Freitag, 7. Oktober 2016

Buchrezension: Christian Jungersen - Du verschwindest

Inhalt:

Mallorca. Ferienzeit. Alles könnte wunderbar sein, würde nicht Frederik, Rektor einer dänischen Privatschule und bisher ein vorsichtiger und besonnener Fahrer, mit seiner Familie – Ehefrau Mia und dem 16-jährigen Sohn Niklas – bergab rasen wie ein Wahnsinniger, obwohl seine Frau ihn mehrfach eindringlich und schließlich panisch auffordert, langsamer zu fahren. Als er endlich knapp vor der Katastrophe zum Stehen kommt, bricht er zusammen – und Mia steht schon bald in jeder Hinsicht vor den Trümmern ihres Lebens. Hat sie ihren Mann je richtig gekannt? Ist der diagnostizierte Gehirntumor Grund für seine Persönlichkeitsveränderungen? Oder ist die ganze Sache und mithin ihre Ehe doch um einiges komplizierter, als sie sich das zunächst eingestehen mag?

Rezension:

Mia ist zusammen mit ihrem Ehemann Frederik und ihrem 16-jährigen Sohn Niklas im Urlaub auf Mallorca, als Frederik zusammenbricht. Er hat einen Tumor, der auf sein Gehirn drückt und eine Persönlichkeitsstörung hervorgerufen hat. Ihm fehlen das Einfühlungsvermögen und die Möglichkeit, Gefahren einzuschätzen. Er benimmt sich eher als ein rebellierender Teenager als ein erwachsener Mann.

Zurück in Dänemark kann der Tumor durch eine Operation erfolgreich entfernt werden, aber: wird Frederik wieder wie vorher werden? Und ab wann hat sich seine Persönlichkeit überhaupt verändert? Seit wann wirkte sich der Tumor auf sein Bewusstsein aus?

Für Mia ist schwer einzuschätzen, ob der Mann, den sie seit 18 Jahren kennt, in den letzten Jahren ihrer dann harmonischen Ehe er selbst war oder ob der Tumor sein Verhalten beeinflusst hat. In den Anfangsjahren ihrer Ehe hatte er Mia betrogen und sie standen kurz vor der Trennung.

Mia besucht eine Selbsthilfegruppe für Betroffene von Angehörigen mit Erkrankungen am Gehirn. Dort lernt sie Menschen kennen, die aufgrund körperlicher Behinderungen von Angehörigen mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

Aber auch Frederiks Verhalten hat Auswirkungen auf sein Berufsleben und die gemeinsamen Freunde. Frederik kann seinen Beruf als Direktor einer Schule nicht mehr ausüben und wird sogar wegen Betrugs angeklagt. Die Familie muss in eine kleine Wohnung ziehen und wird von Kollegen und Freunden ausgegrenzt. Mia, die ihren Mann zum Teil körperlich angeht, um ihn zur Räson zu bringen, flüchtet sich in eine Affäre mit Bernard aus der Selbsthilfegruppe.

Zentrale Frage in dem Roman ist, was ist Persönlichkeit und was ist schon Krankheit? Wie viel können Angehörige ertragen bzw. kann von ihnen verlangt werden, mitzumachen?
Auch wenn der Roman durch viele medizinische Details seine Längen hatte und ich mit keinem der Protagonisten warm geworden bin, bleibt es zumindest bis zum Schluss spannend, welche Entscheidung Mia treffen wird: Gehen oder bleiben?


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