Samstag, 5. August 2017

Buchrezension: Beate Rygiert - Herzensräuber

Inhalt:

Tobias’ Buchantiquariat läuft nicht besonders gut, noch dazu hat er gerade eine schmerzliche Trennung hinter sich. Als er im Urlaub einen liebenswerten spanischen Straßenhund aufliest, beschließt er kurzerhand, ihn mit nach Heidelberg zu nehmen. Wie sich herausstellt, hat Zola die Gabe, für jeden Menschen die richtigen Bücher zu finden – denn in jedem "Herzensräuber" erschnuppert er die Gefühle, die die bisherigen Leser darin hinterlassen haben. So bringt er nicht nur Tobias’ Geschäft auf Vordermann, sondern nach und nach auch dessen chaotisches Liebesleben...

Rezension:

Tobias Griesbart nimmt aus seinem Spanienurlaub einen streunenden Hund mit, der sich ihm treu angeschlossen hat. Zolas Herrchen, Postbote Pepe. war kürzlich verstorben und seitdem war der Hund auf sich allein gestellt, musste sich sein Fressen erbellten oder aus dem Müll suchen und sich einem Rudel von Straßenhunden anschließen. Zola braucht jedoch den Menschen. Er verliebt sich geradezu in Tobias und entwickelt einen unwahrscheinlichen Beschützerinstinkt für sein neues Herrchen.

Tobias wurde vor Kurzem von seiner Freundin Vanessa verlassen und auch das Antiquariat läuft mehr schlecht als recht. Tobias ist einfach kein Geschäftsmann und viel zu gutmütig, so dass er sich von den Kunden immer wieder zu unlukrativen Buchtauschs überreden lässt. Selbst Zola fällt auf, wie selten Tobias die Kasse bedient. der Hund entwickelt auch ein Gespür für die Bücher, die er liebevoll als Herzensräuber bezeichnet., Er erschnüffelt die Gefühle, die beim Leser durch die Geschichten geweckt werden und so trägt er nachts schon einmal die Bücher sortiert in unterschiedliche Ecken, wenn die Bücher, die neben seinem Schlafplatz liegen, mit Angst und Schrecken oder Gefahr verbunden sind.

Als das Antiquariat kurz vor der Schließung steht, erbt Tobias überraschend eine Villa in seiner Heimatstadt Heidelberg, die ihm seine Großmutter hinterlassen hat. Das Haus wird allerdings von einer kratzbürstigen Alten und einer alleinerziehenden Mutter bewohnt, die sich dort vor ihrem gewalttätigen Ehemann versteckt hält. In seiner Gutmütigkeit lässt Tobias alle drei auf dem Anwesen wohnen und richtet dort sein Antiquariat ein.

Eigentlich habe ich Vorbehalte Büchern gegenüber, die aus der Perspektive eines Tieres geschrieben sind, mich hat aber bereits die Leseprobe vorab von dem warmherzigen und sehr eingängigen Schreibstil und Zola als einen beeindruckenden Charakter überzeugt. Sehr anschaulich beschreibt die Autorin die Welt aus der Sicht des Hundes und wie dieser gedanklich mit den Menschen interagiert. Zola ist ein guter Hund, der nicht für das Leben auf der Straße geschaffen ist und der sich bedingungslos und treu ergeben seinem Herrchen anschließt.

"Herzensräuber" ist ein positiver Wohlfühlroman, der so liebevoll geschrieben ist, dass es nebensächlich ist, dass die Geschichte vorhersehbar ist, Zola ist der eigentliche Held, der aufgrund seines Instinkts und Geruchssinns Freund und Feind viel schneller unterscheidet und Gefahr wittert, wenn Tobias noch völlig ahnungslos ist.

Die süße Geschichte ist vielleicht nicht ganz realistisch - Zola zu lebensklug, Tobias zu passiv - weshalb der Leser ein Faible für Hunde haben sollte, um sich mit der Geschichte wohl zufühlen.

Der Roman überzeugt weniger durch eine ausgeklügelte,spannende Handlung als vielmehr durch die innige Verbindung zwischen Mensch und Tier, das magische Band, das zwischen Tobias und Zola herrscht und das ihnen in dunklen Zeiten Halt und Kraft gibt. Neben den fantastischen Einblicken in den Hundekopf sind es auch immer wieder die amüsanten Einschübe, die die Beziehung und Missverständnisse in der Interaktion zwischen Mensch und Tier charakterisieren.
Neben der Rolle von Zola hat mir vor allem auch die Idee mit den "Herzensräubern" - für jeden Mensch und jede Stimmung das passende Buch, an das er sein Herz verlieren kann - gut gefallen.

"Herzensräuber" ist vor allem für Hundeliebhaber ein charmantes, zauberhaftes Buch, das mir nur am Ende zu sehr ins Kitschige abdriftete.



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