Inhalt:
Als Katharina auf dem Dachboden ihres Elternhauses eine Mappe mit Aquarellen findet, ist sie sogleich fasziniert. Vor allem das verwunschene Landschlösschen, das immer wieder abgebildet ist, hat es ihr angetan. Wo befindet sich dieser magische Ort? Und wie kommen die Bilder in den Besitz ihrer Familie?
Ihre Suche führt sie in die Bretagne, zu einem stark verwitterten Anwesen an der Côte d'Eméraude. Gemeinsam mit dem charismatischen Schlossherrn taucht sie ein in die Vergangenheit des Ortes, die ungeahnte Enthüllungen ans Licht bringt.
Rezension:
Katharina findet nach dem Tod ihres Vaters bei der Auflösung des Haushalts ihrer Eltern auf dem Dachboden eine Mappe mit Aquarellen, die sie zuvor nie gesehen hat. Mit den Initialen MdM kann sie nichts anfangen. Als sie bei der Aufbahrung ihres Vaters dann auch noch ein Foto einer jungen Frau in seinen Händen bemerkt, wird sie stutzig und beginnt mit Nachforschungen. Eine Kollegin erkennt auf den Aquarellen Gebäude und Orte in der Bretagne, weshalb sich Katharina dorthin begibt, um mehr über ihre Familiengeschichte und das Schloss in der Bretagne zu erfahren, auf dem Vorfahren von ihr gelebt haben mögen.
1939 flüchtet die Jüdin Margot Löwenstein aus Deutschland. Ihr eigentliches Ziel Großbritannien, wo sie bei Verwandten hätte Zuflucht finden können, erreicht sie nicht. Ihre Reise endet in Frankreich, wo sie ihre große Liebe Alan de Morand findet. Während er als Soldat an die Front muss, malt Margot unaufhörlich Bilder des Schlosses der Morands, des Meeres und der Landschaft der Bretagne. Als Folge der Wirren des Zweiten Weltkriegs und nach dem Einmarsch deutscher Soldaten in Frankreich muss Margot wieder und verliert erneut eine Familie.
Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt in der Gegenwart die Erforschung Katharinas nach der Vergangenheit ihrer Familie und in der Vergangenheit das Schicksal der Jüdin Margot.
Beide Handlungsstränge sind lebendig und abwechslungsreich geschildert. Die beiden Protagonistinnen sind authentisch dargestellt, so dass man sich gut in sie und ihre Situation hineinversetzen kann. Aufgrund der Kriegsereignisse ist die Vergangenheit und Margots Schicksal dramatischer und emotionaler. Aber auch Katharina muss nicht nur den Verlust des Vaters verarbeiten, sondern entdecken, dass in ihrer Familie Geheimnisse herrschten, die ihr zunächst rätselhaft bleiben. Darüber hinaus stellt sie ihr derzeitiges Leben in Frage, ist unzufrieden mit ihrem langjährigen Lebensgefährten und ihrem Beruf als Lehrerin, in den sie von ihrer Mutter gedrängt wurde. In der Bretagne empfindet sie wieder Freude an der Kunst und an der Malerei und verliebt sich nicht nur in die wunderschöne Landschaft und das alte baufällige Schloss sondern auch in den insolventen Schlossherren.
"Das Tiefe Blau des Meeres" schildert die Schicksale zweier Frauen und zwei ganz unterschiedliche Liebesgeschichten. Es ist ein gefühlvoll geschriebenes Buch mit diversen Wendungen in der Handlung, die den Roman nicht vorhersehbar machen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass der Erzählstrang in der Gegenwart nicht nur schmückendes Beiwerk ist, um ein Familiengeheimnis der Vergangenheit zu entdecken, sondern neben der tragischen Geschichte der Vergangenheit, Raum für eine eigene Geschichte der Katharina lässt, die bei der Erforschung ihrer Familiengeschichte auch zu sich selbst findet.
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