Freitag, 9. Dezember 2016

Buchrezension: Alex Lake - Es beginnt am siebten Tag

Inhalt:

Erst deine Tochter und dann du…

Der Albtraum einer jeden Mutter: Die fünfjährige Anna ist verschwunden, als Rechtsanwältin Julia sie von der Schule abholen will. Wurde sie entführt? Ist sie tot? Sechs Tage und Nächte voller Angst, sechs Tage voller Selbstvorwürfe. Am siebten Tag taucht das Mädchen wieder auf. Es scheint unverletzt und hat keine Erinnerung an das, was geschah. Julia und ihr Mann Brian sind unendlich erleichtert. Bis Julia merkt, dass das Schlimmste für sie nun erst beginnt. Denn wer auch immer ihre Tochter in der Gewalt hatte und wiedergebracht hat, will nicht das Kind vernichten…

Rezension:

Die fünfjährige Anna verschwindet direkt nach Schulschluss spurlos, als ihre Mutter aufgrund eines beruflichen Termins als Anwältin fast eine halbe Stunde zu spät kommt. Gestresst von einer zerbrechenden Ehe und der Belastung als berufstätige Mutter, hatte Julia auch ihren Handy-Akku nicht geladen, um der Schule Bescheid zu geben.
Die direkte Suche durch sie, ihren Ehemann Brian, der ihr Vorwürfe macht, dass sie stets die falschen Prioritäten setzt, sowie durch die Polizei bleibt erfolglos. Niemand hat das Mädchen gesehen, es gibt keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen und keine Entführer, die sich melden.

Julia und Brian sind verzweifelt, können sich aber gegenseitig keinen Halt geben, da sie sich inmitten einer unschönen Trennungsphase befinden und sich in ihrem gemeinsamen Haus nicht mehr ertragen können. Es war Julia, die sich von ihrem Ehemann getrennt hatte, der ihr nicht (mehr) gut genug war. Diese Tatsache und noch viele weitere Details aus Julias Privatleben, die ihre Mängel als Ehefrau und Mutter belegen, werden in der Presse verbreitet. Julia wird als alkholabhängige Frau mit Suizidabsichten dargestellt, die ihren Ehemann und ihr Kind im Stich lassen wollte, um sich selbst zu verwirklichen. Verzweifelt, hilflos und überfordert, schafft es Julia dann auch wirklich kaum noch, ihre Wut in der Öffentlichkeit zurückzuhalten.

Und dann taucht plötzlich wie aus dem Nichts die kleine Anna nach sieben Tagen Abwesenheit wieder auf. Sie ist körperlich unversehrt, erscheint auch nicht traumatisiert, kann sich aber an nichts erinnern.

Nach der Rückkehr von Anna beschließt Brian, zu seiner Mutter zu ziehen und nimmt Anna ohne Einverständnis von Julia erst einmal mit. Unterstützt durch die negative Presse über seine Ehefrau hat Brian, der selbst mehr als unselbstständige Marionette seiner Mutter agiert, die besten Chancen das alleinige Sorgerecht für Anna zu erhalten. Es beginnt ein erbitterter Kampf um die Tochter, während dem sich Julia immer intensiver fragt, wer der noch frei herumlaufende Entführer ist und ob dieser in einem unbeobachteten Augenblick noch einmal zuschlagen könnte.

Der Thriller ist aus Sicht von Julia beschrieben, wobei der Leser auch immer wieder in kurzen Auszügen in die Gedankenwelt des Entführers von Anna Einblick erhält, der dem kleinen Mädchen selbst offenbar nichts antun möchte und erst nach der Freilassung von Anna seine eigentlichen Ziele umsetzen möchte.

Durch das Verschwinden schon zu Beginn des Buches ist der Leser mitten im Geschehen und kann die Ängste und Vorwürfe der Mutter gut nachvollziehen. Durch die Perspektive des Entführers wird zusätzlich ein Bedrohungsszenario aufgebaut, bis letztlich aber viel zu früh klar ist, wer bzw. was hinter der Entführung von Anna steckt.
Bis dahin ist "Es beginnt am siebten Tag" zumindest flüssig zu lesen, bevor ein Showdown kommt, der mir zu reißerisch und übertrieben war. Zudem hatte ich den Eindruck, dass die Einfachheit der Entführung des Kindes zu konstruiert war. An das Verlassen des Schulgeländes, das Anna bei vollem Bewusstsein erlebt hat, hätte sich das Mädchen meiner Meinung nach auch im Nachhinein noch erinnern müssen und damit bereits frühzeitig nach der Freilassung einen wichtigen Hinweis auf den Täter geben können.
Die Charaktere wirkten mir zu plump eingeteilt in Gut und Böse, was auch dazu beitrug, dem Thriller die Spannung zu nehmen. Eine Ermittlung bzw. Aufklärung durch die Polizei fand so gut wie gar nicht statt. 


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