Samstag, 20. Mai 2023

Buchrezension: Matthias Hübener - Die indische Kugel

Inhalt:

Eine funkelnde Kugel rollt durch die Welt und schlägt die Menschen auf unerklärliche Weise in ihren Bann. Ihr Radius ist weit gespannt und reicht in die verschiedensten Ecken der Welt und der Zeit. Die Kugel verführt ihre Besitzer, entfacht Böses. Und sie rollt in jeden Winkel. Für die meisten ist sie unwiderstehlich, magisch und oft tödlich. Nur einige wenige erkennen ihre Gefahr und die Notwendigkeit, die Menschen vor ihr zu schützen. Zu ihnen gehört Graham Yeomans, ein ebenso begnadeter Schachspieler wie großer Indienreisender – und außerdem heimlicher Hüter der Kugel und liebevoller Beschützer von Paul und Lynn, den Kindern seiner verstorbenen Schwester. Bis zum Tag seines Unfalls. 

Rezension:

Eine metallene, murmelartige Kugel rollt seit Jahrhunderten durch die Welt. Sie soll die Macht haben, aus bösen Gedanken der Menschen böse Taten hervorzurufen. Und tatsächlich ereignen sich im Jahr 2002 in New York zahlreiche Todesfälle unter zum Teil mysteriösen Umständen. An den Tatorten taucht immer wieder die Kugel auf, was aber erst später ein Polizist erkennt, der abgeschlossene, aber ungeklärte Todesfälle bearbeitet. 
2015 stoßen die beiden Geschwister Lynn und Paul Dickensen in Durham auf das Mysterium der Kugel, als ihr Onkel Graham Yeomans, der sie nach dem Tod ihrer Mutter bei sich in England aufgenommen hat, nach einem Unfall im Koma liegt. Er hat seit Jahren in seinem Schachbuchladen nach etwas geforscht, was er vor seiner Nichte und seinem Neffen geheimgehalten hat. Doch nun spürt Lynn eine Gefahr und dass ihr Onkel über seine Gedanken Kontakt mit ihr aufnehmen möchte, um sie zu warnen. Auf verschiedene Wege versuchen Lynn und Paul unabhängig voneinander und mit unterschiedlicher Motivation das Geheimnis um die Kugel zu lösen und die Welt möglicherweise vor noch mehr unschuldigen Toten zu bewahren. 

"Die indische Kugel" ist ein facettenreicher Roman, der verschiedene Genres miteinander verbindet. Es ist ein Mix aus Thriller, Kriminalroman, Parabel und Märchen, der auf verschiedenen Zeitebenen handelt und die/ den Leser nach Indien, England, Schottland und die USA versetzt.
Dabei ist die Handlung von einer Reihe von Toten gepflastert, die mit der Kugel in Zusammenhang gebracht werden kann, die offenbar das Böse im Menschen hervorruft. Doch woher kommt die Kugel? Wer hat sie erfunden? Ist sie mit einem Fluch belegt? Wie konnte sie so lange unbehelligt für Unheil sorgen? Wer profitiert von der Kugel? Und kann sie jeder für seine Zwecke nutzen? Führt sie ein Eigenleben? Oder ist alles nur Aberglaube?

Während man sich selbst Gedanken macht, was es mit der Kugel auf sich hat, ist es spannend zu verfolgen, wie unterschiedliche Protagonistin zu unterschiedlichen Zeiten und aus unterschiedlichen Gründen hinter das Geheimnis der Kugel kommen wollen. Abweichende Beweggründe liegen zu Grunde und wecken das Böse oder das Gute im Menschen. Nach einer fesselnde Schilderung, welche Gefahr von der Kugel ausgehen kann, beginnt aus den Perspektiven der Waisen Lynn und Paul eine komplexe Suche nach der Kugel, die Graham aus guten Gründen gut versteckt hat. Er gibt das Versteck mit Hilfe eines Rätsels preis, das nur der wahre Hüter der Kugel lösen kann. 

Der Roman ist komplex aufgebaut und mit Liebe zum Detail beschrieben. Rückblenden, Zeitsprünge und wechselnde Perspektiven sorgen für Abwechslung und Lebendigkeit, zeigen die Gefahr, die von der Kugel ausgeht und wie die Macht über Gedanken und Taten im Lauf der Jahrhunderte genutzt wird und anrichten kann.

Der Roman handelt von Gier, Manipulation und Kontrolle, von Mythen, Legenden, Glaube und unterschiedlichen Kulturen und letztlich einem Kampf Gut gegen Böse mit ungewissem Ausgang. Die Erzählung ist ausschweifend, was nach einem spannenden Anfang und ehrgeizigen Ermittlungen ab der Hälfte zu einigen Längen bei der Suche nach der Kugel führt. Dabei ist besonders ermüdend, dass die/ der Leser selbst keine Chance hat, das komplexe Rätsel um das Versteck der Kugel zu lösen, da der Weg dorthin von zahlreichen Finten, Metaphern, Symbolik und glücklichen Zufällen geprägt ist. Zudem ist störend, dass die Charaktere arg Schwarz-Weiß gezeichnet, einseitig gut oder einseitig böse sind. 
Fazit: eine kreative und spannende Romanidee, die sich jedoch in einer wirren Suche verliert, wodurch der Hintergrund und die Fähigkeiten der Kugel bis zum sehr abrupten Ende fast schon in Vergessenheit geraten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen