Samstag, 7. Mai 2022

Buchrezension: Jodie Chapman - Eine ganze Liebe lang

Inhalt:

Nick und Anna lernen sich in den Sommerferien kennen. Anna ist mysteriös, wunderschön und ganz anders als Nick. Sie ist aufgewachsen in einer Welt, in der man sie von frühester Kindheit an auf das Ende aller Tage vorbereitet hat. In einer Welt, wo Weihnachten, Feste und ganz alltägliche Vergnügungen undenkbar sind. Als sie Nick begegnet, verliebt sie sich haltlos in ihn. Ihre gemeinsame Zeit verbringen die beiden Zigaretten rauchend, mit Musik, Lyrik und langen Gesprächen. Doch Anna, die an der Schwelle zum Erwachsenenleben steht, hat Angst, alles aufzugeben, woran sie bislang geglaubt hat. Als sie sich von Nick abwendet, hält er sie nicht auf. Bis ein tragisches Ereignis die beiden eines Tages wieder zusammenführt. 

Rezension: 

Nick und Anna lernen sich im Sommer 2003 kennen und verlieben sich in einander. Ihre Beziehung ist schwierig, denn Anna führt ein Doppelleben. Sie hat bereits einen Freund und aus der Welt, aus der sie stammt darf sie nicht mit einem "weltlichen" Mann zusammen sein. Die strenge Religionsgemeinschaft, der ihre Eltern angehören, gibt ihr Halt, weshalb sie auch nicht in Betracht zieht, sich von ihr zu lösen. Die Liebesbeziehung zu Nick scheint deshalb keine Zukunft zu haben. Tatsächlich trennen sie sich nach ihrem einzigen gemeinsamen Sommer. Erst als Anna Jahre später aus der Weltuntergansreligion ausgestiegen ist, eröffnet sich die Möglichkeit für eine zweite Chance. Doch auch Nick, der mehrere Schicksalsschläge zu verarbeiten hat, muss sich mit seiner Vergangenheit versöhnen, bevor er für einen Neuanfang bereit sein kann. 

Der Roman wird auf der Perspektive von Nick erzählt und beginnt im Jahr 2018, bevor man in den Sommer 2003 zurückversetzt wird, in dem sich Nick und Anna bei ihren Aushilfsjobs im Kino kennenlernen und sich verlieben. Die Beziehung ist von leidenschaftlichen Diskussionen geprägt, denn beide sind unterschiedlich erzogen worden und aufgewachsen. Ihre Liebe muss geheim bleiben, da ein Kontakt Annas zu Ungläubigen untersagt ist. Auch wenn sie in diesem Sommer mit all ihren Konventionen bricht, kurze Röcke trägt, tanzt und Alkohol trinkt, steht außer Frage, dass sie sich von der verinnerlichten Weltanschauung löst und mit ihren Eltern bricht. Schon zu Beginn des Sommers ahnen beide, dass ihre Liebe nur ein kurzes Verfallsdatum hat, aber auch Jahre später denken sie aneinander, begegnen sich sogar wieder, aber die trennende Mauer bleibt bestehen, während jeder von ihnen sein eigenes Leben lebt, das mehrere Hürden bereithält. 

"Eine ganze Liebe lang" erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern ist weitaus vielschichtiger. Das Buch handelt neben der Beziehung Nicks zu Anna im Wesentlichen auch von seiner Familie. In Rückblenden in die 1980er und 1990er-Jahre, die nicht chronologisch geschildert sind, erfährt man mehr über seine Kindheit und Jugend, das innige Verhältnis zur liebevollen Mutter und seinem sensiblen jüngeren Bruder Salvatore und die angespannte Beziehung zu seinem patriarchalischen Vater. Es sind Momentaufnahmen, die sein Leben prägen und die vor allem durch die unglücklichen, tragischen Ereignisse, die er miterleben und verarbeiten musste, ergreifend sind und zu Tränen rühren. 
Die Art der Erzählweise mit den scheinbar willkürlichen Wechseln zwischen allen Zeiten ist dabei nicht verwirrend, sondern steigert die Spannung und Dramatik in der Geschichte. 
Es ist ein wechselvoller Roman voller Liebe, Schmerz, Trauer, Sehnsucht und Hoffnung und damit weit mehr als eine Geschichte über zwei Menschen, die vom Schicksal für einander auserwählt worden sind. Es ist eine feinsinnige und tiefgründige Erzählung mit liebevoll gezeichneten Charakteren über die Liebe und eine zerbrechende Familie sowie eine ergreifende Geschichte über die Erfahrungen und Begegnungen, die Mut machen, für sein Glück zu kämpfen und das Leben nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. 

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