Samstag, 5. Oktober 2019

Buchrezension: Virginia Macgregor - Die Bilder in unseren Herzen

Inhalt: 

Eines Morgens begegnen Isabel und ihre elfjährige Tochter River einem Mann vor dem Londoner Zoo. Vom Regen durchnässt sitzt er auf einer Parkbank. Als sie ihn ansprechen, kann er nicht antworten – er erinnert sich nicht einmal an seinen Namen. Isabel beschließt, ihn mit ins Krankenhaus zu nehmen, in dem sie arbeitet. River knüpft schnell eine besondere Beziehung zu dem Mann: Statt zu reden, malen sie gemeinsam Bilder. Je mehr Zeit vergeht, desto näher kommen sich auch Isabel und der talentierte Künstler. Doch langsam kommen die Erinnerungen an seine Vergangenheit zurück, und Isabel muss sich fragen, ob er je bereit sein wird für eine neue Liebe. 

Rezension:

Isabel und ihre Tochter River entdecken einen verwirrten Mann im Regent's Park, der sich nicht einmal an seinen Namen erinnern kann. Sie bringen ihn in das Krankenhaus, in dem Isabel als Raumpflegerin arbeitet. Sie kennt den Arzt David Deardorff gut, der sich dem Patienten annimmt und auch ohne  Papiere und Krankenversicherung behandelt. 
River hat Sommerferien und so kommt sie täglich in das Krankenhaus, um Reg, wie sie ihn inzwischen nennt, zu besuchen. An seiner Seite wird die unter ADHS leidende River ruhiger und genießt es, mit ihm Bilder zu malen. Die Hoffnung besteht auch, dass er durch das Zeichnen, denn er entpuppt sich als wahrer Künstler, wieder seine Erinnerung erlangt. 
Je länger Reg im Krankenhaus bleibt, desto größer wird der Druck auf David und desto mehr Misstrauen entsteht seitens der Klinikleitung und Behörden, ob die Amnesie nur vorgetäuscht ist und was der offensichtlich nicht aus England stammende Mann verbergen könnte. 

Der Roman ist abwechselnd aus den Perspektiven der elfjährigen River, ihrer Mutter Isabel, dem Arzt David und von Reg geschrieben. Allesamt sind sie liebevoll und individuell gezeichnete Charaktere, die die herzerwärmende Geschichte glaubhaft machen. 
Jeder Figur ist bis zu den Nebencharakteren einzigartig und hat mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen, die nachvollziehbar dargestellt sind. River ist ein aufgewecktes Mädchen, das nicht still sitzen und sich in der Schule nicht konzentrieren kann und sich deshalb als Last für ihre Mutter empfindet. Isabel wohnt mit ihrer besten Freundin Jules zusammen, liebt ihre Tochter über alles, hadert aber dennoch damit, dass sie aufgrund ihrer frühen Schwangerschaft nicht studieren konnte und sie deshalb am Existenzminimum leben. David lebt für seinen Beruf als Arzt, leidet aber unter Minderwertigkeitskomplexen und würde sich nie trauen, eine Frau anzusprechen. Ihm bleibt nur seine Mutter im Pflegeheim. 
Reg ist der geheimnisvollste Protagonist, von dem man lange nichts weiß. Bis zur Auflösung seiner Herkunft und Identität ist er ein verunsicherter Mann, der unter Gedächtnisverlust leidet. Als er mit Hilfe eines ehemaligen Kommilitonen Davids identifiziert werden kann, werden die Protagonisten vor neue Probleme gestellt und geben der Geschichte eine aufregende Wendung. 

Auch wenn der Roman zwischendurch etwas langatmig erschien, ist es eine warmherzige Geschichte über einen geheimnisvollen Mann, dessen Rätsel spannend zu lösen ist. Es ist ein Roman über Loyalität und Nächstenliebe, über Vertrauen und Selbstvertrauen, eine Geschichte über Liebe und moderne Familien. Gleichzeitig enthält der Roman durch Regs Hintergrund eine politische Komponente, die tagesaktuell ist und zum Nachdenken anregt, wie man selbst in einer solchen Situation handeln würde. 
Es ist schön zu lesen, welche Entwicklung jeder Charakter durchmacht und wie der Zusammenhalt und die gemeinsame Hilfe für Reg für jeden einzelnen zu einem persönlichen Happy End führt. 



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