Inhalt:
Dreißig Jahre sind vergangen, seit Greta Marchmont das Herrenhaus verließ, in dem sie einst eine Heimat gefunden hatte. Nun kehrt sie zurück nach Marchmont Hall in den verschneiten Bergen von Wales – doch sie hat keinerlei Erinnerung an ihre Vergangenheit, denn seit einem tragischen Unfall leidet sie an Amnesie. Bei einem Spaziergang durch die winterliche Landschaft macht sie aber eine verstörende Entdeckung: Sie stößt auf ein Grab im Wald, und die verwitterte Inschrift auf dem Kreuz verrät ihr, dass hier ein kleiner Junge begraben ist – ihr eigener Sohn! Greta ist zutiefst erschüttert und beginnt sich auf die Suche zu machen nach der Frau, die sie einmal war. Dabei kommt jedoch eine Wahrheit ans Licht, die so schockierend ist, dass Greta den größten Mut ihres Lebens braucht, um ihr ins Gesicht zu blicken.
Rezension:
"Der Engelsbaum" ist der erste Roman, den ich von der Bestsellerautorin Lucinda Riley gelesen habe. Es ist eine Familiengeschichte über mehr als drei Generationen hinweg, die voller Schicksalsschläge für die drei erwachsenen Protagonistinnen ist.
Der Roman beginnt im Jahr 1985, als die 59-jährige, nach einem Unfall vor 23 Jahren unter Amnesie leidende, Greta auf das Anwesen nach Marchmont zurückkehrt, wo sie für knapp vier Jahre als junge Frau gewohnt hat. Im Garten findet sie eine Grabstelle, wo offenbar ihr Sohn begraben ist, dessen Existenz ihr nicht mehr bewusst gewesen ist. Langsam beginnen die Erinnerungen zurückzukehren. Erinnerungen, die ihre Seele aus Selbstschutz versucht hat zu verdrängen.
Der Roman springt sodann in die Nachkriegsjahre, als Greta in London wohnte und von einem amerikanischen Offizier schwanger wurde. Treu zur Seite ist ihr David, der sich nicht traut, ihr seine Liebe zu gestehen und der sie nach der Abreise ihres Geliebten zu seiner Familie nach Marchmont bringt. Dort heiratet sie seinen Onkel Owen, der wesentlich älter ist als sie, aber bereit ist, Greta und die Zwillinge als rechtmäßige Erben anzunehmen. Nach dem Tod des "Stammhalter" im Alter von drei Jahren entwickelt sich Owen zum gewalttätigen Alkoholiker, weshalb Greta - erneut mittellos, aber mit Tochter Cheska - nach London zurückkehrt. Dort ist ihr das Glück endlich hold, als Cheska als talentierte Nachwuchsschauspielerin entdeckt wird und ab dem zarten Alter von vier Jahren vor der Kamera steht. Greta, die nach einer weiteren unschönen Beziehung von Männern abgeschworen hat, lebt nur noch für und durch ihre Tochter, die sie wie einen Augapfel hütet. Als Teenager bricht Cheska aus ihrem goldenen Käfig aus und Greta wird von ihrer Vergangenheit eingeholt....
Wer dramatische Frauenromane mag, die sich über Jahre und Generationen hinweg erstrecken, ist mit Lucinda Rileys Schmöker gut bedient. Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir von "Der Engelsbaum" mehr Spannung versprochen. Die Schicksalsjahre von Greta waren durch die vielen Unglücke, die ihr passierten und noch die nachfolgenden Generationen beeinflussten, ein wenig ermüdend. Mit Cheska nahm der Roman durch deren Rebellion an Fahrt auf, wurde allerdings durch ihre krankhaften Verhaltensweisen und das Weggucken oder Ignorieren aller Beteiligten unrealistischer. Davids Verhalten grenzte schon fast an Selbstaufgabe, indem er über Jahre hinweg selbstlos für Greta und dann auch Cheska da war, und dadurch nie die Möglichkeit hatte, ein unabhängiges, erfüllteres Leben zu führen. Greta und Cheska mangelte es beiden an Menschenkenntnis - sei es wie bei Greta aus Naivität oder wie bei Cheska aufgrund einer psychischen Erkrankung. Ob diese letztlich durch ihre fehlende Kindheit und ihr Leben, das von Film und Fernsehen geprägt war, wodurch ihr der Bezug zur Realität fehlte, ausgelöst wurde, blieb offen. Gretas Enkelin Ava, die im letzten Teil des Romans im Vordergrund steht und ohne ihre leibliche Mutter Cheska in Marchmont aufgewachsen ist, war im Vergleich zu den beiden Generationen zvor unspektakulär normal. Aber auch sie muss einiges mitmachen, als ihre Mutter Cheska plötzlich in Marchmont auftaucht, pleite und am Ende ihrer Karriere in Hollywood.
Ich fühlte mich durch den Roman durchaus unterhalten, auch wenn der Klappentext und auch der Buchtitel meiner Meinung nach am Buch vorbeigehen. "Der Engelsbaum" zog sich phasenweise etwas in die Länge zog und die beiden Familien um Greta und Davis kamen mir vom Schicksal schon arg gebeutelt vor.
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