Mittwoch, 7. Juli 2021

Buchrezension: Michael Meisheit - WATCH: Glaub nicht alles, was du siehst

Inhalt:

Das Jobangebot klingt zu gut, um wahr zu sein: Tina soll für ein paar Wochen in einer Wohnung in London ein unauffälliges Leben führen und wird dafür großzügig bezahlt. Einziger Haken: Sie darf während der gesamten Zeit keinen Kontakt zu ihrem jetzigen Leben haben. Keine Anrufe, keine Mails, kein Social Media. Tina lässt sich darauf ein. Und anfangs scheint auch alles ganz harmlos. Doch dann findet sie heraus, wofür sie eingesetzt wird. Plötzlich ist sie ganz allein in einer unbekannten Stadt. Gejagt von einem Feind, der kein Erbarmen kennt. Und er hat seine Augen überall. 

Rezension: 

Nachdem ihr Vater gestorben ist und Tina in finanziellen Schwierigkeiten ist, nimmt sie ein dubioses Angebot ein, das ihr überraschend eröffnet wird. Sie soll für eine größere Summe für ein paar Wochen in London leben, ohne Bezug zu ihrem bisherigen Leben herzustellen. Tina fällt dies in ihrer Situation nicht schwer und lässt sich bereitwillig darauf ein. Schnell findet sie durch Bezirzen ihres Aufsehers heraus, dass sie das Double einer Tochter eines kriminellen arabischen Clan mimen soll, was ihr jedoch bald zu heiß wird. 
Europol vermutet, dass der Clan, der von deutschen Neonazis Sprengstoff erworben hat, einen Terroranschlag plant und ist dabei, den Verdacht mittels des Überwachungssystems "Watch" aufzuklären. 

Nach einem spannenden Einstieg mit dem ominösen Jobangebot, das Tina offeriert wird, war ich wenige Kapitel später kurz davor das Buch abzubrechen. Da mich die unnötig vulgäre Sprache der Charaktere nervte und ich gelangweilt von belanglosen und völlig überflüssigen Sexszenen und Sexfantasien der Protagonisten war. Da ich aber dennoch wissen wollte, was es mit der Strategie der Araber auf sich hatte, eine Doppelgängerin für Clan-Tochter Alia zu engagieren, habe ich weitergelesen. 
Die Perspektive wechselte sodann weg von der schlüpfrigen Tina zu den Ermittlern von Europol, die im Rahmen ihrer Ermittlung gegen den arabischen Clan auf das Double stoßen. Dabei benutzen sie eine das System Watch eine Gesichtserkennungssoftware gekoppelt mit einem Zugriff auf offenbar alle Kameras der Welt. Sie beobachten damit, wen sie ins System einspeisen und können dabei ganze Bewegungsbilder erstellen, ohne dass der Betroffene etwas davon merkt. 
Dieses Szenario, in dem Datenschutz und realistische Polizeiarbeit keine Rolle spielten, erinnerte mich mehr an einen Science-Fiction-Roman als an einen spannenden, glaubwürdigen Thriller. 

Ich hatte ganz andere Erwartungen an das Buch und die Rolle von Tina, konnte mich in keine der zahlreichen handelnden Personen hineinversetzen und fand weder eines der Opfer noch einen der Ermittler sympathisch. Die Verfolgung der Doppelgängerin ist zwar spannend, aber da die Methode so an den Haaren herbeigezogen ist, konnte mich die Geschichte nicht wirklich fesseln. Die Erklärung am Ende, wie alles zusammenhängt, ist im Vergleich zum fortwährenden Terrorismusverdacht enttäuschend banal, Tinas Rolle im Showdown fernab jeder Realität. 
Das Frauenbild, das vor allem zu Beginn vermittelt wird, ist zum Davonlaufen, aber auch Klischees gegenüber anderen Ethnien wie Arabern und Asiaten werden allzu plakativ plattgetreten. 
Die Arbeit von Europol, kriminelle Clan-Strukturen, korrupte Ermittler - all dies hätte zu einem spannenden Kriminalfall beitragen können. Der machohafte Erzählstil hat mir aber leider gar nicht zugesagt und auch die Handlung war für mich nicht stimmig. 

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