Mittwoch, 9. November 2022

Buchrezension: Anne Sanders - Das Glück auf Gleis 7

Inhalt:

Jeden Morgen um 5:18 Uhr nimmt Emma den Zug von Brighton nach London. Sie liebt das Pendeln, denn es gibt ihr Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel über... Tyler. Mit ihm ist Emma seit neun Jahren zusammen und das überwiegend glücklich – bis er sie dieses eine Mal betrog. Sie hat ihm verziehen, doch seit einigen Tagen zweifelt Emma. Hat ihr Freund etwa doch Geheimnisse vor ihr?
Jamie lebt in Brighton und will so schnell wie möglich nach London ziehen, denn das Pendeln geht ihm auf die Nerven. Er denkt dabei zu viel nach. Zum Beispiel über... den neuen Job im Verlag seines Vaters. Der hat lange darauf gewartet, dass Jamie in seine Fußstapfen tritt, und diese Erwartungen machen Jamie Angst. Höllische Angst.
Jeden Morgen um 5:18 Uhr treffen Emma und Jamie im Zug aufeinander. Dem höflichen Geplänkel folgen immer ernstere Gespräche – bis die beiden merken, dass sie füreinander weitaus mehr sein könnten als nur eine Zufallsbekanntschaft. 

Rezension: 

Emma und Jamie treffen sich jeden Morgen um 05:18 Uhr-Zug nach London, wenn die von Brighton aus zur Arbeit pendeln. Der gelernte Koch Jamie macht dies noch nicht lange, denn er arbeitet erst seit Kurzem in der Redaktion des familieneigenen Verlags, dessen Leitung er zukünftig übernehmen soll - auch wenn er sich nicht dazu in der Lage fühlt. Emma arbeitet als Visagistin für die Morning Show Ten to Twelve und stört sich nicht an der Pendelei, denn dafür liebt sie das Städtchen Brighton zu sehr - genauso wie ihren Freund Tyler. Doch der nimmt es mit der Treue nicht so genau.
Zunächst beobachten sich der "Gesundheitsapostel" und die Frühstückerin süßer Teilchen argwöhnisch, bis sie beginnen, einander von ihren Sorgen und Problemen zu erzählen. Schon bald sind sie keine Fremden mehr für einander. 

Emma und Jamie sind beide nicht glücklich mit ihren Leben. Emma zweifelt nach Tylers Seitensprung daran, ob sie ihm noch vertrauen kann und ob sie eine gemeinsame Zukunft haben. Jamie fühlt sich nicht dazu in der Lage, das Erbe seines Vaters in dem von seinem Großvater gegründeten Verlag anzutreten. Er hat schon seit seiner Kindheit Angst, vor größeren Gruppen zu sprechen und hält sich lieber im Hintergrund. 
Durch die Gespräche während der morgendlichen Fahrt mit dem Zug reflektieren sie ihre Leben und erhalten Denkanstöße. Beide beginnen sie, Dinge zu verändern, haben aber lange nicht den Mut, sich auch ihre Gefühle für einander einzugestehen und später damit umzugehen. 

Der Roman wird aus wechselnden Perspektiven geschildert, die Einblicke in beiderlei Leben bieten. Die Dialoge sind lebendig und witzig und es fällt leicht, sich in Emma und Jamie und ihre Lebenssituationen hineinzuversetzen. 
Die beiden sind sehr unterschiedlich in ihren Persönlichkeiten, ihrer Herkunft und Lebensweise. Emma ist quirlig und chaotisch, liebt Brighton und stammt aus einer esoterisch angehauchten Hippie-Familie, während Jamie strukturiert und zurückhaltend ist, lieber in der Anonymität Londons leben würde und der gehobenen Gesellschaftsschicht mit Kontakt zu Prominenz und dem englischen Königshaus angehört. 
Gerade die Gegensätze sind es, die sie anziehen und auch die Liebe, die durch den Magen geht. Dennoch konnte ich mir Emma und Jamie mehr als Freunde, denn als Liebespaar vorstellen. Der Funke wollte bei mir nicht so richtig überspringen. Umso schlüssiger erscheint, dass die Liebesgeschichte im weiteren Verlauf des Romans etwas aus dem Fokus rückt und Emma und Jamie sich unabhängig voneinander weiterentwickeln und ihre Probleme angehen. 

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