patientin ist.  

Die im Vergleich zu anderen Thrillern, die sich mit der Aufklärung eines Sexualdelikts befassen, atypische Perspektive, die von ihrer Idee originell anmutete, war mir letztlich zu sachlich umgesetzt. Ab der Hälfte des Romans konnte mich die bis dahin langatmige Geschichte zwar fesseln, das Ende war aber wiederum ernüchternd und für mich auf die bisherige Geschichte bezogen zu weit hergeholt. 



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