Freitag, 16. Dezember 2016

Buchrezension: Andrea Fehringer/ Thomas Kopf - Die Poesie des Tötens

Inhalt: 

Sieben Wochen - Vier Morde - Eine Biografie

Ein idyllischer Sommer in Wien: Zwischen italienischen Designermöbeln und geschmackvollen Kunstgegenständen genießt der erfolgreiche Ghostwriter Max West sein Leben mit Frau und Kind in vollen Zügen bis zu dem Tag, an dem 'Kleist' in ihr Leben tritt. Der grausam vorgehende Serienkiller entführt die gemeinsame Tochter und zwingt Max dazu, in nur sieben Wochen seine mörderische Biografie niederzuschreiben sieben Wochen, in denen er seine Tochter in den Händen eines Psychopathen weiß...


Rezension: 

Max West ist ein erfolgreicher Ghostwriter aus Wien, der bereits mehrere Bestseller veröffentlicht hat. Eines heißen Sommers wird West von einem Christopher Kleist erpresst, innerhalb von sieben Wochen ein Buch über fünf Morde zu schreiben, anderweitig werde er seine fünfjährige Tochter Ella, für deren Entführung Kleist gesorgt hat, nicht wieder sehen. 

Max und seine Frau Livia, eine Psychiaterin, befinden sich zunächst in einer Schockstarre, als ihnen bewusst wird, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruhen wird und dass bisher erst ein Mord geschehen ist. Kleist selbst ist der Mörder, der sich zu allem Überfluss bei den Wests in der Villa in Wien einnistet. Wie selbstverständlich nimmt er an ihrem sozialen Leben teil und erzählt Max für das Buch seine persönliche Lebensgeschichte. Aus Sorge um seine Tochter lässt sich Max auf das perfide Spiel ein und beginnt mit dem Schreiben. Je länger Kleist bei ihnen wohnt, desto mehr kann er sich in ihn hineinversetzen und seine unzusammenhängenden Gedankengänge und die Beschreibungen der sadistischen Morde zu Papier bringen, so dass auch der überhebliche Kleist mit der Schreibweise einverstanden ist. Ganz Wien ist in Angst vor dem Serienkiller, die Polizei tappt im Dunkeln, findet jedoch an allen Tatorten handsignierte Bücher von West. 

Während Max das Buch verfasst, versucht Livia das kranke Gehirn von Kleist zu analysieren, um die Ursachen für sein Handeln zu eruieren und möglicherweise einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Ella in Erfahrung zu bringen

"Die Poesie des Tötens" ist kein Thriller für Zartbesaitete. "Die Betriebsanleitung eines Serienkillers" beginnt unmittelbar mit dem ersten Mord, der grausam detailliert beschrieben wird. Dass sich der Mörder und Entführer der Tochter dann auch noch allgegenwärtig im Zuhause der Wests breit macht, ist fast schon so erbarmungslos wie die unmenschlich sadistischen Morde selbst
Fasziniert fiebert man als Leser dem Ende der sieben Wochen entgegen, ob es tatsächlich zu einer Veröffentlichung des Thrillers und zu einer Freilassung von Ella kommen wird. Gleichzeitig fragt man sich, wie Max und Livia damit weiterleben können, durch ihr Wissen Mitschuld an mehreren Morden zu haben. 

Selten habe ich einen Thriller gelesen, bei dem man dem Mörder so nahe kommt und dennoch keinerlei Sympathien für ihn oder sein Schicksal empfinden kann. Sprachlich-stilistisch wird der Leser durch den Wechsel zwischen Fiktion, akribischen Beschreibungen der Morde und dem gegenwärtigen Handlungsverlauf in den Bann gezogen, wobei mir das Geschwafel von Kleist und die geselligen "Freitagsrunden" mit den Freunden der Wests zu ausufernd dargestellt waren und für mich den Spannungsbogen unterbrochen haben.  


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