Freitag, 30. Juli 2021

Buchrezension: Liz Fenwick - Sturm über Cornwall

Inhalt:

Boskenna – stolz thront das Anwesen der Familie Trewin an Cornwalls rauer Steilküste. Als die Hausherrin Joan im Sterben liegt, kehren ihre Tochter Diana und ihre Enkelin Lottie dorthin zurück. Nach Jahren der Entfremdung sind sie gekommen, um sich zu verabschieden und ihren Frieden mit der Vergangenheit zu machen. Doch stattdessen erwartet sie die Enthüllung eines tragischen Geheimnisses, das Joan jahrzehntelang bewahrt hat. Es führt zurück ins Jahr 1962, zu den dramatischen Geschehnissen einer lauen Sommernacht, die seither einen dunklen Schatten auf das Leben der ganzen Familie werfen. 

Rezension: 

Die betagte Dame Joan Russel liegt im Sterben, weshalb ihre Tochter Diana und Enkelin Lottie auf das Anwesen Boskenna in Cornwall zurückkehren, um Abschied zu nehmen. Tochter und Mutter beider Generationen sind sich fremd geworden, sind von der jeweils anderen enttäuscht worden und verbergen Geheimnisse voreinander. Insbesondere Diana, die nur bruchstückhafte Erinnerungen an ihre frühe Kindheit in Boskenna hat, möchte endlich wissen, was vor 56 Jahren passierte, als ihr Vater unter tragischen Umständen ums Leben kam. Die Unfallversion ist der erfahrenen Journalistin zu vage und je mehr sie und Lottie in Boskenna in Notiz- und Tagebüchern finden und Joan bedrängen, die Wahrheit zu sagen, desto mehr scheint sich Dianas Verdacht zu bestätigen, dass ihre Mutter etwas zu verbergen hat. 

Der Roman ist in kurzen Kapiteln aus der Sicht der Hauptfiguren Joan, Diana und Lottie geschrieben, wobei Joans Perspektive auf die Vergangenheit, das erste Augustwochenende im Jahr 1962, und Lotties Perspektive auf die Gegenwart, die Tage des Abschieds von Joan im August 2018, beschränkt sind, wohingegen Dianas Sicht beide Zeitebenen umfasst. So erlebt man Joan als elegante Gastgeberin der Geburtstagsfeier ihres Ehemannes Allan Trewin auf Boskenna und wie die achtjährige Diana aus Kindessicht das Wochenende mit den verschiedensten ihr fremden Besuchern erlebt hat. 
Der Tod von Dianas Vater hat die Familie nachhaltig erschüttert und Diana kann bis heute nicht verstehen, warum auch ihre Mutter sie nach dem Unglück verlassen hat. Sie selbst hat ihrer Tochter Lottie gegenüber ein schlechtes Gewissen, der sie nicht genug Mutterliebe entgegenbrachte und sich Joan um sie kümmern ließ. 

Es sind verzwickte Familienverhältnisse, die sich kurz vor Joans Tod auftun, um Vergangenes zu klären, Schuld zu tilgen und Gewissen zu erleichtern, bevor es zu spät ist. 
Beide Zeitebenen, die die Ereignisse im Jahr 1962 und 2018 chronologisch fast minütlich detailgetreu und aus wechselnden Perspektiven schildern, fesseln durch die wohlgehüteten Geheimnisse und die emotionalen Spannungen zwischen den Generationen. 
Das Setting ist auf das malerische Anwesen Boskenna mit seinen Stallungen und Cottages direkt an der kornischen Küste begrenzt und bietet die atmosphärisch perfekte Kulisse für die Geschichte der Familie Russell/ Trewin. Dabei ist das Buch mehr als eine Familiengeschichte, in der sich die Generationen entfremdet haben und aus Angst oder Rücksichtnahme lebensverändernde Tatsachen durch Halbwahrheiten vertuschen. Neben aller persönlicher Zwistigkeiten und Emotionen fesselt es durch den geschichtlich-politischen Kontext vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und den gefährlichen Nebentätigkeiten der Trewins als in Moskau stationierte Botschaftsangehörige. 

"Sturm über Cornwall" ist eine faszinierende, wendungsreiche Geschichte voller Liebe, Intrigen und Geheimnisse, die auf beiden Zeitebenen gleichermaßen fesselnd geschildert ist. Dabei ist es spannend, wie die Umstände des Todes von Allan Trewin nach über einem halben Jahrhundert durch die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart aufgedeckt werden und die emotionale Frage geklärt wird, ob die drei überzeugend und glaubwürdig charakterisierten Frauen sich gegenseitig verzeihen und annähern können und letztlich Frieden finden werden. 

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